Brilon-Totallokal: Romantische Rottöne dominierten den Abend- und Nachthimmel am 27. Juli 2018 … Rote Sonne, Roter Mond, Roter Mars…
brilon-totallokal: Über 80 Briloner und viele Gäste aus dem Umland hatten am Freitag ein romantisches Wander-Ziel: Aufgang des Blutmondes auf dem „Briloner Vulkanberg“, dem Bilstein. Eingeladen zu dieser überaus spannenden Exkursion hatten der Briloner Heimatbund Semper Idem e.V. und das Museum Haus Hövener. Über den Kohlweg startete die interessierte Gruppe Richtung Steinbruch am Kirchloh, der von der tiefstehenden Abendsonne wunderbar beleuchtet wurde. Hier gab es einige geologische Einblicke in das Erdzeitalter Devon und Karbon (416 bis 299 Millionen Jahre) zur Entstehung der Briloner Hochfläche als tropischer Riffkomplex. Motiviert traten die Teilnehmer nun den weiteren Aufstieg auf dem „Geologischen Sprung“ zum Bilsteinplateau an.
(Der Titel rührt aus der Besonderheit, dass auf engstem Raum unmittelbar zwei unterschiedliche erdgeschichtliche Zeugnisse aus dem Devon erlebbar sind: die Kalkkuppen der Briloner Hochfläche einerseits und die Diabasvorkommen des Bilstein andererseits).
Auf ca. halber Strecke erlebten die Wanderer einen besonders romantischen Sonnenuntergang; hinter der „Sonder“ ging das Zentralgestirn feuerrot am Horizont unter, ein absolut gelungenes Timing, so der Tenor der Gruppe. Am Wegesrand leuchteten im gelb-roten Abendlicht goldener Rainfarn, roter Fingerhut und das magentafarbene Weidenröschen um die Wette. Direkt unterhalb des Bilstein-Plateaus angekommen, konnten alle Interessierten schon submarin abgelagerte Vulkanasche in Form von Tuffit bewundern. Auch hier gab es Erläuterungen von Geoparkführerin und Waldpädagogin Loni Held-Wiese, die die Wanderung federführend begleitete. Auf den letzten Metern zum höchsten Punkt grüßten in der Dämmerung auch die Bruchhauser Steine ( Sie gehören zu den bedeutenden Geotopen in Deutschland. Seit dem 6. April 2017 sind sie als erstes Nationales Naturmonument in Nordrhein-Westfalen unter besonderen Schutz gestellt.) Ein herrlicher Rundumblick über die Briloner Hochfläche belohnte die Exkursionsteilnehmer, die jetzt mit Mega-Spannung das Spektakel am nächtlichen Himmel, die längste totale Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts, auf dem „Geologischen Sprung“ auf 634 m, erwarteten.
Exakt um 22.22 Uhr zeigte sich die maximale Mondverfinsterung am Firmament und der besondere Erdtrabant tauchte immer deutlicher als wunderschöne blutrote Scheibe am dunkelblauen Dämmerungshimmel auf. Perfekt war das Bild der Gestirne am Nachthimmel als auch der rote Wüstenplanet, der Mars, sich immer heller als orange-roter Ball zeigte. Er war der Erde so nah wie seit 15 Jahren nicht mehr. Auch die Raumstation ISS, mit Alexander Gerst an Bord, zeigt sich als heller Lichtpunkt.
Eine aufmerksame Stille, gepaart mit großer Ehrfurcht, lag über dem „Briloner Vulkanberg; weit über 100 Erdenkinder hatten der gute alte Mond und sein Kompagnon Mars nun in ihren Bann gezogen…
Gegen 23.15 Uhr traten fast alle, sichtlich berührt und fasziniert, darunter auch einige Jugendliche und Kinder, die dieses besondere Ereignis bestimmt in guter Erinnerung behalten werden, den Heimweg an. Wunderbar war zu beobachten, wie der Mond nach und nach aus dem Kernschatten der Erde trat und wieder heller und heller, begleitet durch Freund Mars, am Nachthimmel leuchtete. Alle Teilnehmer waren sich einig: eine außergewöhnlicher Sommernacht mit spannenden Einblicken in die Erdgeschichte unserer Region und überaus phänomänalen Himmelszenarien. Die Exkursionsteilnehmer sind herzlich eingeladen, ihren erhaltenen Gutschein für die Abteilung Geologie/Paläontologie, im Museum Haus Hövener einzulösen.
Dort können Sie sich gern ausführlich über die Gesteine der Briloner Hochfläche und deren Entstehungsgeschichte informieren. Auch die kreidezeitlichen Fossilfunde der Dinosauriergattung Iguanodon , die vor 40 Jahren in Brilon-Nehden entdeckt wurden, sind eine Sensation in unserer Region und auf jeden Fall einen Besuch wert. Das Museumsteam freut sich auf Ihr Kommen. Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag von 11 Uhr bis 17 Uhr und nach besonderer Vereinbarung.
Quelle: Apollonia Held-Wiese / Semper Idem / Museum Haus Hövener