Brilon-Totallokal: Arbeit, Alltag, Abstinenz: Ambulante Therapie möglich Caritas Suchtberatung stellt Jahresbericht vor.
brilon-totallokal: „Wege aus der Abhängigkeit“, so ist der Jahresbericht der Drogen- und Suchtberatung des Caritasverbandes Brilon überschrieben. In 2015 begleitete das Team von Liliane Schafiyha-Canisius, Leitung der Suchtberatung, 528 Menschen auf dem Weg zu einem abstinenten Leben. Die Klientenzahl ist im Vergleich zum Vorjahr nur um acht Personen gestiegen. Deutlicher hingegen haben die Beratungen zugenommen: im Vergleich zum Vorjahr um knapp 300 auf 1912 Beratungskontakte. Ein weiterer, detaillierterer Blick auf die Zahlen weist einen Trend auf: Die Anzahl der 16- bis 25-jährigen Klienten ist gestiegen.
Klientenzahlen
In Zahlen: Unter 16 Jahren wurden im Vorjahr 14 Klienten aufgenommen, in 2014 waren es 8. In der Gruppe der 16- bis 25-Jährigen waren es 123, in 2014 genau 91. Dass tendenziell der Suchtmittelkonsum in jüngeren Jahren ansteigt, deckt sich mit dem bundesweiten Suchtbericht“, sagt Liliane Schafiyha-Canisius. Die größte Klientengruppe liegt nach wie vor in der mittleren Altersklasse: Bei den 26- bis 40-Jährigen waren es 146 und bei den 41- bis 55-Jährigen 172 Klienten. Zwischen 56 und 65 Jahren betrug die Anzahl immerhin noch 59 Klienten und über 65 Jahren waren es 14 Menschen, die die Suchtberatung aufsuchten.
Diagnosen und Konsum
Die Diagnose Alkoholabhängigkeit steht mit 329 Klienten (in 2014 waren es 275) nach wie vor im Vordergrund. Deutlich angestiegen ist der Konsum von Cannabis (113 Klienten in 2015 gegenüber 46 Klienten in 2014) und Amphetaminen (87 Klienten in 2015 / 20 Klienten in 2014).
Beratung und Therapie
In 2015 führte das Team 2.200 Stundeneinheiten durch, die sich auf Beratung, Therapie, Vermittlung, längerfristige Betreuung, psychosoziale Begleitung, Suchtberatung sowie Präventions-Angebote verteilen. In der ambulanten Therapie wurden 86 Klienten begleitet. In der Ambulanten Reha wurden 111 Termine angeboten – davon 86 als Gruppe und 25 Einzelgespräche. Zum Ehemaligentreffen, das alle zwei Jahre stattfindet, kamen 60 ehemalige Teilnehmer der ambulanten Therapie und berichteten über ihre erfolgreiche Abstinenz.
Arbeit, Alltag, Abstinenz
„Die ambulante Therapie ist vor allem ein gutes Angebot für Menschen mit Suchtproblemen, die in Arbeit sind, weil der Alltag keinen Bruch erfährt“, betont Liliane Schafiyha-Canisius. Möglich ist die Behandlung von Alkoholproblemen und Medikamentenabhängigkeit, sowie für Menschen mit einer Mehrfachabhängigkeit, meist Cannabis- und Amphetaminkonsum, oder wenn zusätzlich zur Alkohol- oder Mehrfachabhängigkeit noch eine Glücksspielproblematik besteht. Die ambulante Therapie erstreckt sich über ein Jahr und kann parallel zur Arbeit erfolgen. „Auf diese Weise kann man in der gewohnten Umgebung, im Kreis der Familie und der Arbeitsstelle bleiben.“
Einmal in der Woche werden in einer Gruppe sowie in zusätzlichen Einzelgesprächen und themenorientierten Nachmittagen die Alltagsprobleme und die Suchterkrankung bearbeitet. Die Erfolgsquote ist dabei mindestens so gut wie im stationären Bereich. „Allerdings gelten gewisse Voraussetzungen, die Möglichkeit einer ambulanten Therapie in Anspruch nehmen zu können“, so Schafiyha-Canisius: „Wir beraten dazu gern“. Ein weiterer Weg ist die stationäre Therapie mit einer anschließenden ambulanten Weiterbehandlung.
Was passiert in der Ambulanten Therapie?
In einer ambulanten Therapie werden Hintergründe der Suchtentwicklung reflektiert und bearbeitet. In Einzelfällen können auch traumatische Lebenserfahrungen therapeutisch aufgearbeitet werden. Thematisiert werden auch Alltagsprobleme und Stresssituationen in Arbeit, Familie oder Beziehung und deren Lösung ohne Suchtmittel. Klärungen bieten Gespräche mit dem Therapeuten und der Therapiegruppe, in der sich der Einzelne Rückmeldungen zu eigenen Verhaltensweisen holen und auch freundschaftliche Beziehungen knüpfen kann. Besonders wichtig ist die Erfahrung, nicht alleine mit seinem Suchtproblem zu sein, und dass es Wege aus der Sucht gibt. „Die Möglichkeiten in einer ambulanten Behandlung sind vielfältig und werden mit jedem einzelnen abgestimmt“, betont Liliane Schafiyha-Canisius.
Hilfe gibt es vor Ort oder Online
Es ist ratsam, sich frühzeitig über Risiken zu informieren oder im Rahmen einer Beratung zu klären, in wie weit man selbst, Angehörige oder Freunde bereits schädlich oder abhängig konsumieren. Im Hochsauerland ist die zuständige Anlaufstelle die Sucht- und Drogenberatung des Caritasverbandes Brilon mit Beratungsstellen in Brilon, Meschede, Winterberg, Schmallenberg, Marsberg und bei Bedarf in Eslohe. Innerhalb von 5 Tagen kann anonym, unverbindlich und kostenlos ein Beratungsgespräch vereinbart werden.
Auskunft und Terminvereinbarung montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr sowie montags bis donnerstags von 14 bis 16.30 Uhr unter (0 29 61) 7 79 97 70 oder via Mail unter [email protected]. Darüber hinaus bietet die Suchtberatung eine anonyme Online-Beratung unter www.caritas-brilon.de an.
Text und Bild: Sandra Wamers, Caritasverband Brilon e.V.