Brilon-Totallokal: Jetzt geht’s rund
brilon-totallokal: …sagte der Rot Milan und flog in das Windrad! Zugegeben, ein etwas makabrer Witz, aber er trifft genau die Situation der Umweltpolitik in unserem Land. Auf der einen Seite sollen im neuen Naturschutzgesetz des Landes NRW drastische Eingriffe, auch in den privaten Land- und Waldbesitz vorgenommen werden, um dem Artensterben entgegenzuwirken. Auf der anderen Seite wird seit der sogenannten Energiewende eine Politik für (überdimensionierte) Großwindanlagen gefördert, welche weitgehend ohne Rücksicht auf Mensch und Tier in die, sonst so schützenwerte, Landschaft gesetzt werden. Die sensiblen Zugvögel, die im Wald schon bei der kleinsten Veränderung der Landschaft gefährdet sein sollen, werden dann in freier Landschaft von unzähligen Großwindanlagen geschreddert. Medizinisch gesehen könnte man ein solches Verhalten als schizophren bezeichnen. Soll man dann lieber wieder zurück zu Kohle und Kernkraft? Natürlich nicht, aber die derzeitige Umsetzung der Energiewende begünstigt sogar die weitere Notwendigkeit des Einsatzes fossiler Energien, weil große Windanlagen ohne ausreichende Speichermöglichkeiten den immensen Energiehunger unserer Gesellschaft nicht zu jeder Zeit gleichmäßig befriedigen können. Da läuft also schwer was falsch im Lande NRW.
Eine wirklich erfolgreiche Energiewende bedeutet auch den Abschied von der bisherigen Kraftwerksphilosophie. Nicht immer größer, zum Vorteil von Investoren, sondern immer kleiner, zum Vorteil der Verbraucher und der Umwelt. Momentan kommen die Milliarden, die wir alle über die EEG-Abgabe zahlen, in die Taschen von einigen Wenigen, die bei den großen Anlagen als Investoren auftreten. Oft sind das die gleichen Typen, die uns früher den Atomstrom als „saubere Energie“ verkauft haben, mit dem Erfolg, dass wir und noch viele Generationen nach uns für die Entsorgung und Endlagerung aufkommen müssen. Jetzt haben sie sich grün angestrichen und verkaufen uns Ökostrom aus CO2 neutralen Windkraftanlagen. Dabei ist die CO2 Bilanz dieser Anlagen, unter Berücksichtigung des CO2 Ausstoßes bei deren Herstellung, alles andere als „sauber“. Eine solche Anlage muss erst mal einige Jahre effektiv arbeiten um wirklich klimaneutral zu sein – und das ist ohne ausreichende Speichermöglichkeit ohnehin nicht möglich.
Eine wirkliche Energiewende muss da anfangen, wo Energie verbraucht wird, also in den Haushalten und Unternehmen. Das große Problem ist nämlich, dass unser Energieverbrauch nur deshalb so hoch ist, weil wir die Primärenergie absolut uneffektiv einsetzen. An den Möglichkeiten der Kraft- Wärmekopplung, dem Einsatz von Solarziegeln beim Hausbau, der Nutzung von Industrieabwärme wird kaum etwas getan, weil es dafür offensichtlich keine Lobby gibt. Dem Land fehlt auch einfach das Geld dafür, hier Investitionsanreize zu schaffen. Dieses Geld landet nämlich, durch überhöhte Einspeisevergütungen, wieder in den Taschen einiger weniger Investoren, die anscheinend eine gute Lobbyarbeit betreiben. Ein Schelm der Böses dabei denkt!
Text: Norbert Schellen