Berufskolleg Olsberg bietet den Studierenden die Möglichkeit einer differenzierten Qualifikation

Brilon-Tottallokal: Studierende der Fachschule für Sozialpädagogik zu Gast in „Vogelsang IP“

brilon-totallokal: Olsberg. Die Ausbildung in der Fachschule für Sozialpädagogik am Berufskolleg Olsberg bietet den Studierenden die Möglichkeit einer differenzierten Qualifikation nach ihren Interessen.

Bereits ab dem 2. Ausbildungsjahr wird der Unterricht in mehreren Fächern danach differenziert, in welchem Praxisfeld die Studierenden zukünftig arbeiten wollen. Ab dem 3. Ausbildungsjahr der Fachschule für Sozialpädagogik (Berufsanerkennungsjahr) wird dann die Klasse SP 3H als eine eigene Klasse für die Studierenden gebildet, die sich für das Praxisfeld der stationären Jugendhilfe (Heim) entscheiden, um sich auf die besonderen Anforderungen in der sozialpädagogischen Arbeit mit Kindern bzw. Jugendlichen mit Hilfebedarf zu fokussieren. Zu den Schwerpunkten der sozialpädagogischen Arbeit gehört hier unter anderem die Erlebnispädagogik, um auch mit jungen Menschen Beziehungen aufbauen zu können, die biografisch bedingte Bindungsschwierigkeiten haben, und so in ihrer Persönlichkeitsentwicklung durch Grenzerfahrungen und Herausforderungen neu angeregt werden können.

Im Rahmen des erlebnispädagogischen Ausbildungsmoduls, das die Fachschule für Sozialpädagogik am Berufskolleg Olsberg in enger Zusammenarbeit mit externen Fachkräften anbietet, besuchten im September Studierende der Klasse SP 3H „Vogelsang IP“ im heutigen Nationalpark Eifel.

Im Mittelpunkt des Besuchs der ehemaligen NS-Ordensburg stand die Auseinandersetzung mit dem Missbrauch erlebnispädagogischer Übungen durch den Nationalsozialismus. Die ehemalige NS-Ordensburg war eines der größten Bauwerke des Nationalsozialismus und als Lehrstätte für Führungskräfte der NSDAP ab 1933 gebaut und schließlich 1945 von US-Streitkräften eingenommen worden. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das gesamte Gelände unter Zwangsräumung eines benachbarten Dorfes über 50 Jahre zum „Camp Vogelsang“ des belgischen Militärs. Erst zum 01.01.2016 wurde „Camp Vogelsang“ dann zur öffentlichen Nachnutzung als „internationaler Platz für Toleranz, Vielfalt und friedliches Miteinander“ der Öffentlichkeit übergeben. Leitfrage der heutigen Bildungsstätte ist: „In welcher Welt wollen wir miteinander leben?“

Im Rahmen der Exkursion erfuhren die Studierenden, dass noch heute gängige Übungen der Erlebnispädagogik wie „Vertrauensfall“, „Wanderer“ oder „Himmelsleiter“ auch in der damaligen NS-Ordensburg zu vermeintlichen Erziehungszwecken verwendet wurden, die aus heutiger Sicht der Manipulation junger Menschen dienten. Vermittelt wurde seinerzeit mit Hilfe solcher Übungen das Unterdrücken von Ängsten, das Verbergen von vermeintlichen Schwächen, das blinde Vertrauen in die Gruppe – die Vorstellung von einem nationalsozialistischen Idealbild der Männlichkeit, das in jeder Hinsicht unmenschlich war.

Die Studierenden setzten sich intensiv mit der Frage auseinander, welche Konsequenzen sie daraus für ihre heutige und zukünftige Arbeit mit erlebnispädagogischen Übungen ziehen wollen. Eine Studierende fasste schließlich die Eindrücke der Exkursion mit den Worten zusammen, dass ihr vorher gar nicht bewusst gewesen sei, wie schnell aufmunternde Worte in Momenten eigener Begeisterung auch schon Teilnehmer/innen unter Druck setzen können, etwas zu tun, was sie gar nicht wollten.

An exemplarischen Beispielen erlebten die Studierenden, dass sich Stärke nicht immer durch die Bewältigung einer Herausforderung, sondern auch durch den begründeten Widerstand auf Kosten eigener, möglicher Nachteile zeigen kann.

Quelle: Margarete Menke / Berufskolleg Olsberg

 

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