Gedenktafel an der Altenbürener Mühle

„Die Barmherzigkeit der Familie Gerbracht darf Altenbüren niemals vergessen!“ – 186 Menschen Zuflucht gegeben – Einweihung und Segnung der Gedenktafel an der Altenbürener Mühle

brilon-totallokal:  Etwa 30 Altenbürener und Altenbürenerinnen waren gekommen am 7.11 zur Einweihung und Segnung der neuen Gedenktafel an der Altenbürener Mühle. An den 2. April 1945 wolle man erinnern, sagte Ortsvorsteher Heinz Meyer in seiner Ansprache. Dieser Tag habe vielen Menschen in Altenbüren Leid und Elend gebracht. Während des Hochamtes feuerten die US-Truppen plötzlich Artilleriegranaten auf Altenbüren, von denen einige die Kirche trafen. Durch Granatsplitter oder Gesteinsbrocken wurden drei Kinder verletzt. Nun gab es kein Halten mehr.

„Bis auf einige Unentwegte verließen die Einwohner fluchtartig das Dorf.“

Die meisten hätten sich in den nahen, jedoch dunklen und feuchten Stollen im Winsberg gerettet. Viele seien zur Mühle geflohen, da sie sich dort aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage sicherer wähnten. Ohne eine Gegenleistung zu fordern, habe die Familie Gerbracht bis zu über 180 Personen aufgenommen und versorgt und „im wahrsten Sinne des Wortes ihr letztes Brot (Mehl war ja zum Glück vorhanden) und ihr letztes Hemd gegeben und sich besonders der Armen und Kranken angenommen.“ Zeitzeugen hätten berichtet, dass die Kinder aufgereiht im Ehebett schliefen und die Müllersleute, Theresia (Mühlenthres) und Ignatz Gerbracht, auf dem Heuboden. Die Suppe wurde im Wäschepott gekocht, damit jeder wenigstens einmal am Tag etwas Warmes zu essen bekam. Diese Barmherzigkeit der Familie Gerbracht dürfe Altenbüren niemals vergessen. Aus diesem Grund habe die Dorfgemeinschaft Altenbüren e.V. die Gedenktafel aufgestellt. „Unsere Nachkommen dürfen diese Zeit nicht vergessen und müssen immer daran erinnert werden, dass Krieg das Schlimmste ist, was den Menschen passieren kann“, mahnte Heinz Meyer und dankte herzlich allen Spendern und Helfern.

In einer Andacht segnete Pastor Ansgar Drees    die Gedenktafel und wünschte, dass viele den Text „lesen und Schlüsse ziehen“. Nach „Großer Gott wir loben Dich“ und „Lobet den Herren“ saß man noch länger gemütlich bei Kaffee oder Bier zusammen bei Enkelin Kirsten Hanses und erzählte von Gehörtem oder Erlebtem aus der damaligen Zeit. Viele erinnerten sich noch an das verwüstete Dorf ihrer Kindheit. „Was die Oma geleistet hat, geht in die Geschichte ein“, Margit Gerbracht, die spätere Schwiegertochter der Müllersleute und jetzige Besitzerin der Mühle, berichtete auch von der Gefahr, in die die beiden sich gebracht hatten. Tief unterm Heu hielten sie vier deutsche Soldaten versteckt, obwohl doch immer noch amerikanische Panzer Richtung Rixen fuhren.

Text + Bild: Barbara Aulich

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