Infrastruktur für Brilon und die sechzehn Ortsteile

Brilon-Totallokal:  „Sicherung der Infrastruktur und Daseinsvorsorge“

brilon-totallokal: Ein neutraler, unparteiischer Blick auf eine Situation kann in vielen Fällen von Vorteil sein. Insbesondere, wenn dieser Blick ein wissenschaftlich-analytischer ist. Dies ist einer der Gründe, warum sich die Stadt Brilon für eine Zusammenarbeit mit der Universität Kassel entschieden hat und in den vergangenen Monaten ein Projekt durchgeführt wurde, dass darauf abzielt, Perspektiven für die langfristige Sicherung der Infrastruktur und Daseinsvorsorge für die Kernstadt und Brilons sechzehn Ortsteile zu entwickeln.

Im Fokus der Analyse „Sicherung der Infrastruktur und Daseinsvorsorge“ in Brilon standen die vier Themengebiete Gesundheit, Mobilität, Bildung und Lebensqualität für junge Menschen.

Bevor die zentralen Ergebnisse der Analyse, durchgeführt von Master-Studierenden des Studiengangs Stadt- und Regionalplanung, vorgestellt wurden, erläuterten sowohl Brilons Wirtschaftsförderer Oliver Dülme als auch die Studierenden selbst, wie die Studie aufgebaut war.

In den Monaten November und Dezember des vergangenen Jahres wurden zunächst Experten- und Expertinneninterviews durchgeführt. Es folgten außerdem Bürgerbefragungen, Ortsbegehungen und Kartierungen. So erfassten die Studierenden zunächst den derzeitigen Status Quo der Stadt. Bei der Ergebnispräsentation erklärten die Verantwortlichen, dass das derzeitige Versorgungsniveau gut ist. Angesichts des demografischen Wandels drohen jedoch Verschlechterungen. So wird die Bevölkerungszahl Brilons bis 2040 mutmaßlich um 20 Prozent schrumpfen. Ein Trend, der jedoch vielerorts zu beobachten sei. Immer mehr Menschen zöge es aus den ländlichen Gebieten weg in Ballungsgebiete. Dennoch, oder gerade deswegen, sollte rechtzeitig damit begonnen werden, zu handeln.

Auch wenn das derzeitige Versorgungsniveau von den Studierenden als durchaus positiv gewertet wurde, ein Grundangebot in allen Handlungsfeldern gewährleistet wird und Möglichkeiten der Grundversorgung und Freizeitgestaltung ausreichend zur Verfügung stehen und teils sogar über die Grundversorgung hinaus gehen, indem sie speziellere Bedarfe abdecken, brachte das Projekt auch einige Risiken und Schwächen zum Vorschein. Dies gilt beispielsweise für gewisse Aspekte im Bereich der Mobilität. Die Ergebnisse zeigten des Weiteren, dass auch in den anderen Kategorien Defizite bei nutzerspezifischen Angeboten vorzufinden sind. Ein wichtiger Faktor bei der Bewältigung des demografischen Wandels sei auch die Kooperation. Zwar sehen die Studierenden hier bereits Ansätze in einzelnen Handlungsfeldern, eine Zusammenarbeit der Akteure gehe jedoch bisher nur punktuell vonstatten. Ferner sei es vielfach sinnvoll, starre und punktuelle Angebotsformen durch flexiblere zu ersetzen. Oftmals sei auch eine konsequentere Anpassung an die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer vonnöten.

Auf diesen Grundlagen haben die Studierenden schließlich in den ersten Wochen diesen Jahres vier Szenarien für die künftige Entwicklung der Infrastrukturversorgung und Daseinsvorsorge in Brilon entwickelt. Dabei schreibt das Trend-Szenario bestehende Entwicklungen in die Zukunft fort, während das Best-Case-, Worst-Case- und Gestaltungsszenario maßgeblich von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft beeinflusst wird.

Die ideale Entwicklungsperspektive aktiviert ungenutzte Ressourcen, setzt auf Ehrenamt und bringt gewisse Umstrukturierungen mit sich. Hierdurch soll die Versorgungsqualität ausgebaut werden, was wiederum mehr junge Menschen in ihrer Heimat halten soll. In der realistischen Perspektive des Gestaltungsszenarios kann der gute Standard des Jahres 2017 erhalten bleiben. Trotz des demografischen Wandels und dem damit einhergehenden Rückgang in der Nachfrage, kann die Wirtschaftlichkeit wichtiger Angebote durch die Kommune sichergestellt werden. Das Szenario bewegt sich zwischen den beiden Extremen des Best- und Worst-Cases und zeigt auf, dass die Daseinsvorsorge gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern zu bewältigen ist.

Die zentralen Ergebnisse fassten die Studierenden wie folgt zusammen. Dem demografischen Wandel müsse begegnet werden, die Versorgungsleistung muss aktiv gestaltet werden, wobei alle Zielgruppen zu berücksichtigen sind. Neue Angebotsformen müssen etabliert und das Ehrenamt gefördert werden.

Wie die Ergebnisse der Studie nun in der Stadt umgesetzt werden, ließ Bürgermeister Dr. Christof Bartsch zunächst noch offen. Die Entscheidungen dürften nicht ad hoc gefällt werden. Man werde die Ergebnisse noch einmal detailliert durchsehen und sich mit ihnen beschäftigen, um entscheiden zu können, was man der Politik für die Nutzung der Erkenntnisse vorlege.

Quelle Text+Bild: Annika Schröder

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