Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen: „Das gefährlichste Raubtier der Welt!“
brilon-totallokal: Am 3. März 1973 wurde das Washingtoner Artenschutzabkommen, zunächst von fünf Staaten, unterzeichnet. Bis heute sind 182 Staaten dem Abkommen beigetreten. Damals setzte sich die Erkenntnis durch, dass verhindert werden muss, dass durch die Einwirkungen des Menschen komplette Tier- und Pflanzenpopulationen unwiederbringlich von der Erde verschwinden. Doch was hat sich in den vergangenen 45 Jahren getan? Eigentlich sehr viel, aber leider in entgegengesetzter Richtung. Sicher wurden weltweit seitdem Schutzgebiete, Biosphärenreservate oder hier in Europa sogenannte FFH-Gebiete (für Flora, Fauna Habitat) eingerichtet, aber trotzdem ist das Artensterben in rasanter Geschwindigkeit weitergegangen. Wir sind also noch lange nicht auf dem richtigen Weg.
Seit sich der Mensch auf diesem Planeten breit gemacht hat, begann er rücksichtslos mit der Zerstörung seiner Umwelt. Als es nur wenige Exemplare unserer Spezies gab, störte das nicht ganz so viel, die Selbstheilungskräfte der Natur konnten Brandrodungen, exzessive Bejagung von Tierarten und die Verschmutzung von Gewässern mühelos wieder ausgleichen. Doch durch das immense Anwachsen der Erdbevölkerung in den vergangenen 200 Jahren hat sich die Situation dramatisch verändert. Nach dem, falsch verstanden, Bibelwort „Macht Euch die Erde untertan“, entwickelte der Mensch Techniken, welche diese Selbstheilungskräfte maßlos überfordern. Sicher wäre es kein Problem 10 Milliarden Menschen von den Früchten der Erde zu ernähren, aber der Mensch ist nun mal so ausgelegt, dass er sich mit einem „einfachen Leben“ nicht zufrieden geben kann. Alles, was über die Grundbedürfnisse hinausgeht, nennt man „Wohlstand“. Für diesen Wohlstand nimmt man auch gerne in Kauf, dass die überwiegende Zahl der Mitmenschen auf der Erde noch nicht einmal ihre Grundbedürfnisse befriedigen kann und die Existenz anderer Arten ist uns dabei anscheinend völlig egal.
Im Wuppertaler Zoo gab es früher eine Tür, hinter der man das „gefährlichste Raubtier der Welt“ bewundern konnte. Öffnete man diese Tür, erblickte man sich selbst in einem großen Spiegel. Man könnte der Schöpfung jetzt natürlich auf der einen Seite vorwerfen, dass sie die Population einer dermaßen gefährlichen Spezies, wie wir es sind, so stark werden ließ. Auf der anderen Seite hat sie uns mit einer so hohen Intelligenz gesegnet, dass wir eigentlich merken sollten, was wir mit unserem Lebensstil anrichten. Es liegt an uns, die Artenvielfalt dieses schönen Planeten und damit unsere eigene Art zu retten, oder die Erde auf absehbare Zeit unbewohnbar zu machen.
Ihr Norbert Schnellen