Brilon-Totallokal: Der Briloner Verein „Kinder- und Behindertenhilfe Rumänien e.V.“ erfüllt junger rumänischer Frau mit Behinderung einen Herzenswunsch
brilon-totallokal: Keine Frage: Hier sitzt mir einer von den Guten gegenüber. Ich lerne Andreas Kaefer beim Frühstück im Christlichen Gästehaus Willingen-Usseln kennen. Unbeschwert unterhält er sich mit Raluca Suraru. Die 25jährige Betriebswirtin aus Bacau, einer 250 000-Einwohner-Stadt in Rumänien hat ihm viel zu verdanken. „Geistig ist Raluca 100%ig fit“, erklärt mir Andreas Kaefer. „Durch ihre Ganzkörperspastik fühlt sie sich aber oft wie in ihrem Körper gefangen.“ Ich muss an Stephen Hawking denken. Raluca Suraru bleiben aber leider in Rumänien durch ihre Behinderung viele Türen verschlossen. Der Briloner Verein „Kinder- und Behindertenhilfe Rumänien e.V.“ hat ihr eine erstklassige Ausbildung zukommen lassen. Das Studium der Betriebswirtschaft hat sie abgeschlossen und dadurch viel Selbstbewusstsein erlangt. Der nächste große Schritt, der Eintritt in das Erwerbsleben, gestaltet sich allerdings als unheimlich schwierig.
Lebenssituation in Rumänien
Raluca Suraru lebt mit ihrer Mutter, die als Buchhalterin arbeitet, in einer 35 qm-Wohnung ca. 350 km von Bukarest entfernt in einer Plattenbausiedlung. Das Einkommen der Mutter reicht für die Bedarfe des täglichen Lebens, gerade des Lebens mit einer Behinderung, hinten und vorne nicht aus. Die beiden Frauen leben mehr als bescheiden und wissen oft nicht, wie sie notwendige Medikamente oder schmerzlindernde und entkrampfende Therapien bezahlen sollen. An Dinge, die einem das Leben schön und lebenswert machen, wie zum Beispiel auch kulturelle Teilhabe, ist überhaupt nicht zu denken. Ein Lichtblick ist da immer wieder die Unterstützung durch den Verein aus Brilon. Sehr gerne würde Raluca ihre Mutter bei der Sicherstellung des Familieneinkommens unterstützen. Aber bei der Arbeitssuche hat sie in den letzten Jahren unzählige Rückschläge erleiden müssen.
Herzenswunsch erfüllt
Ein Herzenswunsch der jungen Frau, war schon seit langem ein Besuch in Deutschland bei den Menschen, die ihr so viel geholfen und möglich gemacht haben. Als Andreas Kaefer erfuhr, dass dieser Tage im Christlichen Gästehaus Willingen eine moldawische Reisegruppe erwartet wird, führte er schnell alle Fäden zusammen und organisierte einen Besuch in Deutschland. So kann die Infrastruktur der Gruppe genutzt werden, wie zum Beispiel die Dolmetscher. Am Mittwoch kam Raluca in Begleitung ihrer Mutter und der ehemaligen Heimleiterin eines Waisenhauses mit dem Flieger an. Alle drei sind das erste Mal außerhalb ihres Heimatlandes. Am Donnerstag stand die nähere Umgebung auf dem Plan. Vereinsmitglied Heinrich Kraft zeigte der kleinen Gruppe im Rahmen einer Rundfahrt den Diemelsee und den Ettelsberg. Natürlich durfte auch eine Seilbahnfahrt nicht fehlen. Am Freitag besichtigte die Gruppe die Bigger Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Die junge Rumänin war dabei überwältigt von den Möglichkeiten, die Menschen mit Behinderungen hier in Deutschland haben und konnte ihre Tränen nicht zurück halten. Am heutigen Samstag geht es gleich nach dem Frühstück nach Dortmund in den Zoo. Andreas Kaefer nimmt den rumänischen Besuch in seinem Wagen mit. Seine Frau ist mit den Kindern schon vorgefahren. „Wir passen ja nicht alle in ein Auto.“ Anschließend schmeißt er im eigenen Garten den Grill an. Eine kleine Feier mit allen Beteiligten soll den Besuch angemessen ausklingen lassen. Morgen steht leider schon der Heimflug auf dem Programm.
