Brilon-Totallokal: Zeit, zu handeln! „Ungleichgewicht“ – Die Patientenzahlen nehmen zu, die Pflegekräfte ab!
brilon-totallokal: Pflegesuchende Menschen wenden sich Hilfe suchend an die Pflegedienste. Die Patientenzahlen nehmen zu, die Pflegekräfte ab. Dieses Ungleichgewicht zeigt sich und wird nun überdeutlich und spürbar für diejenigen, die akut oder langfristig Hilfe bei vielfältigen Alltagsverrichtungen benötigen, wie zum Beispiel bei der Körperpflege, beim Kleiden, bei der Nahrungsversorgung, ebenso wie bei der Wundversorgung, Medikamentengabe oder Kompressionstherapie. Der Bedarf an Pflege wächst unaufhaltsam und der Bedarf an qualifiziertem Personal insbesondere für die häusliche Pflege steigt stetig, ist aber faktisch nicht zu decken. Der Pflegenotstand ist Realität geworden – auch im Altkreis Brilon.
„Wir sind besorgt“, sagt Karen Mendelin, Fachbereichsleitung Caritas Alten- und Krankenhilfe ambulant. Vor allem in der ambulanten Pflege fehlen Kräfte. „Drei von sechs Caritas Sozialstationen im Altkreis Brilon können derzeit keine Pflegen mehr annehmen, dazu gehört auch die Sozialstation Brilon“, bilanziert Karen Mendelin: „Unsere Mitarbeiter gehen bis zu ihren Belastungsgrenzen“. Bei dem Pflegedienst PAPS sieht es ähnlich aus. Und auch der Pflegedienst Mobi Care hat nur noch wenige Ressourcen, Briloner Bürgerinnen und Bürgern mit Pflegebedarf körperbezogene Hilfestellungen zu geben oder Behandlungspflege durchzuführen.
Verantwortlich für die Sicherstellung der Pflege sind die Kranken- und Pflegekassen der versicherten Pflegebedürftigen. Die politisch Verantwortlichen sorgen dafür, dass eine Dokumentation verlangt wird, die übermäßig ist, auch wenn mit Verschlankung geworben wird. Geld und auch Zeit, die besser in und am Menschen investiert werden sollte. „Das muss sich ändern“, fordern die Mitarbeitenden der Pflegedienste unisono. „Als Pflegedienste möchten wir eine optimale Versorgung sicherstellen, aber die Rahmenbedingungen sind schlecht“.
Bei allen Nebenschauplätzen ist der Pflegepersonalmangel das allergrößte Hauptproblem – trotz hoher Ausbildungs-Initiative. Die Lösung für den personellen Notstand besteht in der Ausbildung neuer Pflegekräfte, aber insbesondere in der Verbesserung des Images. „Wir wollen, dass für eine gute Ausbildung und ein besseres Image unseres Berufes gesorgt wird“, appellieren die Pflegeexperten.
Die Qualität der Pflege ist gut und der Pflegebedürftige erhält eine individuelle und abgestimmte Hilfe. Aber es geht nicht allein um die Qualität der Pflege und das hohe Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege und Betreuung, sondern darum, ob jetzt und in Zukunft überhaupt noch eine Pflegekraft Unterstützung anbieten kann.
Generalisierende Berichterstattungen über schwarze Schafe im Pflegesektor vor allem in den Ballungszentren und die Misstrauenskultur der Kranken- und Pflegekassen führen zu überbordenden Prüfungen, unter denen die sorgsam und gewissenhaft arbeitenden Dienste zu leiden haben.
„Mit Blick auf die anstehenden Koalitionsbildungen und den damit verbundenen Sondierungsgesprächen möchten wir unsere heimischen Abgeordneten dafür sensibilisieren, dass das Thema Pflege als zentrales Zukunftsthema fokussiert werden muss und auch dass die Wahlversprechen wachgehalten werden“, sagt Heinz-Georg Eirund, Vorstand Caritasverband Brilon. Dazu haben die Pflegeprofis die heimischen Politiker mit einem persönlichen Brief zu einem Gespräch eingeladen, um die Situation in der Pflege umfassend darzustellen.
Foto von links: Karen Mendelin (Fachbereichsleiterin Caritas Alten- und Krankenhilfe ambulant), Meik Lottmann (stellvertretender Pflegedienstleiter Sozialstation Brilon) Anja Vorderwülbecke (Geschäftsführerin PAPS), Meike Droste (Pflegedienstleiterin Mobi Care Brilon) und Monika Lahme (stellvertretende Pflegedienstleiterin Mobi Care Brilon).
Quelle: Sandra Wamers, Caritas Brilon