Erneut Pferd vor Kutsche durchgegangen

Hochsauerlandkreis: Zwei Verletzte nach Kutschenunfall in Schmallenberg – PETA fordert Pferdekutschenverbot von Landrat Schneider

brilon-totallokal:  Schmallenberg  3. Oktober 2015  – Erneut Pferd vor Kutsche durchgegangen: Am vergangenen Samstag kam es im Schmallenberger Ortsteil Bad Fredeburg zu einem folgenschweren Unfall mit einer Pferdekutsche, bei dem zwei Menschen verletzt wurden. Die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e.V. hat jetzt Landrat Dr. Karl Schneider gebeten, ein Verbot von Pferdekutschen im Hochsauerlandkreis zu prüfen – zum Schutz von Mensch und Tier. Einer Polizeimeldung zufolge befuhr das mit zwei Personen besetzte Gefährt die K 20 von Altenilpe kommend talwärts in Richtung Bad Fredeburg, als ihm etwa 500 Meter vor dem Ortseingang ein Traktor entgegen kam.

Das Pferd scheute und konnte vom Mitfahrer, der abstieg und das Tier am Kopf festhielt, nicht beruhigt werden. Der Mann wurde 10 Meter mitgeschleift. Die Kutsche raste daraufhin unkontrolliert talwärts, schoss nach zwei Kilometern Talfahrt über die Einmündung Altenilper Straße/Leißestrasse und kollidierte mit dem Gebäude des dortigen Schnellimbisses und einem Holzzaun. Das Pferd wurde nicht verletzt. Der Kutscher und der Mitfahrer erlitten leichte Verletzungen und wurden mit dem Rettungswagen ins Mescheder Krankenhaus gebracht. PETA veröffentlichte Anfang 2015 das vierte Jahr in Folge einen neuen Pferdekutschen-Unfallrekord und warnt eindringlich vor solchen Fahrten: Bei mindestens 60 Vorfällen wurden 2014 insgesamt 88 Fahrgäste zum Teil schwer verletzt.

„Die Risiken bei Kutschfahrten sind unkontrollierbar, denn Pferde sind Fluchttiere und können selbst bei geringen Störungen leicht in Panik geraten“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA Deutschland e.V. „Die Gefährte verfügen zudem weder über sichere Bremssysteme, Airbags, noch über eine Knautschzone. Schwere Unfälle sind daher vorprogrammiert. Der Unfall in Schmallenberg hätte viel folgenschwerer ausgehen können. Nur durch Glück wurden keine weiteren Menschen verletzt. Die einzige Lösung zum Schutz von Mensch und Tier ist deshalb ein Verbot von Kutschfahrten.“

In Rothenburg ob der Tauber wurde bereits im August 2010 das Pferdekutschenverbot vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof bestätigt.

Pferde sind sehr sensible und soziale Lauftiere, die in einer Herde leben möchten. Sie benötigen gutes Futter und stets frisches Wasser, Pflege und medizinische Versorgung. Selbstverständlich sollten zudem natürliches Sonnenlicht und frische Luft zur Verfügung stehen. Wenn diese essenziellen Haltungsvoraussetzungen nicht oder nur unzureichend gegeben sind, bedeutet das für die Tiere ein leidvolles Leben und führt auf Dauer zu lebensgefährlichen körperlichen Beeinträchtigungen. Ein Pferd in guter Haltung kann 35 Lebensjahre und mehr erreichen.

Bild:  Pferdekutschenunfälle fordern immer wieder Opfer bei Mensch und Tier / © 112-magazin.de

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