Brilon-Totallokal: Stichwort der Woche von Norbert Schnellen
brilon-totallokal: Mit dem Fest Allerheiligen, am kommenden Sonntag, beginnt ein Monat mit Gedenktagen an denen wir uns an die Menschen erinnern, die ihr Leben bereits beendet haben. Das sogenannte Totengedenken ist mit Sicherheit eine gute Sache, damit die Menschen die uns einmal nahestanden auch in der Erinnerung bei uns bleiben. Auf der anderen Seite sollte man diese Zeit sicher auch dafür nutzen, einmal über das eigene Leben nachzudenken. Denn so ein Leben ist nun mal eine endliche Sache und je älter man wird, umso näher rückt der Zeitpunkt des eigenen Endes.
Was für ein Leben führen wir, haben wir wirklich noch Einfluss auf die Gestaltung unseres Lebens, oder sind wir hauptsächlich fremdgesteuert? Natürlich müssen wir arbeiten um unseren Lebensunterhalt zu verdienen und unsere Familie zu ernähren. Dabei passen wir uns immer mehr den äußeren Gegebenheiten an, selten fragen wir uns, was wir eigentlich selber möchten. Um in unserem beruflichen und privaten Umfeld klarzukommen, schmücken wir uns gern mit Attributen, welche schon nach außen signalisieren, dass wir es geschafft haben.
„Mein Haus, mein Auto, mein Boot“, dieser alte Werbespot eines Geldinstitutes beeinflusst unser aller Leben.
Keiner von uns möchte gern als „Loser“ dastehen. Daher passt man sich an und wundert sich, dass man plötzlich in einer sehr uniformen Gesellschaft lebt, in der keiner mehr Zeit für sich und andere hat, weil er nur dem beruflichen Erfolg und den von der Gesellschaft gesetzten Normen und Konsumzielen hinterherhetzt.
Vor einhundert Jahren mussten unsere Vorfahren noch sehr viel Zeit aufwenden um für ihre tägliche Nahrung zu sorgen und im Winter eine warme Wohnung zu haben. Trotzdem verfügten sie über viel mehr Zeit zum Nachdenken und zur Reflektion ihres eigenen Lebens. Wie kommt das? Wir verwenden heute einen Löwenanteil unserer Zeit damit immer aktuell informiert zu sein, wir leben sozusagen immer „online“, sind also immer erreichbar und lassen uns mit allen möglichen virtuellen Einflüssen zumüllen. Dabei haben wir es verlernt uns den wirklich wichtigen Fragen des Lebens zu stellen. Durch die zunehmende Entfremdung von der Natur haben wir den allgegenwärtigen Zyklus des Kommens und Gehens, der Geburt und des Sterbens völlig aus unserem Alltag verbannt.
Wir leben eigentlich nur im Hier und Jetzt und verfügen damit immer mehr über die Lebensperspektive einer Eintagsfliege. Wenn dann eines Tages die große Frage kommt, was man aus seinem Leben gemacht hat, müssen die meisten von uns feststellen, dass sie selber eigentlich überhaupt nicht gelebt haben, sondern nur von anderen gelebt worden sind. Sicherlich können wir unser gesellschaftliches Umfeld nicht von heute auf morgen verändern, aber es lohnt sich sicherlich mal ab und zu „offline“ zu sein und darüber nachzudenken, wie man wirklich leben möchte und wie man wieder einen Sinn in die ganze Sache reinbekommt.