Brilon-Totallokal: Gelebte Glaubenspilgerschaft dank Liborius
brilon-totallokal: Nachweislich seit 1848, Gründungsjahr der Marianischen Junggesellensodalität Brilon, vermutlich schon eher, pilgern Briloner Gemeindemitglieder in der Nacht vor der Eröffnung der Liboriwoche zum Grab des hl. Liborius. In diesem Jahr ist es die Nacht vom 21. auf den 22. Juli. Die Zahl der Pilger schwankte in den vergangenen 169 Jahren sehr. Mal waren es nur eine Handvoll, mal waren es, besonders in den 70er bis Anfang 90er Jahren, annähernd 100 Wallfahrer. Die durchschnittliche Teilnehmerzahl liegt derzeitig bei 60 – 80 Männern und Frauen jeden Alters. Viele kommen auch aus Nachbargemeinden angereist, manche gar aus dem Ruhrgebiet oder aus Paderborn selbst.
Um 23:30 Uhr versammeln sich die Wallfahrer in der Nikolaikirche Brilon, der alten franziskanischen Klosterkirche am Steinweg. Nach einer Votivmesse geht es gegen 24:15 Uhr auf den 46 Kilometer langen Weg, überwiegend und gleichwohl erträglich über Asphalt.
Seit 1821 gehört Brilon nicht mehr zum Erzbistum Köln, sondern zum Bistum Paderborn.
Der hl Liborius ist der vierte Bischof von Le Mans und Patron des Paderborner Domes. Die Gebeine des hl. Liborius waren 836 aus Le Mans nach Paderborn übertragen worden auf Geheiß des Kaisers Ludwig des Frommen. Bischöfe waren in Le Mans der hl. Aldrich, in Paderborn der hl. Badurad. Am 01. Mai 836 schlossen das Manceller Domkapitel und die beauftragten Translatoren aus Paderborn eine „confraternitas caritatis perpetua“, eine ewige Liebesbruderschaft.
Der Almerfeldweg führt nach Alme. Von da geht es weiter nach Bad Wünnenberg. Dort kehren wir gegen 03:40 Uhr zum ersten Mal ein. Im Gasthof Bürger, genannt Wilms, hat „Jutta“ frischen Kaffee aufgebrüht. Brote werden ausgepackt und die kurze Rast gibt neue Kraft.
Steil geht es hinab in die Unterstadt von Bad Wünnenberg in Richtung Fürstenberg. Die Straße wird jedoch bald verlassen. Man zieht ein Stück durch den Wald am Mühlenberg, sodann über Feldwege nach Haaren. Der Tag geht auf. Wenn wir Glück haben, regnet es nicht, die Sonne wärmt, die wogenden Getreidefelder vermitteln ein Gefühl der Geborgenheit.
In Haaren kehren wir im Pfarrheim ein. Frau Schmidt hat guten Kaffee, Tee und Gebäck bereit gestellt. Die Hutsammlung kommt der Frauengemeinschaft zugute. In Haaren gesellen sich ab und an weitere Pilger hinzu.
Unser Wimpel geht voran aus Haaren hinaus die L 636 entlang, vorbei an Neuböddeken, bis dass der weiche Niedertudorfer Waldweg den inzwischen brennenden Füßen ein wenig Beruhigung schenkt. Sodann erneut Asphalt parallel zur Autobahn 33 entlang in Richtung Kirchborchen.
In Nordborchen halten wir gegen 09:00 Uhr im Hotel Pfeffermühle die dritte Einkehr, werden mit einer heißen Rinderbrühe, mit Kaffee, mit Bier und mit Schnittchen versorgt. Manche allerdings haben es eilig und laufen weiter. Es mag durchaus stimmen: Zu viel Halt macht schlapp.
Gegen 10:10 Uhr sind wir kurz vor der Kreuzung Borchener Straße / Südring, Gemeinde St. Julian. Seit Jahrzehnten werden wir dort mit Säften und Wasser versorgt. Angefangen hatte diese Samaritertat Frau Drehsler. Sie ist 98-jährig am 10. Mai 2013 verstorben. Ihre Tochter Oswalda Hilbig setzt die Tradition fort. Ein schönes Gefühl zu spüren, dass die Paderborner uns nicht nur kennen, sondern auch oft begrüßen. „Ach, da seid Ihr Briloner ja wieder“.
Gegen 11:30 Uhr werden wir am Paradiesportal des Domes empfangen. Mit dem Liborilied „Sei gegrüßet, o Libori“ ziehen wir in die Krypta, halten eine Statio, finden uns ein zum Gruppenfoto. Dann trennen sich unsere Wege wieder und es heißt: „Bis nächstes Jahr wieder!“. Etwa ein Dutzend aber bleibt noch zur Vesper am Nachmittag.
Es ist kaum zu glauben: Die Pilgergruppe bleibt trotz ihrer stattlichen Zahl fast über den ganzen Weg recht eng beieinander. Gewiss binden die vielen Gebete, Gesänge und Meditationen am „Almer Kreuz“ und am Kreuz in der Wünnenberger Flur (Angelus, Memento der verstorbenen Pilger, Besinnungstexte). Die vielen alten und neuen Rosenkranzgesätze, die uns begleiten, sind nicht monoton, sondern regen zum Kontemplieren an. Das passende Lied zu jedem Gesätz singen alle mit.
Die Liboripilger, welche an der Vesper teilnehmen wollen und eine Platzkarte wünschen, mögen sich bitte mit Gereon Fritz (T: 02961-53324) in Verbindung setzen.
Nach jedem Gesätz wird ein zum Geheimnis passendes Lied gesungen. In Oberalme kommt das eigens erstellte Liederheft in Einsatz. Die Sakramentslieder erinnern die Almer in ihrem Tiefschlaf an Fronleichnam.
Quelle: Gereon Fritz