Rede des Bürgermeisters zum Schnadezug am Montag, 27.06.2016

Guten Morgen Brilon, Good morning, bonjour, доброе утро, Buenos dias, dzień dobry, Buongiorno, Günaydin, Sabahu AlKhayr, Goedemorgen!

Meine verehrten Damen, liebe Schnadebrüder, sehr geehrte Gäste aus nah und fern, liebe Bürgerinnen und Bürger der Stadt Brilon, in dieser frühen Morgenstunde heiße ich Sie im Namen des Rates und der Verwaltung der Stadt Brilon herzlich willkommen. Ich freue mich sehr, Sie alle heute Morgen hier auf unserem Marktplatz vor unserem 766 Jahre alten Rathaus zur historischen Schnad begrüßen zu dürfen.

Gemeinsam mit mir begrüßt Sie am heutigen Morgen die Briloner Waldfee Marie Becker. Freundlicherweise stellt sie uns heute ihren Wald bereit, um eine jahrhundertealte, seit 1388 währende Tradition zu pflegen und zu leben, die Brilon ganz besonders macht.

“Lot bröggen, bat brögget, vey wahret use Schnad.”

Ein Satz, der in der DNA eines jeden Briloners eingebrannt ist: Wenn die Schnad ruft, bleibt alles andere liegen, aus nah und fern sind wir dabei. Vor 628 Jahren, so sagen es die Schnaderezesse und die alten Urkunden, gingen nachweislich zum ersten Mal Briloner Männer die Grenzen unserer Vaterstadt ab. Seitdem gehen wir regelmäßig im ganz konkreten Sinne des Wortes an unsere Grenzen.

Was haben wir in den vergangenen Wochen und Monaten nicht über den Begriff, den Sinn und Zweck und die Bedeutung von Grenzen diskutiert. Dabei ging es nicht nur um die ganz konkreten Grenzen, die Gebiete oder Eigentümer voneinander trennen, sondern auch um individuell wahrgenommene Grenzen von Belastbarkeit, Grenzen von Verständnis und Toleranz und Grenzen, die uns eigene Meinungen und Einstellungen aufzuerlegen versuchen.

Bei aller Infragestellung, bei aller Offenheit und Freizügigkeit: Grenzen haben auch heute noch ihre Bedeutung. Sie zeigen uns, wo wir hingehören, sie stiften Identität mit Lebensräumen. Sie bieten Schutz und verlässliche Rechtsräume, rechtsstaatliche Ordnungen, die dem Zusammenleben von Menschen zuträglich sind. Gerade die sich derzeit darstellende Weltsituation, die an vielen Stellen aus den Fugen geraten erscheint, beweist die Angewiesenheit auf begrenzbare Ordnungen. Die schwierige Frage ist, wo wir die notwendigen Grenzen ziehen und wie bereit wir sind, Grenzverschiebungen vorzunehmen und zu akzeptieren, um Freiheit zu gewährleisten. In dieser Dialektik zwischen Schließung und Öffnung, zwischen Ein- und Entgrenzung, zwischen Ordnungspolitik und grenzenloser individueller Freiheit liegt der Kern der Debatte.

Es scheint sich aus alldem die Notwendigkeit ableiten zu lassen, Grenzen zu halten und ggf. auch zu sichern, gerade um Freiheit und Offenheit zu gewährleisten. Eine maßlose Entgrenzung kann, so zeigt es die Erfahrung, in die Enge der Abschließung zurückfallen, in Protektionismus, Nationalismus und Ideologentum. Die Geschehnisse dieser Tage in Europa sind ein Beleg dafür und geben Anlass zur Sorge.

Wenn wir heute an unsere Grenzen gehen und deren Bestand überprüfen, dann soll also nicht das Trennende der Grenze, sondern das Verbindende im Vordergrund stehen; und wenn wir dann und wann über unsere Grenzen hinaus gehen, dann steht dies im Dienste der Offenheit und Freiheit, die ihrerseits ohne die Grenzen nicht denkbar sind. Wir gehen an die ganz konkreten Grenzen unserer Stadt, die dabei aber auch als Symbol stehen für unsere inneren Grenzen, für die Grenzen in uns.

Für die Brilonerinnen und Briloner, die Beruf oder Familie von ihrer Vaterstadt weg in andere Dörfer, Städte und Länder geführt haben, ist unser Schnadezug immer wieder Gelegenheit, die Heimat zu besuchen und Verwandte und Freunde wiederzusehen. Allen, die Sie von auswärts zur Schnad 2016 in Ihre Heimatstadt gekommen sind, gilt mein herzlicher Willkommensgruß.

