Brilon: 25. Neujahrsempfang des Wirtschaftsclub Hochsauerland

Brilon-Totallokal: Anspruchsvolle Rede von Dr. Marc Zoellner – Erster Empfang 1991 im Schellhorn bei Fam. Wiegelmann

brilon-totallokal: Eckhard Lohmann – 1. Vorsitzender des Wirtschaftsclub Hochsauerland – konnte wie in der Vergangenheit, wieder viele Mitglieder mit Familienangehörigen zum nunmehr fünfundzwanzigsten Neujahrsempfang begrüßen. Besonders begrüßte er die Abgeordneten Prof. Dr. Patrick Sensburg MdB, Matthias Kerkhoff MdL NRW, den Landrat des HSK DR. Karl Schneider, Prof. Dr. Anne Jakobi von der FH Südwestfalen, die Bürgermeister der Städte Brilon – Dr. Christof Bartsch, Hallenberg, Michael Kronauge und Olsberg – Wolfgang Fischer. Den Beigeordneten der Stadt Brilon Reinhold Huxoll und die Vertreter der im Rat der Stadt Brilon vertretenen Parteien. Mit den Wünschen für ein Gutes gesundes Jahr 2016 machte er die Gäste darauf aufmerksam, dass sie sich in der Tourismusregion Nummer 1 in NRW und der drittstärksten Wirtschaftsregion unseres Landes befinden, um somit nahtlos auf den Festredner Dr. Marc Zoellner hinzuweisen. Der Ehrenvorsitzende des Wirtschaftsclub Hubertus Stickel wies in seiner kurzen Rede daraufhin: „Die Neujahrsempfänge des Wirtschaftsclub unterscheiden sich von den Empfängen anderer dadurch, das es bei uns besseres Essen und kürzere Reden gibt“.

Ich bin heute in drei Funktionen hier

Dr. Marc Zoellner, Leiter des Akkumulatorenwerk Hoppecke stellte sich in seinen drei Funktionen die er heute einnehme vor. Zuerst als langjähriges Mitglied des Wirtschaftsclub, dann als lokaler Unternehmer und letztlich als Unterstützer und aktives Mitglied im Wirtschaftsrat. Dieser Rat ist vor vielen Jahren von Ludwig Erhard, ehemaliger Bundeswirtschaftsminister und Kanzlernachfolger von Konrad Adenauer ins Leben gerufen worden. Nach Zöllners Ansicht ist es wichtig sich in einer freien Gesellschaft zu engagieren. Präsentation und Repräsentation ist wichtig. Elf Tausend Unternehmen sind Mitglied im Wirtschaftsrat, sie sind in mehr als einhundert Fachausschüssen aktiv beteiligt. Dies ist auch ein Teil der sozialen Marktwirtschaft. Bei ihr geht es um die Idee das Freiheit glücklich macht, wobei der Staat es nicht besser weiß sondern der Markt. Der Staat steckt den sozialen Rahmen ab und sorgt um den Ausgleich. Die Selbstverpflichtung des Eigentums gehört auf der anderen Seite dazu. Der Wirtschaftsraum steht für mehr Freiheit und für mehr Initiativen. Daher soll der Staat nur so viel regeln wie nötig und nicht wie möglich. Für überzogene Regelung stehen Mütterrente, verkürzte Lebensarbeitszeit usw.

Wenig marktwirtschaftliche Entscheidungen gegenwärtig

Ein starker Staat wird gebraucht um z. B. die eigenen Grenzen abzusichern, Sicherheit für die Bürger und das Land wieder herzustellen und die Durchsetzungsfähigkeit deutlich zu machen. Durch den Wegfall der Sicherung der EU-Außengrenzen in Griechenland vernachlässigen wir unsere Grenzen im guten Glauben, das es geht. Wir müssen uns klar sein, das den Staat drei Kriterien ausmachen: Erstens das Staatsvolk – mit seiner Identität, zweitens die Staatsgewalt – sie geht vom Volke aus und drittens das Staatsterritorium – d. h. seine Grenzen schützen und Sicherheit garantieren.

Wir sind irgendwie offen für alles und doch nicht so richtig

Die letzten zwölf Monate bringen jeden zum Nachdenken. Es gibt jedoch keine Debatte zur Identität im Rahmen der Flüchtlingsfrage. Wir sind als Land und Volk irgendwie offen für alles und sind es andererseits doch nicht so richtig. Die Rettung Griechenlands in der Finanzkrise war falsch und führte letztendlich zu offener EU-Außengrenze zur Türkei und des Mittelmeeres. Es erfolgte und erfolgt weiterhin keine Registrierung an den Außengrenzen in Griechenland. Das Hereinlassen erfolgt sicherlich im guten Glauben helfen zu müssen. Die Grenzen sollten jedoch vielmehr offen sein, für sich nicht ausweisende und für jene die sich unserem System nicht anpassen wollen. Viele Entscheidungen sind in der nahen Vergangenheit unter großem Zeit- und Sozialdruck gefallen, ohne in der kürze der Zeit die richtigen Alternativen gesehen zu haben. Wir begegnen jetzt den Realitäten der Entscheidungen, was steht uns noch bevor? In den Unternehmen hätte man in dieser Situation auf klare Kommunikation Wert gelegt. Leider reagierten und reagieren jedoch auch einige Medien im vorauseilenden Gehorsam.

