Sollte ein Roboter nicht beim Anziehen oder in den Rollstuhl setzen helfen?

Leitartikel zu Robotern: Mein Kumpel, der Roboter… von Maximiliane Gross

brilon-totallokal: (ots) – In China übernehmen Roboter die Kinderbetreuung. Und auch Senioren sollen dank neuester Technik schon bald zuhause statt im Pflegeheim alt werden können. Möglich macht das künstliche Intelligenz. Während in China die Bevölkerung stets offen für Hightech-Lösungen ist, sieht das bei uns anders aus – leider.

Die Deutschen begegnen neuen Technologien, vor allem künstlicher Intelligenz, viel zu skeptisch und übersehen die Vorteile.

iPal, der neueste Humanoid, ermöglicht es Eltern beispielsweise, sich keine Gedanken über die Kinderbetreuung machen zu müssen, wenn sie länger als geplant in der Arbeit sind oder sie mal schnell außer Haus müssen. Das klingt doch nach einer tollen Lösung für ein akutes Problem: Kita-Plätze sind in Städten Mangelware. Natürlich: Der Gedanke, dass ein Kleinkind mit einem gleichgroßen Roboter spielt und spricht und ihn als Freund ansieht, ist im ersten Moment gewöhnungsbedürftig. Doch die Chance, die darin steckt, dass nämlich Eltern im Notfall eine Betreuungsmöglichkeit haben, sollte vor der Skepsis gegenüber Robotern Vorrang haben. Durch eine Überwachungsfunktion am neuen Kumpel im Kinderzimmer können Mama oder Papa via Smartphone-App das Geschehen zuhause beobachten. Live-TV aus dem Kinderzimmer sozusagen.

Die analogen Zeiten liegen weit hinter uns.

Überall zieht die Digitalisierung ein. Davon können viele profitieren: auch alte Menschen, Pflegebedürftige und Kranke, ebenso das Pflegepersonal. Die körperliche Anstrengung ist in diesem Arbeitsfeld enorm. Die Pflegekräfte stehen zudem unter extremem Zeitdruck. Warum sollte da ein Roboter nicht beim Anziehen oder in den Rollstuhl setzen helfen? Während der künstliche Kollege die auf die (menschlichen) Knochen gehende Schwerstarbeit erledigt, kann sich die Pflegekraft auf einer sozialen Ebene mit dem Patienten beschäftigen, auf dessen Bedürfnisse eingehen. Einfach nur zuhören, zum Beispiel.

Wäre das nicht genau das, was sich alle für ihre Eltern oder Großeltern im Pflegeheim wünschen?

Vor allem für die älteren Generationen, die weder mit Smartphones noch mit Computern aufgewachsen sind, muss die Vorstellung von einem sprechenden Roboter furchteinflößend sein. Und doch: Der Androide hat keine privaten Probleme, ist nie müde und wird nicht krank. Er kann, einmal richtig programmiert, absolut zuverlässig Tabletten sortieren. Er merkt auch, wenn die Medizin zur Neige geht und bestellt rechtzeitig nach. Ein Roboter kann dabei helfen, dass Oma und Opa in ihren eigenen vier Wänden alt werden können. Früher haben sich Angehörige gekümmert – um den Nachwuchs ebenso wie um die hilfsbedürftigen Angehörigen. Das ist inzwischen nicht mehr so leicht. Junge Leute verschlägt es in die Ferne.

Eltern und Großeltern sind im Alter oft auf sich gestellt.

Ähnlich verhält es sich auch bei der Kindererziehung. Mütter arbeiten Teil- oder Vollzeit, Oma und Opa wohnen nicht mehr um die Ecke. Ein iPal, der Eltern die Möglichkeit gibt, ihre Kleinen ohne schlechtes Gewissen vorübergehend alleine zu lassen, erleichtert das Zeitmanagement und macht das Familienleben stressfreier.

Bleibt die Frage: Ist es okay, wenn das Kind mit einem künstlichen Kumpel kuschelt?

Es ist doch heute schon üblich, dass Zweijährige mit dem iPad oder Smartphone umgehen. Warum sollte da ein Babysitter-Roboter, der im besten Fall auch Mathenachhilfe gibt oder eine Fremdsprache lehrt, ein Tabu sein? Deutschland ist weltweit führend im Maschinen- und Autobau.

Die digitale Entwicklung hingegen dominieren Konzerne aus Asien und den USA. Macht Deutschland noch Tempo, kann es im Wettbewerb vielleicht aufholen. Noch ein Vorteil: Wir könnten die digitale Welt nach unseren ethischen Grundsätzen und Rechtsnormen (mit-)gestalten.

 

Quelle: Mittelbayerische Zeitung / Leitartikel zu Robotern: Mein Kumpel, der Roboter von Maximiliane Gross

Teilen Sie diesen Bericht mit Ihren Freunden