Stichwort der Woche: „Klüngelbiotope“
brilon-totallokal: Ist Ihnen auch schon mal aufgefallen, dass es zwar schon viele Firmenpleiten aber noch nie eine Behördenpleite gegeben hat? Behörden oder öffentliche Institutionen bleiben auch dann noch bestehen, wenn ihre eigentliche Aufgabe schon lange nicht mehr existiert. So gibt es auch heute noch eine „Bundesmonopolverwaltung für Branntwein“, welche durch die Aufgabe des staatlichen Branntweinmonopols im Jahr 1976 und entsprechender EU-Gesetze schon lange überflüssig ist, aber erst im Laufe der kommenden Jahre aufgelöst werden soll. Auch die ZVS, also die Zentrale Vergabestelle für Studienplätze, hat nach ihrer eigentlichen Auflösung im Jahr 2008 ein zweites Leben angefangen.
Als „Stiftung für Hochschulzulassung“ führt sie ein Zombiedasein in einer sich völlig veränderten Studienwelt. Andere Institutionen sind da nicht so zimperlich. Sie behalten ihren alten Namen und bekommen von der Politik nur andere Aufgabenfelder zugeschanzt. Die gute alte Knappschaft kann als Versicherung der Bergleute auf eine 750-jährige Tradition zurückblicken. Doch mal ehrlich, wieviel Bergleute gibt es heute noch in Deutschland? Findige Politiker mit fester Vernetzung zum Bergbau schusterten der altehrwürdigen Knappschaft mit der Verwaltung und Erhebung der Versicherungspauschalen für die vielen Minijobber ein stabiles neues Standbein zu. Zum Thema Bergbau: Wussten Sie, dass die Stadt Stralsund an der Ostsee über ein eigenes Bergamt verfügt, obwohl es dort weder Berge, noch Bergbau gibt?
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau, kurz KfW, wurde 1948 als Instrument zur Verteilung der Gelder aus dem so genannten Marshallplan gegründet. Heute, fast 71 Jahre nach Kriegsende ist diese Institution lebendiger als je zuvor. Sie erteilt Kredite für Studenten, für energetische Modernisierungen und spielt im internationalen Bankengeschäft ganz oben mit. In der Bankenkrise 2008 kam die KfW in die Schlagzeilen, weil sie, unter der Leitung von Ingrid Matthäus-Maier, die bankrotte Bankentochter IKB mit öffentlichen Mitteln stützte. Ingrid Matthäus-Maier, war die nicht mal Politikerin? Richtig und hier erschließt sich uns ein tieferer Sinn dieser ganzen überflüssigen Behörden und Institutionen. Sie dienen oft als so genanntes „Klüngelbiotop“, das heißt, dass arme Politpensionäre und (unfähige) Ministerialbeamte dort ein bescheidenes Zubrot zu ihrer kargen Alterssicherung verdienen können.
Wieviel Milliarden uns diese ganze überflüssige Bürokratie kostet, auch an Arbeitskraft in Unternehmen und Privathaushalten, lässt sich sicherlich nie genau ermitteln. Was aber zum Beispiel die aktuelle Kindergelderhöhung um sage und schreibe 4 Euro pro Monat kostet, wird von Finanzpolitikern gern mal in Milliardensummen hochgerechnet. Anscheinend haben die meisten dieser Politiker keine Kinder …und das ist sicher auch gut so, weil sich so viel Dummheit und Egoismus nicht auch noch durch Fortpflanzung erhalten sollte.