Schießt der HSK mit Kanonen auf Spatzen am Wolfgangsee ?

Brilon-Totallokal: Signalkrebsvorkommen durch Verfüllung des Sees vernichten…

brilon-totallokal: Zum 06. September hatte der Bürgermeister der Stadt Brilon Dr. Christof Bartsch zu einer Bürgerversammlung  in die Schützenhalle nach Madfeld eingeladen. Einziger Informationspunkt war die Verfüllung des bestehenden Sees und Neuanlegung. Diese Maßnahme wird notwendig werden, da das Signalkrebsvorkommen im Wolfgangsee nach § 40 des Gesetzes über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz-BNatSchG) entsprechende Maßnahmen vorschreibt. Der § 40 befasst sich mit „Nichtheimische, gebietsfremde und invasive Arten“.Punkt (3) dieses Gesetztes lautet: „Die zuständigen Behörden des Bundes und der Länder ergreifen unverzüglich geeignete Maßnahmen, um neu auftretende Tiere und Pflanzen invasiver Arten zu beseitigen oder deren Ausbreitung zu verhindern.  Sie treffen bei bereits verbreiteten invasiven Arten Maßnahmen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern und die Auswirkungen der Ausbreitung zu vermindern, soweit diese Aussicht auf Erfolg haben und der Erfolg nicht außer Verhältnis zu dem erforderlichen Aufwand steht.“

Mehr als 60 Interessierte Madfelderinnen und  Madfelder waren der Einladung gefolgt. Bürgermeister Dr. Christof Bartsch konnte neben diesen den Geschäftsführer des Wasserverbandes Aabach Talsperre Bad Wünnenberg, Dipl.-Ing. Rainer Gutknecht, Wolfgang Klein vom Ing. Büro Klein aus Warstein, Dipl. Biologe Carsten Burk vom Biologie Büro Burk, Antonius Dünnebacke von der „Untere Naturschutzbehörde des HSK“ sowie Dr. Gerrit Bub und Karl-Ludwig Oriwall vom Forst Brilon begrüßen. Der Bürgermeister wies besonders auf die emotionale Bindung der Madfelderinnen und Madfelder hin und bestätigt ihnen, das sie dieses Thema sehr stark berührt. Sie sehen in „ihrem Wolfgangsee“ ein gern genutztes Naherholungsgebiet. Sein besonderer Dank ging an die Bewohner Madfelds  die im Vorfeld der Untersuchungen tatkräftig mitgewirkt haben. Er sagte ihnen zu, das ihnen ein Zeichen der Wertschätzung gegeben werde.

Gesetzliche Verpflichtung – Trinkwasser Sicherung – Kostenträger

Wie bereits erwähnt, ist mit dem § 40 des Bundesnaturschutzgesetzes der möglich Spielraum in einem befallenen Bereich sehr eng. Da, wo sich invasive (eindringende) Arten befinden und verbreiten muss gemäß gesetzlicher Verpflichtung  bedingungslos vorgegangen werden. Die Entscheidung liegt hierüber bei der „Unteren Naturschutzbehörde des HSK“ . Die Stadt Brilon als Eigentümer des Geländes hat hier nicht zu entscheiden. Das bedeutet jedoch auch, dass der Entscheider auch gleichzeitig der Kostenträger in Verbindung mit dem Wasserverband Aabach-Talsperre ist.  

Aufgrund neuer Funde von Signalkrebsen im Wolfgangsee, ist die Sicherung der Trinkwassergewinnung vorrangig. Bei den Krebsen geht die größte Gefahr nicht von den großen Krebsen aus, sondern die kleinen und mittleren Krebse sind die gefährlicheren für die Aabach-Talsperre. Da der Signalkrebs auch Landgänger sein kann, ist es ihm ein leichtes entweder über den neben dem Wolfgangsee gelegenen Bachlauf in die Aabach-Talsperre einzuwandern oder über Land sein Ziel zu erreichen. Die Wassergewinnung und Verteilung für über 250 Tausend Menschen wäre dann gefährdet in den Kreisen Warendorf, Gütersloh, Soest und Paderborn, da der Signalkrebs die Krebspest weiter trägt und verbreitet.

Hinzu kommt weiterhin, das die Aabach-Talsperre über das größte vorkommen an Edelkrebsen in Deutschland und das größte in NRW verfügt. Diese Krebse werden von den Signalkrebsen binnen einer Woche vernichtet und das Aas dieser toten Krebse verseucht das Wasser der Talsperre. Der Wasserverband gibt daher zur Sicherung des Edelkrebs Bestandes jährlich 30 Tausend Euro  aus. Die Frage durch wen oder was die Signalkrebse in den Wolfgangsee gelangt sind ist müßig,da das Problem vorhanden ist und beseitigt werden muss. 

