Volksbank unterstützt historischen Schnadezug am 27. Juni 2016

Brilon-Totallokal:  Volksbank unterstützt historischen Schnadezug – Karten sind im Internet abrufbar / Flyer mit Karte liegt aus

brilon-totallokal: Schützenfest und Schnade – das gehört in Brilon bis heute zusammen und hat schon eine lange Geschichte:  Der Briloner Schnadezug gehört zu den größten und originellsten Volksfesten Westfalens und ist der Inbegriff der Briloner Brauchtums- und Traditionspflege. Der nächste Schnadezug findet am Montag, 27. Juni 2016, statt.

An diesem Tag versammeln sich die Schnadebrüder pünktlich um 6.30 Uhr mit einem Blumenstrauß am Hut auf dem Marktplatz vor dem festlich geschmückten Rathaus. Nach der Eröffnungszeremonie setzt sich der Schnadezug in Bewegung.  Die Karte mit dem Weg des Schnadezuges 2016 liegt in den Filialen der Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten und bei der Stadt Brilon aus.

Schnadeweg 2016

Der Schnadeweg hat eine Länge von etwa 23 km und führt vom Marktplatz aus über die Derkere Straße zum Derker Tor hinaus. Über den Kalvarienberg und den Poppenberg hinweg geht es nach Petersborn und von dort das Kahle Hohl hinunter bis zur Lüttmecke. Von dort geht es oberhalb von Brilon-Wald bis zum Kerbsiepen und von dort zunächst den Kirchweg und dann der Schmala entlang bis zum Honigknäppchen, wo vor zwei Jahren die letzte Schnade endete.

Vorbei an der Feuereiche geht es nun immer der Elleringhauser Grenze entlang bis zum Frühstücksplatz Am Habberg, der gegen 11.00 Uhr erreicht wird. Nach der Verlesung des ersten Rezesses wird hier eine etwa zweistündige Rast eingelegt. Anschließend geht es hinunter zur Bahnlinie bei Elleringhausen und von dort den Borberg hinauf, wo an dem Grenzstein unterhalb der Kapelle der zweite Rezess verlesen wird. Danach geht es den Borberg wieder hinunter zum Papendiek, über die Wiesen im Rott hinweg den Eisenberg hinauf bis zur Altenbürener Grenze und von dort zum Lagerplatz Am Aspe.

Der Rückmarsch nach Brilon wird gegen 19.00 Uhr angetreten und führt durch die Einzel und den Derkerborn bis zum Rochuswäldchen. Hier hält der Schnadezug für etwa 15 Minuten an, um sich zu ordnen und auf Nachzügler zu warten. Unter dem nun einsetzenden Geläut aller Kirchenglocken ziehen die Schnadebrüder in die Stadt ein. Anschließend wird der Petruskump dreimal umrundet.

Zum Abschluss nimmt der Bürgermeister auf der Freitreppe  des Rathauses vom Stadtschreiber das Schnadebuch und die städtische Standarte wieder in Empfang und die Schützenoffiziere bringen die Fahnen zurück in das Rathaus. Danach löst sich der Schnadezug auf. 

HINTERGRUND ZUR SCHNADE

In der Zeit des Mittelalters war es in vielen Städten und Dörfern des Herzogtums Westfalen üblich, dass Bürger hinauszogen, um die Grenzen ihrer Gemarkung zu kontrollieren. In Brilon ist der Brauch des Schnadezuges bereits zum Ende des 14. Jahrhunderts bezeugt: Am 24. Juni 1388 gingen Bürgermeister Sweder van Hottepe und die Bürger Henneke Bick, Tyleman Tassche, Wichard van den Eyken, Johan Steinhoff und Heinrich Bickil, entlang der Waldecker Grenze, um dort Grenzsteine zu errichten, Schnadebäume zu kennzeichnen und einen Grenzvertrag mit ihrem Nachbarn, dem Grafen von Waldeck, abzuschließen.

Die Grenzen des Grundbesitzes wurden damals durch große Steine, manchmal auch durch besonders gekennzeichnete Bäume markiert. Die Richtigkeit der Grenzziehung musste aber in irgendeiner Weise überprüft werden: Denn die Briloner Nachbarn waren oft streitbare Adelige, die immer darauf bedacht waren, den eigenen Grundbesitz zu vergrößern. Oftmals wurden sogar Fehden um die Grenzen geführt  und die Grenznachbarn waren bei der Wahl ihrer Mittel – Steine konnte man versetzen und Bäume fällen – nicht immer zimperlich.

Überprüfungen anhand von Flurkarten oder Grundbüchern schieden im Mittelalter wegen der verschiedenen und oft umstrittenen Grenzverläufe aus. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurden  durch die Preußen systematisch und flächendeckend Katasterkarten in der Region angelegt.

So machten sich die Briloner regelmäßig auf den Weg, um im Uhrzeigersinn jeweils ein Fünftel ihrer außergewöhnlich langen Stadtgrenzen zu kontrollieren. Erst nach fünf Schnadezügen in einem Zeitraum von zehn Jahren ist somit das gesamte Stadtgebiet einmal komplett umschritten. Der Briloner Bürger sagt dann stolz: »Ich bin einmal rum«.

Bei den Schnadegängen waren auch immer die Vertreter des jeweiligen Grenznachbarn zugegen, damit man sich gemeinsam von der Richtigkeit der Grenzziehung überzeugen konnte. Kam es zu Unstimmigkeiten, so wurde noch an Ort und Stelle ein neuer Rezess, eine Art Vergleich oder Grenzvertrag, geschlossen. Auf diese einfache Weise konnte sich so eine Generation nach den anderen den Verlauf der Grenzen einprägen.

Text und Bild: Marianne Witt-Stuhr, Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten

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