Naturschnee an Feiertagen eher die Ausnahme, Schneemenge seit 1950 konstant
brilon-totallokal: Winterberg. Alle Jahre wieder: Das Warten auf weiße Weihnachten. Schnee soll liegen, während im Wohnzimmer die Familie am geschmückten Baum sitzt. Doch außer im Skigebiet Ruhrquelle dreht sich kein einziger Lift. Dass jedoch weiße Weihnachten in den deutschen Mittelgebirgen schon immer die Ausnahme waren und einige weitere, verbreitete Annahmen ebenfalls ins Reich der Legenden gehören, belegen langjährige und teils aktuell aufgearbeitete Statistiken.
Vorweg: Wetterexperten wissen, dass in den deutschen Mittelgebirgen im Schnitt nur jede fünfte Weihnachtszeit mit Schnee gesegnet ist. Ausnahmen bilden lediglich erhöht liegende Orte wie der Kahle Asten. Zwischen 1981 und 2010 waren 27 „Heilige Abende“ weiß. In den dreißig Jahren davor waren es übrigens 23! Gibt es demnach heute häufiger Schnee als früher? Zumindest an Heiligabend und zumindest auf dem Kahlen Asten. Der Wetterdienst kachelmannwetter.de hat dazu langjährige Messreihen des Deutschen Wetterdienstes ausgewertet.
In der jüngeren Vergangenheit gab es etwas mehr Schnee als heute
Mal abgesehen von Weihnachten, gab es denn früher nicht mehr Schnee als heute? „Klar“, werden die meisten Menschen sagen – auf der Grundlage von Erinnerungen und befeuert von der Diskussion um den Klimawandel. Genauer hingeschaut, stellt sich die Situation allerdings anders dar. Die Statistik zeigt deutliche Wellenbewegungen in der Aufzeichnung der Schneehöhen auf dem Kahlen Asten. Wenn man den zehnjährigen Mittelwert annimmt, so liegt die durchschnittliche Schneehöhe der achtziger Jahre in etwa gleichauf mit der ersten Dekade des neuen Jahrtausends. Dazwischen die schneearmen Neunziger. Die Aufzeichnung existiert erst seit 1955. Auf den gesamten Zeitraum gesehen, ist die Schneemenge allerdings konstant geblieben.
Meteorologe Jörg Kachelmann hat aktuell Zahlen zu einer Statistik zusammengetragen, die selbst versierte Wetterbeobachter verblüffen. Der Dienst kachelmannwetter.de hat jeweils den Zeitraum von Oktober bis April eines jeden Winters ausgewertet, und das seit 1911. Das Ergebnis: Zwar gab „früher“ ein paar Schneetage mehr, aber so gravierend wie die meisten Menschen vermuten, ist das gar nicht. Die meisten Wetterstationen hatten eine vergleichsweise geringe Differenz. So auch der Kahle Asten, der zwischen 1951 und 1980 um die 132 und in den Jahren von 1891 bis 2010 rund 120 Schneetage meldete.
Vor hundert Jahren gab es sogar weniger Schnee!
Spektakulär wird die Kachelmann-Statistik wenn man noch weiter in die Vergangenheit schaut. Zwar existierten in der Vorkriegszeit nur wenige Wetterstationen und der Kahle Asten gehört nicht dazu, deren Ergebnisse jedoch verblüffen: in den Jahren zwischen 1911 bis 1940 ist demnach sogar weniger Schnee gefallen als in der heutigen Zeit! Es kommt also darauf an, wie breit oder wie kleinteilig der Statistiker den Auswertungszeitraum setzt.
Sommer sind wärmer geworden, Winter kalt geblieben
Zum Klimawandel: Eine Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur haben die Statistiker in der Wintersport-Arena Sauerland tatsächlich registriert. Allerdings nur in den Sommermonaten, in dieser Zeit allerdings sehr deutlich. Seit den siebziger Jahren ist die durchschnittliche Temperatur in der grünen Jahreszeit um 1,5 Grad gestiegen. Die Winter sind jedoch konstant kalt geblieben. Das stellen übrigens auch die Kollegen in den Alpen fest.
Ob weiße Weihnachten oder nicht – die Aussichten auf den Winter sind für die Skigebiete in der Region nach wie vor gut. Das zeigt auch ein Blick in die Statistik. Im zurückliegenden Winter begann der Skibetrieb erst am zweiten Weihnachtstag – und leitete eine sehr gute Saison ein. Auch die Winter 1983/84, 1984/85, 1987/88, 1994/95 und 2003/04 hatten im Dezember keine oder nur sehr weniger Schneetage. Dennoch folgte eine gute Saison.