Brilon-Totallokal: Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen
brilon-totallokal: Der heutige 1. August ist in diesem Jahr der Termin des „Earth Overshoot Day“, also der Tag an dem die Menschheit alle Ressourcen für dieses Jahr aufgebraucht hat. Jeder weitere Tag geht zu Lasten zukünftiger Generationen. Sicher könnte man diese Tatsache auf die stetig steigende Zahl von Menschen auf diesem Planeten schieben, aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Wir Deutschen zum Beispiel hatten unseren nationalen „Welterschöpfungstag“ in diesem Jahr schon am 2. Mai. Man kann also wissenschaftlich nachweisen, dass der Reichtum eines Landes auch die Grundlage für den Ökologischen Fußabdruck jedes einzelnen Menschen ist.
In vielen Entwicklungsländern findet der „Earth Overshoot Day“ erst nach mehreren Jahren statt, das heißt, diese Menschen leben nicht über, sondern unter ihre Verhältnisse. Wir Deutschen sehen uns ja gerne als Saubermänner und Vorreiter in der Anwendung „ökologischer Technologien“. Trotzdem belegen wir, neben Ländern wie den USA oder Russland, einen der vorderen Plätze beim Verbrauch von Ressourcen und bei der Vermüllung dieses Planeten. Wie passt das zusammen?
Bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts war eigentlich noch alles in Ordnung. Was hierzulande an Ressourcen verbraucht wurde war im Großen und Ganzen ökologisch vertretbar. In den 50er Jahren hatte mit dem Wirtschaftswunder ein langanhaltendes Wachstum für immer mehr Wohlstand gesorgt. So etablierte sich in den Köpfen der meisten Menschen, auch der Politiker und sogar der Wirtschaftswissenschaftler, die feste Überzeugung, dass dieses Wachstum immer so weitergehen müsse.
Ohne Wachstum kein Wohlstand. Mit etwas gesundem Menschenverstand sollte man jedoch begreifen, dass keine Bäume in den Himmel wachsen. Wenn ich mehr Geld ausgebe als ich verdiene, mache ich Schulden. Diese müssen von mir selber oder von meinen Erben zurückgezahlt werden. Genauso verhält es sich mit dem Ressourcenverbrauch und der Verschmutzung der Atmosphäre. Die Folgen unseres Handelns für die Umwelt sind heute schon zu spüren. Die Klimaveränderungen und die Fluchtbewegungen aus der dritten Welt kann wirklich nur ein Vollidiot übersehen.
Trotzdem halten wir an einem längst überholten Wirtschaftssystem aus dem vorigen Jahrhundert fest. Sind wir nun dumm oder rücksichtslos? Diese Frage sollte man sich vielleicht stellen bevor man zum nächsten Shopping nach New York fliegt.
Ihr Norbert schnellen