Brilon-Totallokal: Die (un-) politische Jugend
brilon-totallokal: Mal wieder eine „Studie“, die der herrschenden politischen Klasse und dem „Mainstream“ das Wort redet. Ein niederländischer Mineralölkonzern untersucht seit über 50 Jahren die politische Einstellung der jungen Deutschen zwischen 12 und 25 Jahren. Man muss sich das einfach mal auf der Zunge zergehen lassen: Einer der größten Konzerne der Welt, der sich hauptsächlich dadurch „auszeichnet“, dass er mit seiner rücksichtslosen Expansionspolitik und Umweltzerstörung die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen stiehlt, lässt 2.500 Jugendliche in Deutschland über ihre Meinung zu Gesellschaft und Politik befragen. Heraus kommt natürlich, dass eine Mehrheit von über 60% mit den heutigen Zuständen in Staat, Gesellschaft und Politik sehr zufrieden sind. Jedes andere Ergebnis hätte mich auch überrascht.
Eigentlich können wir, wenn wir der Shell-Jugendstudie Glauben schenken, absolut positiv in die Zukunft blicken. Im Gegensatz zu früheren Generationen gibt es jetzt keine Generationskonflikte mehr, weil die Mehrheit der Jugendlichen die gleichen Vorstellungen vertritt wie ihre Elterngeneration. Das ist zwar äußerst langweilig und eigentlich auch tödlich für die Weiterentwicklung einer Gesellschaft, liegt aber daran, dass die Jugendlichen von ihren Eltern (neben viel Geld) den Pragmatismus und die uneingeschränkte Toleranz geerbt haben. Beide Generationen nutzen mit ihren Smartphones vermehrt die Segnungen der neuen Medien, misstrauen zwar den Konzernen, die die Netze betreiben, aber was soll’s, da kann man so wie so nichts dran ändern.
Geradezu beängstigend ist das Vertrauen der befragten Jugendlichen in die staatlichen Organe. 84% respektieren die Wichtigkeit von Polizei, Gerichten und sogar die Bundeswehr genießt hiernach bei der Jugend ein hohes Ansehen. (Man hätte die Wehrpflicht vielleicht doch nicht abschaffen dürfen!) Oberste Priorität hat bei den befragten Jugendlichen der berufliche Erfolg. Hierfür würden sie auch viel in Kauf nehmen. Das Umweltbewusstsein liegt mit 34% eher im unteren Bereich. Insgesamt haben wir es hier also mit verwöhnten, langweiligen Spießern zu tun, für die Anpassung und Konsum wichtiger sind als kritisches Hinterfragen. Die Zeit der mündigen Bürger ist somit Geschichte.
Wer viel mit jungen Menschen zu tun hat, weiß, dass diese Studie ein absoluter Mumpitz ist. Wie zu erwarten gibt diese Studie keine Meinung wieder, sondern soll viel mehr dazu benutzt werden Meinung zu machen. Es ist also reine Propaganda, man möchte den Jugendlichen damit vermitteln, dass sie nur dann dazu gehören, wenn sie sich auch so verhalten wie es ihnen die Studie vorgaukelt. Dahinter steht der Geist von Baldur von Schirach, dem Führer der Hitlerjugend und von Egon Krenz, dem ewigen Berufsjugendlichen der FDJ.
Es liegt an uns, unsere Jugend rechtzeitig vor solchen Rattenfängern zu warnen und sie zu kritisch denkenden Demokraten zu erziehen.