Brilon-Totallokal: Große Ereignisse werfen bekanntlich ihre Schatten voraus.
brilon-totallokal: Und so nahm die Stadt Brilon das im Jahr 2020 stattfindende Jubiläum „800 Jahre Stadtrechte“ zum Anlass, eine vierbändige Brilon-Edition unter dem Gesamttitel „800 Jahre Stadt Brilon“ herauszubringen. Im gleichen Jahr richtet Brilon auch die 40. Internationalen Hansetage aus – ein Grund mehr, dieses Projekt in Angriff zu nehmen.
Der erste Band wurde nun am 17.11.2017 im Briloner Rathaus vorgestellt. „ Wir wollten keine klassische, chronologische Darstellung der Zeitgeschichte, sondern eine schwerpunktmäßige Fokussierung auf einige für uns wichtig erscheinende Themen“, erläuterte Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch, der auch das erste Kapitel des Buches verfasst hat. Carsten Schlömer, Stadtmuseum Haus Hövener, Norbert Föckeler, Kreisarchivar des HSK, und Dr. Christoph Thüer, Lehrer für Geschichte und Sozialwissenschaften am Gymnasium Petrinum in Brilon, komplettieren das Autorenteam, bei dem sich Dr. Bartsch ausdrücklich bedankte. „Mein Dank geht natürlich auch an Ute Hachmann und Christina Schmidt von der Stadtbibliothek und an Volker Gedaschke vom Briloner Heimatbund – Semper Idem. Des Weiteren haben uns Reinhard Sommer und Franz Schrewe dank ihrer Erfahrung als langjährige Mitarbeiter der Stadt Brilon bei der Durchführung dieses Projektes tatkräftig unterstützt“, so Dr. Bartsch.
Brilon Anno 2017 – Eine Bestandsaufnahme
Das erste Kapitel des Buches trägt den Titel: „Brilon Anno 2017 – Eine Bestandsaufnahme“ und wurde von Dr. Bartsch verfasst. Wie steht Brilon heute da? Sei es mit ihrem derzeitigen Alleinstellungsmerkmal als PEFC-Waldhauptstadt 2017 oder mit ihren Ansprüchen als Wirtschafts-, Bildungs-, Tourismus-, Gesundheits- und Kulturstandort. Welche Entwicklungen haben zu der aktuellen Situation in der Kernstadt und ihren Ortsteilen beigetragen? All dies wird anschaulich beleuchtet und letztendlich das Resümee gezogen, dass grade „eine Stadt wie Brilon, gelegen im ländlichen Raum, die Verbundenheit und die Verwurzelung der Menschen braucht, um sich fortzuentwickeln“ (Zitat Dr. Bartsch).
Brilon – Eine Stadtgeschichte
Das zweite Kapitel, verfasst von Carsten Schlömer, beschreibt „Brilon – Eine Stadtgeschichte“. Was ist bereits bekannt? Was gibt es Neues zu berichten? Der Autor betonte, dass er nicht die, sondern eine Stadtgeschichte geschrieben hat. Man habe immer einen – wenn auch ungewollt – subjektiven Blickwinkel. Carsten Schlömer nimmt seine Leser mit auf eine Reise, die bei den Anfängen der Ortschaft Brilon im Jahr 800 beginnt. Die Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1217 und die Krisen der darauffolgenden Jahre – Krieg und Pest – folgen. Des Weiteren wird die Zeit der Reformation und der Konfessionskriege eingehend beschrieben. Der letzte Teil ist den Jahren ab 1975 bis heute gewidmet. „Brilon zu verstehen, heißt auch, die übergeordnete westfälische Geschichte zu kennen“ (Zitat Carsten Schlömer).
Erzbischof Engelbert I. von Berg
Das dritte Kapitel ist mit dem Titel: „ Erzbischof Engelbert I. von Berg – Aus dem Leben und Wirken des Stadtgründers von Brilon“ versehen. Norbert Föckeler beschreibt, wer dieser Mann war, der als Erzbischof sowie als Herzog von Westfalen kirchliche und weltliche Macht in sich vereinigte und im Jahr 1217 Brilon die Stadtrechte verlieh. Fakt ist, dass er Großes geleistet hat, aber gleichzeitig auch umstritten war. „ Aber ohne seine Verleihung der Stadtrechte hätte Brilon eine ganz andere geschichtliche Entwicklung erfahren“ (Zitat Norbert Föckeler).
Handel und Hanse
Das vierte Kapitel ist betitelt mit: „Handel und Hanse: Briloner Wirtschaftsbeziehungen im Mittelalter und Neuzeit“. Der Leser erfährt vom Autor Dr. Christoph Thüer, wie sich die Mitgliedschaft Brilons in der historischen Hanse gestaltete. Die Blei- und Galmeivorkommen Brilons spielten in diesem Zusammenhang eine nicht unbedeutende Rolle. Die Stadt Soest, die innerhalb der Hanse eine wichtige Rolle spielte, war bei seiner Salzförderung abhängig vom Briloner Blei und ebnete so Brilon den Zugang in den Hansebund. „Kleine Betriebe waren so eingebettet in ein großes Netzwerk – ein genialer Schachzug zur Mittelstandsförderung“ (Zitat Dr. Christoph Thüer).
Brilon im NS-Regime 1933 – 1939
Das fünfte und letzte Kapitel, ebenfalls von Dr. Christoph Thüer, trägt den Titel: Brilon im NS-Regime 1933 – 1939“. Dr. Christoph Thüer durchleuchtet die Strukturen des NS-Herrschaftssystems, um dessen gefährliche Dynamik – eben auch in Brilon – verständlich zu machen. Zur Klärung finden sich u.a. psychoanalytische Ansätze in dem Aufsatz. Wie hat das Regime z.B. agiert, um die Menschen „zu ködern“? Ende 1933 war die Einstellung der meisten Briloner Bürger gegenüber dem Regime loyal. Von einer Kollektivschuld zu sprechen, wäre aber falsch. „Es dürfte emotional in der Tat schwer gewesen sein, sich der Macht der Fahnen, der Aufmärsche und der Fanfaren zu entziehen“ (Zitat Dr. Christoph Thüer).
Das Buch, illustriert mit zeitgenössischen Fotos, ist mit einer Auflage von 500 Stück im Verlag Podszun erschienen. Die drei weiteren Bänder werden im November 2018, im November 2019 und im Mai/Juni 2020 – also kurz vor den Hansetagen – erscheinen. Zu erwerben sind die Bücher in der Briloner Buchhandlung Podszun.
Quelle: Ursula Schilling