Stichwort der Woche von Norbert Schnellen

Nichts dazugelernt!

brilon-totallokal:  Vor fast genau 70 Jahren, am 16.Oktober 1945 wurde im kanadischen Quebec die Welternährungsorganisation (FAO) als Organisation der Vereinten Nationen gegründet. Unter dem Eindruck des 2.Weltkriegs sollte diese Einrichtung den Hunger in der Welt bekämpfen und allen Menschen einen Zugang zu ausreichender Nahrung und sauberem Trinkwasser sichern. Eine Aufgabe die, wie wir wissen, bis heute nicht geschafft wurde. Woran liegt das? Nach der Bildung der zwei Machtblöcke zum Ende des Krieges versuchten beide Systeme, sowohl das kommunistische als auch das kapitalistische, möglichst viele Länder der Welt in ihren Einflussbereich zu bringen. Dieser Imperialismus nahm keinerlei Rücksicht auf die Einwohner dieser Länder, ihre Kultur und ihre traditionelle Lebensweise. Im Gegenteil, diese Länder wurden systematisch ausgebeutet und ihrer Lebensgrundlagen beraubt.

Bodenschätze und landwirtschaftliche Produkte wurden nach Russland, in die USA und nach Europa gebracht und dienten hier zum Aufbau des (im Westen mehr, im Osten weniger) großen Wohlstands. Bezahlt wurden diese Waren mit Waffen und Schmiergeld an eine kleine Oberschicht in diesen Ländern. Die Masse der Bevölkerung wurde ihrer Existenzgrundlage beraubt und musste hungern. Aufstände wurden mit Hilfe der neuen „Kolonialmächte“ und der Lieferung von Kriegsgerät niedergeschlagen. Die hungrigen Menschen in den Entwicklungsländern zahlten somit den Preis für unseren Wohlstand.

Nach dem Ende des „Ostblocks“ vor 25 Jahren zeigte sich der westliche Raubtierkapitalismus noch ungenierter als vorher. Westliche Konzerne beteiligen sich direkt an der Enteignung von Kleinbauern in Afrika und werden dabei noch von der Entwicklungspolitik der westlichen Staaten unterstützt. Nach der Finanzkrise im Jahr 2008 entdeckten findige Finanzjongleure den Landbesitz als neue, krisensichere Wertanlage. Auf Landflächen, die sie weltweit unter den dubiosesten Umständen in ihren Besitz bringen, installieren sie mächtige Agrarfabriken, die ohne Rücksicht auf Umwelt und Tierschutz, massenweise Billigware produzieren.

Kein bäuerlicher Betrieb in der 1. oder 3.Welt, der halbwegs ressourcenschonend arbeitet, kann gegen diese Betriebe konkurrieren. Um diese verbrecherischen Aktivitäten zu legalisieren, drängen die internationalen Konzerne die Politik zu immer neuen Freihandelsabkommen. Im Schatten von TTIP und CETA verhandelt die EU seit 2002 über EPA, ein Abkommen welches die Märkte mehrerer afrikanischer Staaten schutzlos den Exporten aus der EU aussetzt und die dortige Struktur noch mehr zerstört.

Die jetzt einsetzende Völkerwanderung ist ein Resultat dieser Politik. Die gleichen Politiker, die uns jetzt zur Solidarität mit den Flüchtlingen aufrufen, haben mit einer jahrzehntelangen Wirtschaftspolitik zugunsten einer kleinen, reichen Klientel, diese Entwicklung mit verursacht. Wir können das jetzt alles zum Kotzen finden – die hungernden Menschen in Afrika können noch nicht einmal mehr das!

Teilen Sie diesen Bericht mit Ihren Freunden