Der Schnadezug ist natürlich für die Stadt Brilon auch immer wieder Anlass und Gelegenheit, Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben, aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, einzuladen. Ich will es mit einigen wenigen persönlichen Begrüßungen bewenden lassen.

Ich heiße willkommen die Mitglieder des Rates der Stadt Brilon und die Kolleginnen und Kollegen der Verwaltung, vor allem auch die, die sich für die Vorbereitung dieser Schnad im Bauhof, Forst, im Rathaus und im Amtshaus besonders eingesetzt haben. Einen Dank sage ich auch jetzt schon an die Feuerwehrmänner, die Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DRK, die für unsere Schnad heute Dienst tun.

Und einen besonderen Gruß sage ich den Frauen und Männern, die diesen Tag musikalisch umrahmen: die Sänger des Männergesangvereins Brilon und die Musiker des Bläserkorps des Hegerings sowie der Jagdhornbläsergruppe Brilon und die Musikerinnen und Musiker des Tambourkorps der Freiwilligen Feuerwehr und des Musikvereins Hoppecke „Die Hochsauerländer“. Einige Musikerinnen und Musiker des Blasorchesters Brilon begleiten uns wie immer auch auf dieser Schnad; sie können berab und bergauf, da am liebsten aber bergauf, sind sie auch als „Bergauf-Kapelle“ bekannt.

Ein Gruß gilt den Abgeordneten des Bundestages Dr. Patrick Sensburg und Dirk Wiese sowie dem Landtagsabgeordneten Matthias Kerkhoff.

Ich begrüße den Ehrenbürgermeister der Stadt Brilon, Franz Schrewe, mit ihm alle ehemaligen Mitglieder des Rates und Mitarbeiter der Verwaltung.

Ein Gruß gilt den Vertretern der Kirchen, der Wirtschaft, der Banken, der Schulen und der Verbände, der in Brilon ansässigen und für Brilon zuständigen Behörden und den Bürgern unserer Nachbarstädte.

Ich werte es als Zeichen von Bodenständigkeit und Standorttreue, dass unsere heimischen Unternehmen so zahlreich an der Schnad beteiligt sind, sie zur Kontaktpflege nutzen und dazu selbst stets viele Gäste aus nah und fern mitbringen. Stellvertretend für alle Vertreter aus Wirtschaft und Unternehmen begrüße ich den Präsidenten der IHK Arnsberg, Ralph Kersting.

Herzlich begrüße ich meinen Olsberger Amtskollegen Wolfgang Fischer. Lieber Wolfgang, heute gehen wir die Grenze ab, die unsere beiden Städte voneinander trennt, umso mehr aber miteinander verbindet. Ich freue mich sehr, dass Du von Anfang an dabei bist und ich verstehe dies als Ausdruck des guten nachbarschaftlichen Miteinanders.

Dasselbe gilt für den Marsberger Bürgermeister Klaus Hülsenbeck, der nicht nur in dieser Funktion, sondern auch als „Briloner Junge“ dabei ist. Ein herzlicher Gruß gilt dem Beigeordneten Herrn Betten unserer Nachbarstadt Rüthen, mit der wir besonders in Fragen des Waldes und der Forstwirtschaft eine enge Partnerschaft pflegen.

Der Wald verbindet uns auch mit der Stadt Herbolzheim im Breisgau. Die Herbolzheimer haben seit der großen Windbruchkatastrophe 1999 durch Sturm Lothar freundschaftliche Verbindungen mit den Mitarbeitern unseres Forstbetriebes, die nach Kyrill 2007 vertieft wurden. Ich begrüße Bürgermeister Ernst Schilling und Förster Christian Funke. Lieber Ernst, lieber Christian: schön, dass Ihr da seid!

Seit den ersten DLG-Waldtagen in der „Messestadt Madfeld“ im Jahr 2015 verbindet uns der Wald auch mit der Deutschen-Landwirtschafts-Gesellschaft. Ich begrüße herzlich heute Morgen unter uns den Geschäftsführer des Fachbereichs Ausstellungen der DLG, Herrn Peter Grothues, sowie den Ausstellungsverantwortlichen Herrn Dr. Reiner Hofmann.

Unsere Stadt Brilon ist als Hansestadt schon seit dem Mittelalter bis zum heutigen Tage eine weltoffene Stadt geblieben. Beschränkten sich die Beziehungen im Mittelalter auf die rein wirtschaftlichen Kontakte, auf den Handel, so sind heute unsere Städtepartnerschaften mit Hesdin in Frankreich, Heusden-Zolder in Belgien, Thurso in Schottland und dem brandenburgerischen Buckow ein Zeichen dieser Weltoffenheit.

 

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