Brilon-Totallokal: Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen…
brilon-totallokal: Während in die Medien in Deutschland, neben der WM-Berichterstattung, ausführlich über den innenpolitischen Streit um die Abfertigung von Flüchtlingen an den deutschen oder europäischen Grenzen berichten, kommen zwei Meldungen nur im Kleingedruckten rüber: Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen meldet, dass im vergangenen Jahr die Zahl der Menschen die auf der Flucht sind, den höchsten Stand seit dem 2. Weltkrieg erreicht hat. Nur die wenigsten davon gelangen nach Europa, geschweige denn nach Deutschland. Die meisten dieser Menschen sind in ihren eigenen Ländern oder in Nachbarstaaten auf der Flucht. Für eine Flucht nach Europa haben sie gar keine Mittel und Möglichkeiten. Die zweite Meldung in der letzten Woche, die in der umfangreichen Fußballberichterstattung unterging, kam aus dem Wirtschaftsressort: Die deutschen Rüstungsexporte in „Nicht-Nato-Staaten“ haben sich im letzten Jahr verdoppelt. Schön für die Aktionäre, schlecht für die Menschen in den Krisengebieten der Erde, denn die Hauptursache der weltweiten Flüchtlingsströme sind immer noch kriegerische Auseinandersetzungen.
In diesem Zusammenhang klingen die Aussagen von Politikern der Regierungsparteien, dass man die Fluchtursachen bekämpfen muss, wie ein Hohn. Denn alle diese Rüstungsexporte, zum Beispiel nach Saudi-Arabien, nach Ägypten oder Pakistan, müssen von der Bundesregierung genehmigt werden. Der Einfluss der Rüstungslobby scheint demnach ungleich stärker zu sein als jede Form der politischen Vernunft, von „persönlichem Gewissen“ möchte man in diesem Zusammenhang gar nicht mehr reden. Als drittgrößter Waffenexporteur weltweit sind wir Deutschen mitverantwortlich für millionenfaches Sterben in den Krisengebieten und auch für die jährlich zunehmenden Flüchtlingsströme. Wenn sich die Stimmung in der Politik und in den Medien immer stärker gegen die „armen Teufel“ wendet, die versuchen in unser „reiches Land“ zu kommen, ist das der Gipfel der Scheinheiligkeit. Sicher können wir hier, in einem der dicht besiedelten Länder der Erde, keine unbegrenzte Zuwanderung zulassen. Aber dann sollten wir doch endlich mal Ernst machen mit der „Bekämpfung der Fluchtursachen“. Wenn man der Überzeugung ist, dass unser Land keine weitere Zuwanderung mehr verkraften kann, weil es uns nicht gelingen kann Millionen von Menschen aus anderen Kulturkreisen hier zu integrieren, hat es keinen Sinn gegen die Flüchtlinge demonstrieren, sondern es müssten Millionen von Menschen auf die Straßen gehen und gegen die Rüstungsindustrie und gegen die von diesen Kriminellen (zu hart? Bibel: 2. Buch Mose. Kap.20/13), korrumpierten Politiker auf die Straße gehen. Wo ist die politische Massenbewegung, wo sind die Medien, die dazu aufrufen?
Ihr Norbert Schnellen