AVRAM – ein außergewöhnliches Konzert

Brilon-Totallokal: Begeisterung und stürmischer Beifall im vollbesetzten Briloner Bürgerzentrum

brilon-totallokal:  Brilon – Der Funke sprang früh über beim AVRAM -Konzert am 3. Juli im Bürgerzentrum. Anerkennende Pfiffe und Zwischenapplaus schon beim 2. der 16 interkulturellen Lieder und Musikstücke aus Orient und Okzident.  Virtuosität und sichtbare Spielfreude bei den Künstlern, jeder für sich mit atemberaubenden Solopartien und doch immer verbunden miteinander zu einem faszinierenden Klangkörper voller Spannungsbögen. Frontfrau Schirin Partowi, die die Musik vielfach selbst geschrieben hat, sang die Texte nicht nur wunderschön, sondern lebte sie durch ausdrucksstarke Mimik und Gestik.

„It’s incredible, how they changed the styles“, schwärmte einer, der Ahnung hatte: Farzad Shafikhani aus dem Iran. Er und seine Familie sowie zwei junge Menschen aus Eritrea hatten die Einladung des Bürgermeisters zum Besuch des Konzerts angenommen, und Dr. Christof Bartsch begrüßte sie herzlich als „unsere Gäste“. Dem Fremden nahekommen, über die Musik Brücken schlagen zwischen den Kulturen, gemeinsame Wurzeln finden und daraus ein tieferes Verständnis füreinander zu entwickeln, diesen Anspruch von AVRAM könne man nur bekräftigen, sagte er. Zu oft werde nur betont, was uns trenne. Es gäbe jedoch in den drei semitischen Religionen so viel Gemeinsames, angefangen vom Vater Abraham und den gemeinsamen Wurzeln bis zu Gemeinsamem in den ethischen Werten.

Rhythmus pur, nuancenreiche Interpretationen -fetzig, fröhlich, sanft, fordernd, besorgt, traurig, hoffnungsfroh – ließen die Botschaft von der Sehnsucht des Menschen nach Liebe, Frieden und Gottesnähe, die die drei Weltreligionen verbindet, ankommen in Brilon. Die gemeinsamen Wurzeln- man konnte sie in der Musik erspüren, in den Übersetzungstexten, die das Programm enthielt, finden und durch die hervorragende Erzählkunst von Peter Glas im Kern verstehen. Die Botschaft: Sich auf den Weg machen zu einem friedvollen Miteinander der Kulturen, wie es das im Verlauf der früheren Geschichte schon gegeben hat.

Was sicher eine ganz profane Brücke darstellte, war die Hitze. Ob weiß, ob dunkler und welchen Glaubens auch immer, man schwitzte gemeinsam und freute sich, das inhaltsvolle und so herrlich stabile Programm als Fächer nutzen zu können.

Als Zeichen dafür, dass die Religionen in Brilon sich achten und keine Ressentiments gegenüber einander haben, wertete der Bürgermeister dankend den gemeinsamen Auftritt des Imams der türkisch islamischen Gemeinde, der Pfarrerin der ev. Kirchengemeinde und des Probstes. Sie beteten zu Beginn des Konzerts im Wechsel für eine Welt der Brüderlichkeit, für die Freiheit und den Frieden in der Welt, für die Menschen die auf der Flucht sind vor Krieg und Terror und für die, die in Brilon untergebracht sind. Ein Rabbi fehlte, denn eine jüdische Gemeinde gab es zwar mal in Brilon, aber nach der Nazizeit nicht mehr. Nun erklangen ihre Lieder von Avram, vom Shabbat, der Thora und der Klezmer-Tanz wieder ganz in der Nähe ihrer einstigen Wohnhäuser.

Begeistert und stehend applaudierend dankten die Besucher dem AVRAM Ensemble für einen Abend, den man nicht vergessen kann.

Bildunterschrift: Nicht Klangbrücken aber Brücken im gemeinsamen Gebet bauten der Imam, die evangelische Pfarrerin  und der Probst zu Beginn des AVRAM-Konzerts

Text und Foto: Barbara Aulich

 

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