Stichwort der Woche: „Die satte Generation“
Die Titanic sinkt und die Bordkapelle spielt weiter. Die „Upperclass“ feiert und bekommt vom Untergang des Schiffes nichts mit, weil es sie einfach nicht interessiert. An diese Filmszene fühlt man sich erinnert wenn man eine aktuelle Umfrage des Allensbach Instituts bei den 30 bis 59-jährigen Deutschen betrachtet. Sage und schreibe 91% dieser Altersgruppe sind mit ihrem Leben und der politischen Entwicklung in Deutschland eigentlich rundum zufrieden. Anscheinend machen sich die Menschen der Generation, der auch ich angehöre, keine Gedanken über das, was rundum in der Welt geschieht. Das Einkommen dieser kinderarmen und konsumorientierten Altersgruppe scheint zu stimmen, außerdem haben nach eigenen Angaben viele schon geerbt oder erwarten noch ein größeres Erbe. Die einzigen Sorgen die man sich macht, sind die um die eigene Altersvorsorge.
Während im „Haus Europa“ immer größere Bevölkerungsschichten verarmen, das demokratische System am Wanken ist, weltweit Millionen von Menschen auf der Flucht sind die und die ökologische Basis für ein Weiterleben künftiger Generationen wegbröselt, sitzen die „reichen Deutschen“ auf einer Insel der Glücksseeligen. Diese „Generation Merkel“ hat politisches Denken wohl komplett verlernt, Nachhaltigkeit ist für sie ein Begriff aus der „grünen Klamottenkiste“ des vorigen Jahrhunderts und soziale Gerechtigkeit eine klassenkämpferische Forderung aus dem 19.Jahrhundert. Natürlich, wenn man noch nicht geerbt hat, arbeitet man für seinen persönlichen Wohlstand und (noch) pflegt man Flüchtlingen gegenüber eine „Willkommenskultur“, insgesamt jedoch herrscht in meiner Generation nur blanker Egoismus und ein Konsumkult als Ideologie- und Religionsersatz. Sind wir wirklich so schlimm?
Wie bei allen Umfragen sollte man sich zunächst einmal fragen, wer der Auftraggeber war und wer, wie repräsentativ auch immer, befragt wurde. Auftraggeber von Allensbach ist die deutsche Versicherungswirtschaft. Die möchte natürlich, dass es viele Menschen gibt, die ihren Wohlstand halten, d.h. auch absichern, also versichern wollen. Befragt wurden 1.020 Personen, das mag zwar repräsentativ sein, kann jedoch wohl kaum die Vielfalt der Meinungen von 35 Millionen Menschen in dieser Altersgruppe widerspiegeln. Ich kenne viele Menschen in meiner Generation, die sich Gedanken über die Zukunft dieser Gesellschaft und das Leben künftiger Generationen auf diesem Planeten machen. Auch das ist natürlich nicht repräsentativ, aber ich hoffe, dass es eher zutrifft als die Allensbach Umfrage. Eine solch unpolitische und „satte“ Generation würde nämlich später einmal als „dumme Generation“ in die Geschichtsbücher eingehen – und da möchte ich dann wirklich nicht zugehören.