Brilon-Totallokal: Stichwort der Woche von Norbert Schnellen..
brilon-totallokal: Manchmal muss man sich schon sehr wundern. Wenn zum Beispiel in einer Fernsehdiskussion über die Bekämpfung der Fluchtursachen in Afrika ernsthaft behauptet wird, dass vor allen Dingen Investitionen ausländischer Firmen den Ländern auf dem afrikanischen Kontinent helfen sollen die Not zu lindern und den Hunger zu bekämpfen. Geht man denn wirklich davon aus, dass ein kapitalistisches System, welches schon weltweit seine ökologischen Grenzen überschritten hat und überall zu immer stärkerer sozialer Unausgewogenheit führt, die Lösung für den, seit Kolonialzeiten geschundenen Kontinent, bieten kann?
Wird denn da nicht vielleicht, unter dem Mäntelchen der Hilfsbereitschaft, nur die Erschließung neuer Billiglohnländer und neuer Absatzmärkte anvisiert? Bisher führten solche Investitionen doch meistens dazu, dass der örtlichen Bevölkerung durch korrupte Machthaber ihr Land und somit ihre Lebensgrundlage weggenommen wurde und die unter ausländischer Regie produzierten Waren die empfindlichen Strukturen der heimischen Märkte zerstörten. Solches Handeln beseitigt keine Fluchtursachen sondern schafft nur neue.
Eine wirkliche Beseitigung der Fluchtursachen würde in den Industriestaaten erst einmal das Wachstum mindern. Ein striktes Exportverbot für Rüstungsgüter innerhalb aller EU-Staaten wäre ein erster Schritt. Die Bezahlung fairer Preise für Rohstoffe und Produkte aus Afrika ein nächster. Die rigorose Bestrafung von Managern, deren Unternehmen mittelbar oder unmittelbar an Menschenrechtsverletzungen und Umweltsauereien in Afrika beteiligt sind, durch ordentliche Verfahren vor europäischen Gerichten, würde sicher auch zur Bekämpfung der Fluchtursachen beitragen. Das alles ist aber momentan reine Utopie.
Solange Lobbyisten die Richtlinien der europäischen Politik mitbestimmen, wird das nie kommen. Daher werden wir uns daran gewöhnen müssen, dass immer mehr Menschen auf der Flucht sind und einige davon auch bei uns Schutz suchen. Die Fluchtbewegung wird sicher noch weiter zunehmen, wenn Konzernmanager dem afrikanischen Kontinent „helfen“ wollen.
Ihr Norbert Schnellen