Die „Untere Naturschutzbehörde“ sieht nur durch die Verschüttung des Sees eine Lösung.Eine Vergiftung des Seewassers um den Signalkrebs zu töten kommt nicht in Frage, da die Gefährdung des Grundwassers und durch Vögel die Mitnahme vergifteter Teile aus dem See nicht verhindert werden kann. Eine Bereusung des Sees führt nur dann zu einem akzeptablen Ergebnis, wenn sie dauerhaft durchgeführt wird. Nach Ansicht der verantwortlichen bleibt dann nur noch die Zuschüttung und spätere  Neuanlegung des Sees.Der Diplom Biologe Carsten Burk sieht auch im Schutz des Edelkrebses eine wichtige, notwendige Aufgabe. Diese Krebsart erfüllt wichtige ökologische Aufgaben. Sie ist verbreitet in Fließgewässern in Mittel- und Osteuropa sowie in Skandinavien und kommt in großen Mengen in Fließgewässern und Teichen vor. Der Edelkrebs ist ein Allesfresser und sorgt dafür das kein Aas entsteht.

Er wurde früher auch als „Gewässerpolizei“ bezeichnet.Ab dem 19. Jahrhundert erfolgte der Niedergang der Bestandszahlen. Ab 1860 breitete sich in Europa die bis dahin unbekannte Krebspest aus, dem der Edelkrebs nichts entgegen zu setzen hat. Er steht mittlerweile auf der „Roten Liste“ und ist vom Aussterben bedroht. Mit Anlegung der Aabach-Talsperre hat der Edelkrebs eine neue Heimat gefunden. Die damals eingesetzten Tiere haben sich stark vermehrt und besiedeln mittlerweile den gesamten Uferbereich mit einer Länge von immerhin acht bis neun Kilometern. Der derzeitige Bestand wird auf ca. 415 Tausend Tiere geschätzt, ohne die Kleinkrebse. Mit diesen rechnen die Fachleute mit einer Bestandszahl von ca. Einer Millionen Edelkrebse.Diese Zahl ist von herausragender Bedeutung, auch für die Abgabe an andere Gewässer.

Um der Trinkwassergewinnung einerseits und dem sehr hohen Edelkrebs Bestand andererseits Rechnung zu tragen, werden alle Gewässer und Teiche im Einzugsbereich der Talsperre regelmäßig überprüft ob sich  Signalkrebse, oder andere amerikanische Krebs darin befinden. Denn nur diese übertragen die Krebspest. Im Jahr 2016 wurden im Wolfgangsee per Reuse sieben Signalkrebse gefangen. Diese sieben waren geschlechtsreif. Eine Laboruntersuchung ergab, das sie nicht Träger der Krebspest waren. Um jedoch eine sicheres Ergebnis zu bekommen ist die Untersuchung von mindestens 100 Signalkrebsen aus diesem Gewässer notwendig. Die Krebspest, die eine seuchenartig verlaufende Infektionskrankheit ist,  wird entweder durch den Signalkrebs, der die Krebspesterreger in sich hat, direkt übertragen, oder über Fische, die den Infektionsträger als Nahrung aufnehmen.

Technische Lösung 

Da es keine andere Lösung nach derzeitigem Stand zu geben scheint, bleibt die vorgeschlagene Verfüllung und spätere Wiederneuanlegung des Wolfgangsee die einzige. Im Mai 2017 erfolgte durch das Ing.-Büro Klein bereits die Vermessung des Sees als Grundlage für die Massenermittlung und auch für die spätere Neuanlegung. Die Verfüllung erfolgt in drei bis vier Intervallen mit ca. 150 bis 200 LKW-Ladungen a` 30 Tonnen.Die Verfüllung soll bis zum Sommer 2018 erfolgt sein. Während der Verfüllung wird darauf geachtet, das keine Krebse über Land verschwinden. Als Folge davon hat die Stadt Brilon für ca. ein bis eineinhalb Jahre keinen Löschwasserteich zur Verfügung.

Bürgermeister Dr. Christof Bartsch fasste nach Rückfrage bei den Beteiligten Stellen (Aabach-Talsperre, HSK und Ing.-Büro Klein) zusammen: „Auf die Stadt Brilon als Geländeeigentümer kommen keine Kosten für die Verfüllung und spätere Neuanlegung des Wolfgangsees zu. Das gleiche gilt für die Straßen- und Wegnutzung falls Reparaturen oder Neuanlegung notwendig werden. Letzteres bestätigte das Ing.-Büro Klein ausdrücklich „wenn etwas kaputt geht, wird es ersetzt. Antonius Dünnebacke ergänzte „das Geld für diese Maßnahme kommt nicht aus den Haushaltsmitteln des Kreises, sondern aus dem Topf „Ersatzgeld“.

Die nachfolgende Diskussion erfolgte teilweise sehr erregt, konnte jedoch an dem vorgenannten Ergebnis nichts ändern. Letztlich überwog jedoch bei vielen Anwesenden die Erkenntnis, das der Signalkrebs nicht dauerhaft vertrieben werde. Wenn auch der in der Hauptüberschrift genante Ausspruch mehrfach viel,wurde nicht geschossen und man ging  friedlich auseinander.

BU.: Bürgermeister Dr. Christof Bartsch bei der Bürgerversammlung „Signalkrebsvorkommen im Wolfgangsee“ in Madfeld, rechts danneben Antonius Dünnebeack von der „Unteren Naturschutzbehörde des HSK“.

Quelle Text + Bild: Peter Kasper

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