Medizinische Versorgung in Brilon

Brilon-Totallokal: Medizinische Versorgung:  Neue Lösungsansätze für den ländlichen Raum!

brilon-totallokal:  „Dieses Thema geht alle an!“ Davon ist Bürgermeister Dr. Christof Bartsch zu Recht überzeugt.

Signalisierte doch auch der große Andrang  an Besuchern  der Veranstaltung  „Neue Lösungsansätze für den ländlichen Raum“ am 15. September 2016 im Kolpinghaus Brilon ein großes Interesse an diesem Thema. Schon im Juni diesen Jahres hatte die Auftaktveranstaltung  „Brilon versorgt“, bei der die medizinische Versorgung Brilons  im Fokus stand,  ein großes Interesse hervorgerufen. Bei  diesem Treffen kristallisierten sich Problemfelder heraus, wie z.B. die hausärztliche Versorgung, die ärztliche Notfallversorgung und die Herausforderungen, die der demografische Wandel mit sich bringt. „Erst geht die Versorgung, dann gehen die Menschen!“ 

Der „ Gesundheitscampus  Balve“ dient  in diesem Zusammenhang als Beispiel für eine gute Versorgung im ländlichen Raum, die Ingo Jakschies anschaulich darstellte.

Gesundheitscampus Balve

Im Jahr 2012 musste das St.-Marien-Hospital in Balve endgültig seine Pforten schließen. Für  Ingo Jakschies, der als Projektentwickler im Bereich der Gesundheitsversorgung tätig ist, galt es nun, die medizinische Versorgung in Balve zukunftsorientiert auszurichten. Bei den Überlegungen stand von vorneherein fest, dass das Krankenhausgebäude auch weiter genutzt werden sollte. Eine Bürgergesellschaft in Form einer GmbH & Co KG, verbunden mit einer am Ende des Prozesses stehenden Bürgerstiftung, vermietet die Räume nebst grundlegender Ausstattung an die verschiedensten Ärzte, aber auch an Dienstleister im Pflegebereich oder in der Betreuung. Dank großer Bemühungen hat man es geschafft, den Menschen in Balve und Umgebung eine umfangreiche und wohnortnahe medizinische und pflegeorientierte Versorgung zu bieten, die durch die Zusammenarbeit  mit anderen Krankenhäusern noch komplettiert wird. Der Leitgedanke: Kooperation statt Konfrontation ist bestens umgesetzt worden. „Die Chance sehen und sie nutzen“!

Innovation durch Kooperation und Koordination

Das Landesbüro Nordrhein-Westfalen der Friedrich-Ebert-Stiftung beschäftigt sich mit den komplexen Herausforderungen, die die ländlichen Regionen NRW´s hinsichtlich einer zeitgemäßen medizinischen und pflegerischen Versorgung in Zukunft haben werden. Um sich hier optimal aufzustellen, hat man sich mit innovativen ländlichen Versorgungsmodellen im Ausland beschäftigt.

Prof. Dr. Kerstin Hämel von der Universität Bielefeld berichtete z. B. von lokalen  multiprofessionellen Gesundheitszentren der Primärversorgung mit gesundheitlichen und sozialen Diensten in Finnland und Kanada. In Kanada besteht zudem auch ein Netzwerk von Kleinst- und Kleinkrankenhäusern und  mittelgroßen Kliniken und im finnischen Südkarelien werden mobile Praxen von Pflegenden geführt.

Vorrangiges Ziel ist es, ein breites Bedarfsspektrum abzudecken.

Diskussion

Bei  der anschließenden Diskussion kam es u. a. zu kritischen Anmerkungen bezüglich der schlechten Bezahlung des Pflegepersonals und des großen bürokratischen Aufwands, der bei der medizinischen Versorgung anfällt, und der der eigentlichen Arbeit viel Zeit raubt.  Hier ist auf jeden Fall politischer Handlungsbedarf vonnöten!

Auch die Feststellung eines Zuhörers, dass es doch eigentlich beschämend für das“ Wohlstandsland“ Deutschland sei, dass Krankenhäuser schließen müssen, stieß auf offene Ohren. Prof. Dr. Kerstin Hämel betonte in diesem Zusammenhang,  dass man mit einer engeren Verzahnung von Prävention, Behandlung, Nachsorge und einer  pflegerischen und beratenden Begleitung dieser negativen Entwicklung entgegensteuern kann.

Verein Elektronische Fallakte e. V.

Die gleiche Zielsetzung in Bezug auf eine optimale Gestaltung des Gesundheitswesens  hat sich auch der Verein Elektronische Fallakte e.V. auf die Fahnen geschrieben.

Reimund Siebers, Leiter der Unternehmensentwicklung im Briloner Krankenhaus, ist Vorstandsmitglied in dieser Institution, deren Mitglieder u. a.  Klinikketten, Großkrankenhäuser und Ärztenetze sind. „ Einheitliche intersektorale Kommunikationsstandards sollen etabliert werden“! Für Reimund Siebers steht diese digitale Kommunikationsplattform eindeutig für eine bundesweite Verbesserung der Patientenversorgung.

Bildunterschrift: Von links: Prof. Dr. Kerstin Hämel ( Universität Bielefeld), Bürgermeister Dr. Christof Bartsch und Ingo Jakschies (Gesundheitscampus Balve) bei der anschließenden Diskussion.

Text und Bild: Ursula Schilling

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