Brilon-Totallokal: Jeder kann etwas tun
brilon-totallokal: Vor dem Hintergrund der Weltklimakonferenz lud Dr. Peter Liese letzte Woche Pressevertreter ins Informations- und Demonstrationszentrum Erneuerbare Energien (I.D.E.E.) nach Olsberg ein. Aus politischer und Expertensicht wurde dargelegt, wie sich moderne Heiztechnik aus der Region und internationaler Klimaschutz leicht miteinander verbinden lassen.
In seiner Funktion als Sprecher im Ausschuss der Europäischen Volkspartei (EVP) für Umweltfragen hat Dr. Liese im Europäischen Parlament angeregt, im Rahmen einer EU-weiten Gebäuderichtlinie Thermostatventile in Wohngebäuden mit wassergeführten Heizungen verbindlich vorzuschreiben. Deutschland sei das einzige Land, in welchem seit den siebziger Jahren der Einbau von Thermostaten Pflicht ist, in allen anderen Ländern der EU sei dies jedoch noch kein Standard.
Dr.-Ing. Sarah Brückner (Europäischer Armaturenverband) führte aus, dass etwa 40 Prozent der in der EU eingebauten Heizkörper nicht thermostatgesteuert seien. Nach neuesten Studien ließen sich bei einem flächendeckenden Einbau von Thermostatventilen sofort sieben Prozent des EU-weiten Energiebedarfs für Heizungen einsparen. Umgerechnet entspräche das einem CO2-Ausstoß von etwa 15-20 Millionen Autos! „Ein erhöhter Wohnkomfort und eine Verminderung des Heizbedarfs von 13-19 Prozent pro Haushalt sind weitere wichtige positive Effekte, die die Verwendung von Thermostatventilen mit sich bringenˮ, so Brückner.
Georg Rump (Mitglied Geschäftsleitung Oventrop GmbH & Co. KG) ergänzte, dass bei der Betrachtung des Gesamtenergieverbrauchs in Privatgebäuden die Heizung mit 78 Prozent den mit Abstand größten Sektor vor der Warmwasserbereitung mit elf Prozent darstelle. Damit seien Einsparungsbemühungen gerade in diesem Bereich besonders zielführend, um dem Klimawandel zu begegnen.
Dass aber der Einbau von Thermostatventilen für ein möglichst effizientes Energiemanagement mit weiteren Anstrengungen verknüpft ist, darauf verwies Heinz Eckhard Beele (Prokurist, IMI Hydronic Engineering Deutschland GmbH – besser bekannt unter dem Namen Heimeier). Erst mit dem sogenannten hydraulischen Abgleich der Heizungsanlage könne das Einsparpotential von Thermostaten ausgeschöpft werden. Er sorge dafür, dass alle Heizkörper im System gleichberechtigt mit Warmwasser versorgt werden, unabhängig von ihrer Entfernung zur Wärmequelle. Beele verweist auf das gewaltige Einbaupotential: „Wir gehen davon aus, dass in der EU 518 Millionen Einheiten in Wohngebäuden angebracht werden können, zusammen mit Nicht-Wohngebäuden, wie z.B. Geschäften oder Industriegebäuden sind es sogar 750 Millionen.ˮ
Die Experten aus Politik und Wirtschaft sind sich einig, dass es bei einer EU-weiten Verwendung von Thermostaten nur Gewinner gibt: Der Klimaschutz, die Region Südwestfalen, da zwei von drei Weltmarkführern für thermische Regelsysteme hier ansässig sind und der Verbraucher, der mit gut eingestellten Systemen jährlich 200 € einsparen kann. Damit haben sich für ihn die Investitionen bei einem Thermostat-Stückpreis von 20-40 € schnell amortisiert.
Carsten Peters von der Energieberatung der Verbraucherzentrale NRW fügte hinzu, dass die Verbraucherzentrale Beratungsleistungen vor Ort anbiete und für den Abgleich auch öffentliche Fördermittel in Anspruch genommen werden könnten. Ebenso verwies er darauf, dass es inzwischen elektronische Thermostate gebe, die unabhängig von den Anlageneinstellungen individuelle Absenkungen via App-gesteuerter Smart-Home-Lösungen zuließen.
Dr. Liese erläuterte zum Abschluss der Veranstaltung das weitere politische Vorgehen: „Zwar ist der Vorschlag zur EU-weiten Verwendung von Thermostaten im Europäischen Parlament am 11. Oktober einheitlich beschlossen worden, doch müssen die Kommission und der Ministerrat noch davon überzeugt werden. Den Anfang wird ein „Trilogˮ im Dezember zwischen Vertretern der Kommission, des Parlaments und den Wirtschaftsministern bilden.ˮ Aus seiner Sicht würden damit die bisherigen Bemühungen der EU, die globale Klimaerwärmung im Rahmen zu halten, neben den Lösungsansätzen im Bereich der Mobilität einen weiteren Schwerpunkt erhalten.
BU.: Die Akteure des Mediengesprächs in Olsberg:
Dr. Sarah Brückner (Europäischer Armaturenverband), Johannes Rump (Geschäftsführer Oventrop), Dr. Peter Liese (Mitglied des Euroäischen Parlaments), Heinz Eckhard Beele (Prokurist IMI Hydronic Engineering), Georg Rump (Geschäftsleitung Oventrop) und Carsten Peters (Energieberatung Verbraucherzentrale NRW)
Quelle: Robert Trappmann