Brilon-Totallokal: Stichwort der Woche ,von Norbert Schnellen…
brilon-totallokal: Fast täglich sehen wir in den Nachrichtensendungen die schrecklichen Bilder der humanitären Katastrophe im Jemen. Saudi Arabien und der Iran führen hier einen blutigen Stellvertreterkrieg. Leidtragend ist die Zivilbevölkerung, vor allen Dingen Frauen und Kinder. Man kann das, was dort passiert, als einen organisierten Völkermord bezeichnen. Durch dieses blutige Morden haben sich die Saudis noch weiter aus der Gesellschaft der zivilisierten Völker verabschiedet.
Das herrschende saudische Königshaus ist keinen Deut besser als die Halsabschneider des IS. Durch die grausame Perfektion des Tötens mit Waffen, Hunger und Krankheiten haben sie sich auf eine Stufe mit Hitler und Stalin, den größten Massenmördern des 20. Jahrhunderts gestellt. Im Gegensatz zu Nazideutschland und der Sowjetunion haben die Saudis bisher jedoch so gut wie keine eigene Rüstungsindustrie, dafür aber unendlich viel Geld und sehr gute Beziehungen zu den Industrieländern, natürlich auch zu Deutschland.
Trotz des eindeutigen Verbotes des Exports von Waffen in Krisengebiete genehmigen deutsche Regierungen jeder Couleur seit Jahrzehnten Rüstungsexporte in den Ölstaat am Golf. Gründe dafür sind auf der einen Seite unsere Abhängigkeit vom Öl, auf der anderen Seite auch die wirtschaftliche Verflechtung von deutschen Konzernen und saudischem Geld. Immer wieder gern ins Feld geführt wird natürlich auch das Argument der Arbeitsplätze, die in Deutschland an der Rüstungsindustrie hängen. Können diese Argumente eine direkte deutsche Beteiligung an den Völkermorden im Nahen Osten rechtfertigen?
Ich glaube nicht, aber es geht ja noch weiter: Zu den größten Abnehmern deutscher Rüstungsgüter gehören neben Saudi Arabien aktuell auch noch Ägypten, Algerien und Katar, sicher alles andere als stabile demokratische Systeme. Es ist durchaus anzunehmen, dass diese Empfängerländer die Waffen dann meistbietend an irgendwelche Kriegsparteien in den zahlreichen bewaffneten Konflikten der Region weiterverscherbeln.
Könnten Sie einen wehrlosen Menschen mit einem Knüppel erschlagen? Ich hoffe nicht, aber wir wählen seit Jahren politische Kräfte, die den unbegrenzten Export von Waffen in Kriegsgebiete unterstützen, zulassen oder dem zumindest nicht vehement genug entgegentreten. Wir machen uns zwar nicht selber die Hände blutig, tragen aber mit unserer Gleichgültigkeit gegenüber den schlimmsten Morden unter deutscher Beteiligung seit dem 2. Weltkrieg, auch die Verantwortung für die Toten, Hungernden und Verfolgten im Nahen Osten. Wenn Sie heute beim Abendbrot wieder die sterbenden Kinder im Jemen sehen, sollten Sie vielleicht mal daran denken.
Ihr Norbert Schnellen