Brilon-Totallokal: Am Ende war es die neue Datenschutzgrundverordnung der EU, die das Fass zum Überlaufen brachte.
brilon-totallokal: Durch die Regelung, die nach zweijähriger Übergangsfrist am 25. Mai endgültig in Kraft treten wird, entsteht an allen Stellen, an denen personenbezogene Daten anfallen und gespeichert werden, ein erheblicher bürokratischer Aufwand, um die Bestimmungen der EU umzusetzen. Das betrifft nicht nur große Digitalkonzerne, sondern vor allen Dingen auch Vereine und kleine Handwerksbetriebe.
Für diese ist die neue Verordnung nur eine weitere bürokratische Belastung neben vielen anderen, wie einer GoBD-konformen Buchführung, die verschiedensten Dokumentationspflichten, Verfahrensdokumentation, Abfall- und Verpackungsvorschriften, die unterschiedlichsten, teilweise sinnlosen Unterweisungen und Belehrungen, die natürlich auch alle dokumentiert werden müssen und vieles mehr.
Elektro-Meister Frank Lefarth aus Medelon reichte es irgendwann. Gemeinsam mit vier anderen Handwerksmeistern aus Medelon und Siedlinghausen gründete er eine Plattform für Handwerker aus dem ganzen HSK, um sich gegen die immer weiter ausufernde Bürokratie zur Wehr zu setzen.
Innerhalb kürzester Zeit konnten so über soziale Netzwerke unter dem Schlagwort „Handwerk macht mobil“ mehr als 180 Betriebe eingebunden werden. Das erste Treffen dieser Gruppe fand jetzt bei der Kreishandwerkerschaft in Meschede statt.
In einer mehrstündigen Diskussionsrunde, bei der auch Vertreter der Kreishandwerkerschaft und der Handwerkskammer Südwestfalen anwesend waren, wurden die bürokratischen Bürden der Betriebe ausgiebig besprochen. Neben den zahllosen Vorgaben wurde besonders die Einstellung mancher Behörden kritisiert, die den Handwerksbetrieben oft kriminelles Verhalten oder das Nichteinhalten von Vorgaben unterstellen, ohne dass es dafür konkrete Anhaltspunkte gibt. Faktisch wird also bei der Umsetzung die Beweislast oft umgekehrt.
Seitens der Initiatoren von „Handwerk macht mobil“ wurden auch schon die politischen Vertreter der Region angeschrieben und einige haben schon Ihre Bereitschaft zur Unterstützung der Aktion signalisiert. Wichtig sei es jetzt jedoch, „den Druck aufrecht zu erhalten“. Es wurden beispielsweise auch Protestaktionen besprochen.
Vorerst soll jedoch die Vernetzung im Vordergrund stehen. Zu diesem Zweck wurde der Kreishandwerkerschaft der Auftrag erteilt, die Betriebe im Kreis mit einzubinden. So sollen die Probleme aus möglichst vielen Gewerken und Bereichen zusammengetragen werden. Zudem sollen Arbeitsgruppen gebildet werden, in denen konkrete Beispiele für unnötige und ausufernde Bürokratie gesammelt und eventuelle Lösungsvorschläge erarbeitet werden. Es sollen aber auch öffentlichkeitswirksame Aktionen geplant werden.
Auch wenn die über 50 Betriebsinhaber die an der Versammlung teilnahmen „durch Frustration hier hin gebracht“ worden sind, was auch durch mehrfache Unmutsäußerungen zum Ausdruck kam, so stand am Ende doch, wie bei guten Handwerkern nicht anders zu erwarten, eine pragmatische und aktive Herangehensweise, um gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft anzugehen.
Quelle: Christoph Schnellen