Brilon-Totallokal: Die Zahlen stimmen – keine Frage!
brilon-totallokal: Thülen – Die Zahlen stimmen – keine Frage. Und doch sorgt sich Johannes Becker, Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Thülen, ernsthaft um die weitere Selbstständigkeit der kleinen, im Jahr 1897 gegründeten Genossenschaftsbank. Zahlreiche Mitglieder, dazu Ehrengäste aus den Verbundunternehmen sowie aus Gesellschaft und Politik begrüßte Becker eingangs der Generalversammlung. Die fand am Mittwochabend, 17. Juni, im gut besuchten Gasthof Zur Post in Thülen statt.
„Die staatliche Bankenregulierung wird für uns zu einer immer größeren Belastung“, begründete Johannes Becker anschließend seine Sorge. Um den immensen Aufwand noch stemmen zu können, gebe es verwaltungstechnisch bereits die Kooperation zwischen den Volksbanken Thülen, Marsberg und Reiste-Eslohe sowie der Spar- und Darlehnskasse Oeventrop.
Der Aufsichtsratsvorsitzende sieht die Volksbank zu Unrecht drangsaliert – beispielsweise durch den Zwangsbeitrag zum europäischen Bankenrettungsfonds. „Wir waren nicht die Glücksritter, die die Bankenkrise ausgelöst haben. Wir sind seit 118 Jahren mit unserem sehr bewährten und risikoarmen Geschäftsmodell ausschließlich für die Region aktiv“, so Becker. Mit Blick auf die EU-Finanzpolitik forderte er daher deutlich mehr Rücksicht auf die Belange kleiner Banken.
Vorstand Ferdinand Klink sah ebenfalls die Regulatorik und den Niedrigzins als große Herausforderungen. Nicht zu unterschätzen sei außerdem der demografische Wandel. Da freute es besonders, dass im Geschäftsjahr trotzdem wieder 63 neue Mitglieder begrüßt werden konnten. Zum Stichtag am 31. 12. 2014 hielten genau 2040 Bürger Anteile an ihrer Volksbank.
Einen guten Grund dafür sieht Ferdinand Klink im VR-Mitgliederbonus, der bei geschickter Nutzung bis zu 12,5 Prozent Dividende pro Geschäftsanteil bringen kann.
Nicht nur bei der Regulatorik, sondern auch bei der Förderung der Beratungsqualität machen die vier benachbarten Genossenschaftsbanken gemeinsame Sache. Davon profitieren alle Mitgliedern und Kunden. Ferdinand Klink: „Angesichts des politisch gewollten Niedrigzinses ist eine sehr gute Beratung bei der Geldanlage unerlässlich.“ Nur ein optimaler Mix verschiedener Anlageformen sichere den Sparern noch eine auskömmliche Rendite.
Die Vorstände Bernd Einheuser und Ferdinand Klink lobten hier ebenso wie Aufsichtsratsvorsitzender Johannes Becker die hoch motivierten und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volksbank. Sie hätten dank der gezielten Weiterbildung kompetent und freundlich die Mitglieder und Kunden betreut und damit den Erfolg der Bank gesichert.
Als „insgesamt noch zufriedenstellend“, wertete dann Vorstand Bernd Einheuser in seinem Überblick das Geschäftsjahr 2014. Das Kreditgeschäft war leicht rückläufig. Die Steigerung im Privatkundenbereich konnte dabei die verhaltene Nachfrage bei den Firmenkunden nicht ausgleichen. So sanken die Auslagen um 600.000 Euro auf jetzt 47,1 Millionen Euro. Der Niedrigzins drückt mittlerweile auch die Marge der Bank beim Zinsgeschäft. Die Zinsspanne schmilzt dahin – im Jahresvergleich um 330.000 Euro.
Einen erstaunlich hohen Zuwachs gab es mit 3,6 Millionen Euro (Plus 7,4 %) im Einlagengeschäft. Ausschlaggebend waren dafür einige kurzfristige Einlagen von Großanlegern. „In diesem Jahr fehlen die. Daher können wir nicht mit weiteren Steigerungen rechnen“, dämpfte Bernd Einheuser die Erwartungen.
Beim Kundengesamtvolumen konnte die Volksbank Thülen 2014 eine Steigerung um drei Millionen Euro (Plus 2,1 %) verzeichnen. Dieser Wert spiegelt mit Hypotheken, Bauspareinlagen, Versicherungen und Fondsanlagen bei den Verbundpartnern den gesamten Betreuungsansatz der Volksbank wider. Der aus den Geschäften mit Partnern wie der Bausparkasse Schwäbisch Hall, der R + V Versicherung oder der Fondsgesellschaft Union Investment erzielte Provisionsgewinn ist im Jahresvergleich ganz leicht gesunken.
„Dennoch“, so Bernd Einheuser, „können wir im Vergleich mit anderen Geldinstituten unsere Größe insgesamt zufrieden sein, auch wenn die Bilanzsumme um 1,3 Prozent auf jetzt 72,6 Millionen Euro zurückgegangene ist.“ Der ausgewiesene Jahresüberschuss betrug 119,9 Tausend Euro. An die Mitglieder werden in einem Mix aus Dividende und Bonuszahlung gut 70.500 Euro ausgeschüttet. „Der restliche Gewinn fließt in die Rücklagen. Das dient der Zukunftssicherung“, betonte Bernd Einheuser.
Die Bank, so die Vorstände Einheuser und Klink, stehe vor großen Aufgaben. Fehlendes Wachstum, steigende Kosten und das niedrige Zinsniveau bereiten die größten Sorgen. Man müsse also noch effizienter werden. Ziel sei es, alle Dienstleistungen zu fairen Preisen anbieten zu können. Dafür müsse die Bank immer wieder sämtliche Kosten analysieren und nach weiteren Einsparmöglichkeiten suchen.
Natürlich hat die Region dank der genossenschaftlichen Werte wie Solidarität, Fairness und Verantwortung auch 2014 wieder von ihrer Volksbank profitiert. Über 200.000 Euro sind an Steuern gezahlt worden.
Die Mitglieder honorierten den großen Einsatz von Vorstand und Aufsichtsrat, so dass die Entlastung zur Formsache wurde. Das erfahrene Aufsichtsratsmitglied Michael Karte wurde im Amt bestätigt. Viel Applaus gab es im Rahmen der Ehrung von gleich sieben Mitgliedern, die der Genossenschaftsbank seit 50 Jahren die Treue halten. Es sind: Waltraud Wiggenbrock, Heinrich Buxort, Günter Dietrich, Franz Finger, Friedhelm Schlüter, Heinrich Schlüter und Werner Vogt.