Hintergrund der Rumänienhilfe
„Ich habe den Verein 2007 zusammen mit meinen Freunden gegründet, um das soziale Engagement meines Vaters fortzuführen, der leider 2004 viel zu früh verstarb“, erinnert sich Andreas Kaefer. Die Zustände in rumänischen Kinderheimen waren zuvor durch die Weltpresse gegangen. „Meinem Vater war sofort klar, dass er dort helfen musste. Durch den Schwiegersohn eines Freundes fand er damals einen direkten persönlichen Kontakt ins Hilfsgebiet.“ Seit dem sind zahlreiche Projekte durchgeführt worden. Der Verein hilft sozial benachteiligten Kindern, Jugendlichen und Menschen mit Behinderungen zum Beispiel im Bereich Gesundheitsversorgung, aber auch bei der Schul- und Weiterbildung. Kontinuierlich wird ein Wohnheim für Menschen mit Behinderungen unterstützt. „Es geht uns darum, menschenwürdige Lebensbedingungen für Waisenkinder und Missbrauchsopfer in Rumänien zu schaffen“, sagt Andreas Kaefer. „Vieles, was für uns selbstverständlich ist, muss in Rumänien noch erkämpft beziehungsweise finanziert werden.“
Jeder kann helfen
Der Verein finanziert sich zu 100% aus Spenden. Auch Spendenquittungen können ausgestellt werden. Für 10,- € jährlich kann man Mitglied werden. Einzelspenden sind ab 5,- € auf das Spendenkonto bei der VOBA BBS DE13 4165 1770 0000 0272 01 möglich. Neu hat sich der Verein ein Patenschaftsmodell überlegt. Mit 10,-, 20,-. € oder 30,- € monatlich kann einer konkreten Person dauerhaft ein würdigeres Leben ermöglicht werden. „Dieses Geld wird 1:1 an die hilfebedürftige Person weiter geleitet“, versichert Andreas Kaefer. „Auch für Raluca würde ich mir so eine Patenschaft sehr wünschen. Das Geld könnte sie für zusätzliche Physiotherapien verwenden und für die Pflege ihrer EDV-Ausrüstung, die ihre Brücke zur Welt ist. Durch ihre Spastik hat Raluca einen harten Aufschlag auf die Tastatur, die deshalb öfter mal ersetzt werden muss.“ So eine Patenschaft ist jederzeit kündbar mit keinen weiteren Verpflichtungen verbunden.
Weitere Informationen gibt es normalerweise auf der Homepage des Vereins www.rumaeninehilfe.eu. Diese ist aber kurzfristig wegen Überarbeitung nicht aufrufbar. Unter www.kaefer-brilon.de kann man den Flyer des Vereins herunterladen, auf dem sich auch eine Beitrittserklärung befindet. Individuelle Fragen erörtert Andreas Kaefer gerne im persönlichen Gespräch unter 0171/5591130 oder E-Mail [email protected] und Heinrich Kraft unter 0151/21646653 oder E-Mail [email protected]. „Wir würden uns sehr freuen, wenn wir auf diesem Weg neue Mitglieder und Unterstützer für unsere wichtige Arbeit in Rumänien gewinnen könnten“, hofft der Vereinsgründer. Und jetzt geht es aber erstmal ab nach Dortmund. Um ihr beim Gehen Halt zu geben, machen sich der Unternehmer und die junge Frau aus Rumänien wie selbstverständlich Hand in Hand auf den Weg zum Auto. Raluca Suraru freut sich auf einen unbeschwerten Tag im Zoo.
Bildunterschrift: Der Briloner Unternehmer Andreas Kaefer ermöglichte über seinen Verein in Zusammenarbeit mit dem Christlichen Gästehaus Usseln einer jungen rumänischen Frau mit Behinderung den ersehnten Deutschland-Besuch.
Quelle: Jutta Maas