Stichwort der Woche: Marktgeschehen früher und heute
„Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht“, dieser etwas ruppige Buchtitel eines Fernsehmoderators war über viele Jahrhunderte eine Maxime des Konsumverhaltens der meisten Menschen. Man musste sich mit dem begnügen, was man selber erzeugen konnte. Ein kleinbäuerlicher Betrieb, wie er in unserer Region vorzufinden war, war in der Regel ein totaler Selbstversorger. Gerade jetzt, in der Erntezeit, war es wichtig die geernteten Lebensmittel zu konservieren und damit für den langen Winter haltbar zu machen. Der auf den Feldern geerntete Kappes wurde eingeschabt und gesalzen, damit man sich mit leckerem Sauerkraut auch im Winter die nötigen Vitamine zuführen konnte, Obst wurde getrocknet oder eingeweckt und das Fleisch vom Schlachten wurde durch pökeln und räuchern haltbar gemacht. Aus Flachs entstand mittels Spinnrad und Webstuhl Leinen als Bekleidungsstoff und natürlich wurde auch Schnaps gebrannt und Bier gebraut.
Alles was man nicht für die eigene Versorgung benötigte, konnte man „zu Markte tragen“. Diese Märkte befanden sich in den kleinen Städten der Region, auch die Briloner Kirmes ist aus einem solchen „Bauernmarkt“ entstanden. Mit den Erlösen aus dem Verkauf konnte man die Dinge erwerben, die man selber nicht herstellen konnte, die aber von den Handwerkern und Händlern in der Stadt feilgeboten wurden. Auf diesen Märkten wurde auch Vieh gehandelt und manch gelungenes Geschäft wurde anschließend auch ausgiebig begossen. So entstand nach und nach der Volksfestcharakter dieser Märkte.
Heute, in unserer Überflussgesellschaft, in der man in den Supermärkten und im Internet alles bekommen kann, was man braucht, oder auch nicht braucht, haben die Märkte eigentlich ihren Sinn verloren. Wie kommt es dann, dass wir von dem bunten Marktgeschehen auch heute noch magisch angezogen werden? Es ist einfach die Atmosphäre. Der Mensch genießt nun mal gern mit allen fünf Sinnen und die werden hier nun mal alle komplett beansprucht. Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen, all das regt natürlich zum Kaufen an. Und wenn wir dann meinen ein gutes Geschäft getätigt zu haben, bietet das natürlich auch einen willkommenen Anlass sich anschließend einen zu trinken.
Viel Spaß auf der Briloner Michaeliskirmes!