Stichwort der Woche: Teures Fest!

Brilon-Totallokal: Stichwort der Woche ,von Norbert Schnellen…

brilon-totallokal: Die ersten „Konsumterroristen“ hießen Kaspar, Melchior und Balthasar. Wie in der Weihnachtsgeschichte überliefert ist, brachten sie dem neugeborenen Christkind „Gold, Weihrauch und Myrre“, also drei Artikel, die für einen Säugling als Geschenk völlig ungeeignet sind. Diese Waren waren zur damaligen Zeit sicher ein Ausdruck höchster Wertschätzung und stellten einen hohen materiellen Wert dar. „Windeln, Räppelchen und Quietsche Entchen“ wären zweckmäßiger gewesen und hätten dem Jesuskind sicher eher ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, wären in der schriftlichen Berichterstattung vermutlich aber unterschlagen worden. Geschenke sagen mehr über den Schenkenden aus, als über den Beschenkten. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Gerade bei Geschenken zur Geburt oder Taufe kommen Dinge zum Einsatz, die dem Kind vielleicht später mal was bringen können: das übliche Sauerländer Flachgeschenk mit Bargeld, der kleine Goldbarren oder ein wertvolles Schmuckstück, das Sparbuch mit einer bereits eingezahlten Geldsumme (heutzutage wegen Mario Dragi etwas unattraktiv, dann vielleicht doch lieber Bitcoins) oder die Dauerkarte des geliebten Revierclubs sind sicher Dauerbrenner, die viel über den Schenkenden aussagen, dem Beschenkten im Prinzip aber erst mal gar nichts bringen.

Kinderhand ist leicht gefüllt, eine Aussage, die in den ersten zwei, drei Lebensjahren auch heute noch gilt, der Dissens liegt in der Erwartungshaltung des Schenkenden und seines Umfelds. Gerade zu Weihnachten übertragen sich die Wünsche der Eltern oft auf die Geschenke für die Kinder. Ich selber konnte es kaum erwarten bis meine Kinder in dem Alter waren, wo sie sich (mehr oder weniger) für eine Modelleisenbahn interessieren könnten. Eine solche Investition hat den Vorteil, dass sie über einige Jahre hinweg, durch Erweiterungen, Landschafts- und Häuserelemente, neue Strecken, Waggons und Lokomotiven, die Geschenkefrage zu Weihnachten klärt – wenn die Kinder sich dafür genauso interessieren wie die Väter. Das Endresultat führt dann meistens in den Folgejahrzehnten zu eingeschränkten Lagerkapazitäten auf dem Dachboden, weil es vielleicht mit eventuellen Enkeln und deren Eisenbahnbegeisterung mal besser klappen könnte.

Die Frage der richtigen Geschenkeauswahl sorgt in jedem Jahr für Spannung, verursacht oft jedoch auch unnötige Spannungen. Im besten Fall sorgen passende Geschenke gleichermaßen für Freude beim Schenkenden und Beschenkten, das liegt aber dann nicht an der Höhe des materiellen Wertes, sondern daran, dass der Geber sich äußerst sensibel der wirklichen (geheimsten) Wünsche des Empfängers bewusst ist. Wenn das nicht der Fall ist, kann das geplante friedliche Weihnachtsfest schnell ins genaue Gegenteil umschlagen. Schlimmstenfalls singt hinterher nur noch der Scheidungsanwalt „Oh du fröhliche“.

Wir wünschen Ihnen daher fröhliche Gesichter unterm Weihnachtsbaum, schöne und besinnliche Festtage und ein glückliches, gesundes und friedliches Jahr 2018.

Norbert Schnellen und das Team vom Briloner Anzeige

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