Brilon-Totallokal: Stichwort der Woche von Norbert Schnellen – Schmetterlinge im Bauch…
brilon-totallokal: … kommen davon, wenn man Raupen im Gemüse verschluckt! Eine bunte Blumenwiese mit Schmetterlingen ist sicherlich für jeden eine Augenweide und ein tolles Naturerlebnis. Eine Raupe auf dem Salatteller oder im Broccoli gehört eher zu den Naturerlebnissen die man nicht haben möchte. Also muss schon bei der Gemüseproduktion dafür gesorgt werden, dass diese kleinen Tierchen auf gar keinen Fall auf den Teller kommen. Hierfür hält die chemische Industrie eine breite Palette von praktischen Hilfsmitteln für die industrielle Landwirtschaft, aber auch die chemische Keule für den privaten Hobbygärtner bereit. Die Folge ist natürlich, dass die Schmetterlingsforschung seit Jahren einen drastischen Rückgang der Artenvielfalt bei den schönen Faltern verzeichnen muss.
Natürlich sind nicht nur die Pestizide, die für diese Entwicklung verantwortlich. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft und die damit verbundene Umstrukturierung unserer Landschaft haben dafür gesorgt, dass die Lebensräume für Schmetterlinge, aber auch für viele andere Tierarten hierzulande recht knapp geworden sind. Einzelne geschützte Biotopflächen können diese Entwicklung nicht aufhalten. Durch den Wegfall des notwendigen genetischen Austauschs mit anderen Populationen degenerieren auch die Bestände auf diesen wenigen ökologischen Inseln in der kargen Monokulturlandschaft und verschwinden dann auch von der Bildfläche.
Mit den Schmetterlingen verschwinden dann auch die Vogelarten, denen die Raupen als Nahrung dienen. Auch andere Insektenarten, wie zum Beispiel die Bienen, finden in unserer schönen neuen Welt keinen ausreichenden Lebensraum mehr. „Ist mir egal, dann esse ich keinen Honig mehr zum Frühstück, sondern nur noch Marmelade!“ Geht auch nicht, denn ohne Bienen keine Bestäubung, also auch kein Obst, also nur noch synthetisch erzeugte Ersatzbrotaufstriche. Gut dass wir unsere leistungsfähigen Chemiekonzerne haben.
Am Beispiel der Schmetterlinge wird deutlich, wie sehr wir Menschen inzwischen in den Kreislauf der Schöpfung eingegriffen haben. Irgendwie haben wir die Aufforderung in der Schöpfungsgeschichte „Macht Euch die Erde untertan“ falsch verstanden. Über viele Jahrtausende hinweg lebten die Menschen im Einklang mit der Natur. Erst seit der industriellen Revolution im 19.Jahrhundert greifen wir schonungslos in den empfindlichen Kreislauf der Natur ein.
Die Ursache dafür ist sicherlich zum Teil in der Bevölkerungsexplosion zu suchen, weil immer mehr Menschen diesen Planeten bevölkern und auch satt werden wollen. Gravierender ist jedoch sicher die Gewinnsucht eines sehr kleinen Teils der Weltbevölkerung, die nur durch immer mehr Konsumanreize für die „große Masse“ befriedigt werden kann. Bald werden Kinder einen Schmetterling nur noch aus Bilderbüchern, sorry, ich meine natürlich Bildanimationen auf dem Smartphone kennen. Schade!
Text: Norbert Schnellen