Die sieben Todsünden der modernen Welt

Brilon-Totallokal: Stichwort der Woche von Norbert Schnellen

brilon-totallokal: Im Christentum gibt es die sieben Todsünden welche, ohne Buße, unweigerlich in der Hölle enden: Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit. In unserer heutigen Zeit klingt das alles natürlich sehr stark nach Mittelalter und Bildern von Hieronymus Bosch, warum soll man so etwas noch ernst nehmen? Es war kein Christ, sondern ein Hindu, der diese sieben Todsünden in die Aktualität unserer modernen Zeit brachte. Mahatma Gandhi hat von fast 70 Jahren seine Version publiziert: Reichtum ohne Arbeit, Genuss ohne Gewissen, Wissen ohne Charakter, Geschäft ohne Moral, Wissenschaft ohne Menschlichkeit, Religion ohne Opferbereitschaft und Politik ohne Prinzipien.

Wenn man sich so auf der Welt umschaut, sind diese Todsünden ein ganz konkreter Spiegel unserer heutigen Realität und es ist schon erstaunlich, dass Gandhi seine Interpretation schon in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts geschrieben hat. „Reichtum ohne Arbeit“ gilt heute als eins der erstrebenswertesten Ziele unserer Gesellschaft. „Warum soll ich arbeiten? – Ich lasse lieber mein Geld arbeiten“, ein Werbespruch, dem wir alle Glauben schenken und voller Neid auf die schauen, die das schon geschafft haben. Das soll eine Todsünde sein? Auf dieser Basis steht doch unsere komplette Wirtschaftsordnung!

„Genuss ohne Gewissen“ ist die Tatsache, dass wir die Verantwortung für grausame Massentierhaltung und Umweltzerstörung gern an die Produzenten delegieren, die sollen das ändern, Hauptsache es bleibt billig. „Wissen ohne Charakter“ ist im heutigen Berufsleben absolut nötig. Wenn ich mein Wissen und meine Kenntnisse mit anderen teile, kann ich doch nicht mehr glänzen und Andere laufen mir den Rang ab. „Geschäft ohne Moral“ bedeutet ja nichts anderes, als das was heutzutage die Regel ist. „Erst kommt das Fressen und dann kommt die Moral“, wer sich dabei übers Ohr hauen lässt ist selber schuld. „Wissenschaft ohne Menschlichkeit“, hierzu sollte man mal Menschen fragen, deren Leiden mit medizinischen Mitteln unnötig verlängert wird, die Atomunfälle überlebt haben oder Bekanntschaft mit modernen Waffentechniken machen mussten.

„Religion ohne Opferbereitschaft“ heißt fromme Sprüche klopfen und nicht bereit sein sich selbst und die Welt zum Besseren zu verändern. Letztendlich „Politik ohne Prinzipien“, hierzu kann man sich wohl jeden Kommentar sparen. Wer aber hat diese Politiker gewählt oder sie zumindest nicht verhindert?

Wenn wir uns jetzt alle dieser Todsünden schuldig machen, kommen wir dann später auch mal in die Hölle? Ich glaube das wäre zu einfach, ich bin vielmehr der Überzeugung, dass wir uns, wenn wir so weiter machen, schon hier die „Hölle auf Erden“ schaffen: Eine unmenschliche Welt, in der wir alle sowohl Täter als auch Opfer des Systems sind. Die christlichen Katecheten kannten den Begriff der Reue und der Umkehr. Nur wenn wir uns ernsthaft mit diesen Fehlentwicklungen auseinandersetzen haben wir die Chance diesem Teufelskreis zu entkommen.

Teilen Sie diesen Bericht mit Ihren Freunden