EGGER und Dr. Becker Burg-Klinik in Stadtlengsfeld kooperieren

Brilon-Totallokal: „Wir wollen auch für die Mitarbeiter da sein, die mit psychischen Problemen zu kämpfen haben“

Die Firma EGGER aus Brilon unterstützt ihre Angestellten bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen. Dafür kooperiert sie mit der Dr. Becker Burg-Klinik in Stadtlengsfeld. Ein Gewinn für alle Beteiligten. 

brilon-totallokal: Stadtlengsfeld. Depressionen, Burnout, Angst- oder Anpassungsstörungen – etwa 15% aller Krankschreibungen erfolgen heutzutage aufgrund psychischer Erkrankungen, 2003 waren es noch 7%. Was für den Betroffenen eine große Einbuße an Lebensqualität bedeutet, ist für den Arbeitgeber ein deutlicher wirtschaftlicher Verlust: Studien gehen von bis zu 40 Tagen Arbeitsausfall pro betroffenem Arbeitnehmer aus. Immer mehr Firmen gehen deswegen dazu über, ihr betriebliches Gesundheitsmanagement auch auf psychische Erkrankungen auszuweiten.

Schnell und unbürokratisch

Auch die Firma Egger aus Brilon, ein internationaler Hersteller von Holzwerkstoffen, hat ihr Angebot für Mitarbeitergesundheit vor zwei Jahren den veränderten Rahmenbedingungen angepasst. „Auch bei unserem betrieblichen Gesundheitsmanagement, das wir seit fünf Jahren anbieten, ging es zunächst nur um physische Belange wie z. B. Rückengesundheit. Wir wollten aber auch für die Mitarbeiter da sein, die mit psychischen und psychosomatischen Problemen zu kämpfen haben“, erklärt Anna Köster-Kurwald, Referentin HR-Marketing bei Egger Deutschland. Die Geschäftsleitung begann, verschiedene Möglichkeiten in Gesprächen mit psychosomatischen Einrichtungen und Ärzten auszuloten. In Stadtlengsfeld, Thüringen, fanden sie schließlich einen Kooperationspartner, der den firmeneigenen Ansprüchen gerecht wurde. „Ganz wichtig war uns eine schnelle, unbürokratische Hilfestellung und ein ‚kurzer Weg‘ zum Facharzt. Wenn ein Mensch ein akutes psychisches Problem hat, dann hat er eins meist nicht: Zeit“, erinnert sich Martin Ansorge, kaufmännischer Werksleiter in Brilon. Hier bot die psychosomatische Dr. Becker Burg-Klinik ein Modell, das betroffenen Mitarbeitern sehr kurzfristig Unterstützung bieten kann.

Fünf Tage bezahlt freigestellt

„Wenn jemand einen nahen Angehörigen verliert, und darüber in eine Depression oder Anpassungsstörung abzurutschen droht, braucht er sofort Hilfe. Nicht erst in drei Monaten. Das ist für den erfolgreichen Heilungsverlauf entscheidend“, weiß Dr. Holger Süß, Chefarzt der Burg-Klinik. Sein Haus, das standardmäßig Angebote für Akutpatienten bereithält, macht Termine für akut Betroffene binnen einer Woche möglich. Warum eine schnelle Intervention wichtig ist und woran man psychosomatische Erkrankungen bei Arbeitnehmern erkennen kann, erläuterte Dr. Süß rund 80 Führungskräften der Firma Egger im Mai 2014 auf einer Informationsveranstaltung. „Unsere Führungskräfte haben die Aufgabe, dieses – durchaus sensible – Angebot im Betrieb greifbar zu machen und auf Alarmsignale bei ihren Mitarbeiter zu achten. Wenn sie beispielsweise einen Leistungsabfall, Konzentrationsschwäche oder wiederholte Krankschreibungen bemerken, dann sprechen sie den betroffenen Mitarbeiter an. Bestätigt dieser den Bedarf an medizinischer Unterstützung, wird er von uns für fünf Tage bezahlt freigestellt. In dieser Zeit hat er die Möglichkeit, in der Burg-Klinik einzuchecken“, erläutert Martin Ansorge. Die Kosten für den Aufenthalt werden von der Firma pauschal übernommen.

„Reha light“ in der Burg-Klinik

Das Programm, das der Mitarbeiter dann in Thüringens größter Rehabilitationsklinik durchläuft, nennt Chefarzt Holger Süß augenzwinkernd „Reha light“. „Der Betroffene unterzieht sich bei uns einer umfassenden Diagnostik. In ausführlichen Gesprächen sammeln unsere Fachärzte, Psychologen und Therapeuten eine Woche lang Informationen über seinen Gesundheitszustand. Der Mitarbeiter nimmt außerdem an sport-, ergo- und psychotherapeutischen Maßnahmen bei uns teil. So kann er direkt erleben, ob ihm davon etwas hilft. Am Ende der Woche führe ich dann noch mal ein Gespräch mit ihm und entscheide gemeinsam mit dem Mitarbeiter, was das beste weitere Vorgehen für ihn ist“, erläutert Dr. Süß. Die Empfehlungen, die der Mitarbeiter für seine Gesunderhaltung bekommt – wie zum Beispiel den Rat, eine ambulante Therapie zu machen, die Ernährung umzustellen oder regelmäßig Blutdruck zu messen – sind streng vertraulich. „Nur der Mitarbeiter entscheidet, was er aus den Empfehlungen der Klinik macht. Wir als Unternehmen haben da keinerlei Einfluss drauf und erfahren auch nichts von der Woche in der Burg-Klinik“, betont Köster-Kurwald.

Langfristigen Ausfall verhindern

Das Konzept geht auf. 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben seit 2014 das Angebot ihres Arbeitgebers angenommen und sich im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagement für die „Reha light“ freistellen lassen. „In allen Fällen konnte ein langfristiger Ausfall verhindert werden. Das ist wertbringend für beide Seiten“, ist sich der kaufmännische Werksleiter sicher. Auch das Feedback der Mitarbeiter falle durchweg positiv aus. „Wenn sie uns was von der Burg-Klinik erzählen, dann immer nur, wie gut ihnen die Woche getan hat.“

Quelle: Egger

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