Jetzt ist es zwingend den Bürgern Orientierung zu geben, wobei jedoch klar sein muss, es gibt keine einfachen Lösungen.

Die Verpflichtung vor unserer Geschichte ein soziales Gesicht abzugeben, sowie der offenbar bewusste Verzicht auf staatliche Symbole bringt die politische Mitte in Gefahr. Es liegt an uns etwas einzubringen und uns zu mehren. Die drei im März 2016 anstehenden Landtagswahlen werden Veränderungen herbeiführen. Das Land muss sich der Identität bewusst sein, denn ohne diese ist eine Integration nicht funktionsfähig möglich. Der für eine gelungene Integration wichtigen Faktoren Anzahl der Menschen und Zeit stehen jedoch jetzt im Widerspruch. Erschwerend kommt noch hinzu, das die demokratischen Grundwerte unserer Gesellschaft in der arabischen Welt so nicht praktiziert und anerkannt werden. Dort gilt die archaische (altertümlich) Ausprägung, das wollen wir jedoch nicht. Aus einem Artikel der New York Times ist die Sicht von außen auf unser Land in der Flüchtlingskrise gut erkennbar, denn da werden wir dargestellt als diejenigen: „Die die Sünden der Vergangenheit mit einer rücksichtslosen Gefühlsduselei überdecken wollen.“ In China, wo die Akkumulatorenwerke Hoppecke ebenfalls einen Firmensitz unterhalten ist der Blick auf unser Land ebenfalls ein anderer.

Dort versteht man unser Verhalten nicht und kann die Ereignisse von Köln (Sylvester), die dort in aller Munde sind nicht nachvollziehen.

Andererseits ist das Thema Abgasmanipulation und VW in der breiten Masse Chinas kein Thema. Dr. Zoellner schließt aus seinen Kenntnissen Chinas den Schluss, das wir von China lernen können, Unrecht zu benennen und Wandlungen zu erkennen und zu beherrschen. Dort müssen jährlich etwa 20 Millionen Menschen die aus dem ländlichen Bereich in die Städte und deren Umfeld ziehen integriert werden. Dieses ist eine enorme Leistung. Dass die Dimensionen in jeglicher Beziehung dort anders sind, sollen ein paar Zahlen verdeutlichen. In China gibt es z. Zt. 2.500 Fernschnellzuglinien, vergleichbar unseren ICE. In fünf Jahren werden es 4.000 Linien sein. Zur Zeit betreibt China zwanzig Kernkraftwerke in fünf Jahren werden es vierzig Stück sein. Darüber hinaus wird dort die Infrastruktur der Wachstumsmotor für die nächsten Jahre sein. Die hier so stark beachtete Börse hat dort nicht die Bedeutung für die Wirtschaft.

Mit Blick auf die Agenda 2010 weißt er darauf hin, das durch diese immerhin sechs Millionen Arbeitsplätze hinzugewonnen worden sind und der derzeitig niedrige Ölpreis, die niedrigen Zinsen und der schwache Euro ein Wirtschaftswachstum von ca. 2 % im Jahr 2016 ermöglichen sollten. Ein Gegensteuern bei diesen Indikatoren wäre fatal. Wir müssen vielmehr Investieren in Verkehr und Digitalisierung. Wir benötigen einen fairen Rahmen und Breitband für alle – auch im Sauerland. Eckhard Lohmann verabschiedet Dr. Marc Zoellner mit dem Hinweis das er ebenso wie sein Vorgänger zum Neujahrsempfang 2015 – Dr. Christof Bartsch – eine anspruchsvolle Rede zum Startpunkt 2016 gehalten habe.

Bild: Der Vorstand des Wirtschaftsclub Hochsauerland mit dem Gastredner Dr. Marc Zoellner, seinem Vater und dem Ehrenpräsidenten des Wirtschaftsclub, Claus Zoellner. (V. li.) Hubertus Stickel, Alexander Mielke, Claus Zoellner, Stefan Scholz, Dr. Marc Zoellner, Eckhard Lohmann und Claudia Rudolph.

Text: Peter Kasper – Bild: Ulrich Trommer

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