Stichwort der Woche von Norbert Schnellen

Brilon-Totallokal: Stichwort – Herdprämie oder Herdentrieb?

brilon-totallokal: Als in der vergangenen Woche das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur sogenannten „Herdprämie“ verkündet wurde, brandete deutschlandweit lauter Jubel in der Presse und in der Politik auf. Dabei hatten die Richter in Karlsruhe das Betreuungsgeld als solches überhaupt nicht bewertet, sondern lediglich ein Urteil zur jeweiligen Zuständigkeit von Bund und Ländern gefällt. Warum polarisiert die Zahlung eines Betreuungsgeldes an Eltern, welche ihrer Kinder in den ersten Lebensjahren zu Hause erziehen möchten, die Medien und die Politik so stark? Mit einer Milliarde Euro pro Jahr (vgl. Ausgabe für Verteidigung 30Mrd. Euro jährlich oder die deutsche Beteiligung an der Griechenlandhilfe von 113 Mrd. Euro) handelt es sich bei dieser Ausgabe doch eher um „Peanuts“. Der eigentliche Grund für die Ablehnung des Betreuungsgeldes ist, dass die „fortschrittlichen“ Menschen in den westlichen Industrienationen den „konservativen“ Kräften ein veraltetes Frauenbild vorwerfen, also eine Reduzierung von Frauen auf die drei „K“ = „Kinder, Küche und Kirche“. Daher ist es schon längst ein gesellschaftlicher Konsens, dass die Kindererziehung frühestmöglich in die „fürsorglichen Hände“ des Staats gehört.

Rein wissenschaftlich gesehen gehört der Mensch zur Spezies der Säugetiere. Bei diesen hat es die Natur nun mal so eingerichtet, dass sich die Muttertiere für einen gewissen Zeitraum um ihre hilflosen Jungen kümmern und auch mit den Organen ausgestattet sind, die den Nachwuchs in der ersten Zeit mit Nahrung versorgen, daher der Ausdruck „Säugetiere“. Wenn bei Tieren der Mutterinstinkt fehlt, sind die Jungen innerhalb kürzester Zeit verhungert oder werden leichte Beute von Raubtieren. Der Mensch hat in Einzelfällen schon oft versucht sich der leidigen Beschäftigung mit den lästigen Kleinen zu entledigen. Im klassischen Altertum und im Mittelalter gab es „Ammen“, die neben ihren eigenen Kindern auch die Kinder ihrer reichen Arbeitgeber mitsäugen mussten. Die Industriegesellschaft hat die künstliche Ersatzmilch und die Kindertagesstätte erfunden. Damit kann man die klassische Familie getrost in der Mülltonne der Geschichte entsorgen.

Die in der Milchwirtschaft übliche Praxis, Kälber direkt nach Ihrer Geburt von der Mutterkuh abzusondern, oder der zu frühe Verkauf von Welpen in der kommerziellen Hundezucht ist für viele der derzeitigen Meinungsmacher inhuman. Die gleichen Leute plädieren jedoch zeitgleich für einen möglichst frühen Beginn der Erziehung von Kindern in der Kita. Für Menschen gilt also kein Welpenschutz. Die große Frage ist: Warum dann überhaupt noch Kinder? Nur um sie als künftigen Produktionsfaktor für unsere kapitalistische Arbeitsgesellschaft heranzuziehen? Vielleicht sollten wir uns doch lieber stärker mit der Entwicklung von „Humanoiden Robotern“ befassen. Dann brauchen wir wenigstens keine Rücksicht mehr auf irgendwelche Gefühle zu nehmen. Die perfekten Wesen für die (un-)menschliche Gesellschaft von morgen.

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