Unterwegs mit dem Ranger der Bruchhauser Steine

Brilon-Totallokal: Franz Klemann kennt das Nationale Naturmonument wie seine Westentasche

brilon-totallokal: Bruchhausen. Er kann nicht nur die Geschichte der Bruchhauser Steine darstellen wie kaum ein  anderer. Franz Klemann hat auch fast alles selbst erlebt, was er seinen begeisterten Mitwanderern während einer ca. zweistündigen Führung im herrlichen Naturschutzgebiet auf dem Istenberg berichtet. Wenn man mal von den Geschichten mit den Kelten absieht … Nein, im Ernst: Da ist zum Beispiel die Sache mit dem Kletterverbot. Als sich im März 1989 der in Nordrhein Westfalen 20 Jahre lang ausgestorbene Wanderfalke plötzlich wieder am Bornstein ansiedelte und quasi über Nacht das Klettern und Besteigen der Steine (bis auf den Feldstein) vom Land verboten wurde, war Franz Klemann auch mit dabei. Aus erster Hand kann er berichten, wie Stromkabel verlegt und eine feste Station unter dem Bornstein errichtet wurde, wo sich ab dann jahrelang Naturschützer aus ganz Deutschland die Klinke in die Hand gaben, um den Wanderfalken vor Diebstahl  oder Tötung zu schützen.

Das Konzept ist aufgegangen. Jahr für Jahr brütet ein Wanderfalken-Pärchen seither auf dem Bornstein oder auch schon mal auf dem Ravenstein. Nicht alle Kletterer halten sich allerdings an das Verbot, die Steine zu besteigen. Gegen Abend hört man sie klirrend im Geschirr den Istenberg herauf kommen. „Das ist kein Problem für mich“, sagt Franz Klemann mit einem Augenzwinkern. „Ich bin so viele Jahre mit geklettert und kenne ja die Wege. Wenn die jungen Leute vom Stein absteigen, dann stehe ich schon da.“ Kindergartenkinder sind immer wieder begeistert über die Nase von Franz Klemann, die unbekannte Vorfahren auf der linken Seite des Bornsteins, von oben schauend, monumental im Stein verewigt haben. Die Ähnlich ist absolut frappierend, wenn der Ranger im Profil vor dem Stein steht. „Tatsächlich sind die uralten Quarzporphyr-Brocken natürlich viel zu hart, um von Menschenhand bearbeitet worden zu sein“, erklärt er sofort im Anschluss. 

Ranger – diesen Titel hat ihm mal eins von vielen Fernsehteams verpasst, mit denen er hier oben unterwegs gewesen ist. Er kann sie nicht mehr zählen. Es sind Filme und Reportagen gedreht worden. Manchmal waren die Steine tagelang für Aufnahmen gesperrt. Franz Klemann selbst nennt sich bescheiden Naturführer. Das allerdings schon zu Recht. Er kennt jeden Baum und jedes Kraut am Wegesrand. Fast ohne hinzuschauen unterscheidet er den Rotmilan vom Wanderfalken. Manchen Baum hat er selbst gepflanzt oder die Entwicklung beobachtet. Gerade erst hat er eine seltene Bergulme am Feldstein identifiziert. Für die passenden Beschriftungen sorgt auf dem kleinen Dienstweg seine eigene Tochter. Er weiß noch genau, wie der Blitz einen großen Baum direkt am Weg erwischte.

Die Baumruine erinnert noch heute an den Giganten und der Naturführer unterhält seine Zuhörer mit Geschichten über unzählige Waldbewohner, die das Totholz besiedeln und zu neuem Leben erwecken. Für Kinder steht dann auch schon mal wie zufällig ein Stück Baum mit einem Spechtloch am Weg. Die Kleinsten sind auch beim kurzen Vortrag im sogenannten Info-Center, einer Mischung aus Museum, Imbiss und Kartenschalter, restlos verblüfft, wenn er ihnen die letzte fleischfressende Pflanze hinter Glas zeigt, die hier eingesperrt wurde und sich heftig bewegt, wenn er sie ein bisschen ärgert. „Das war jetzt geflunkert“, gesteht er den lachenden Kinder sofort, „ aber alles andere, was ich euch heute erzähle, das dürft ihr mir gerne glauben.“ 

Das Info-Center ist dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet, in den Herbstferien auch montags. Am 5. November schließen sich für ein paar Wochen die Türen für eine große Modernisierungs-Maßnahme. Die Ausstellung wird interaktiver gestaltet und neue Medien werden einbezogen. „Auf die Wiedereröffnung im neuen Gewand Ende November freue ich mich schon besonders“, strahlt der Ranger. 

Am meisten strahlen seine Augen allerdings, wenn er von seiner kleinen Enkeltochter erzählt, mit der er schon manchen kleinen Ausflug zu den Bruchhauser Steinen unternommen hat. Auch die örtliche SGV-Gruppe möchte auf die Mitarbeit des erfahrenen Wanderführers nicht verzichten. Zusammen mit der Vorsitzenden, seiner Frau Gaby, hat er dort schon manche tolle Wanderung durchgeführt. „Hier an dieser Stelle hier am Istenberg muss ich immer fleißig sein“, zwinkert er der Gruppe zu, „ hier kann meine Frau von zu Hause aus sehen, ob ich etwas tue.“ Zusammen vermieten sie das Ferienhaus Kaspers Hütte mitten in Bruchhausen. Nicht zuletzt engagiert sich Franz Klemann auch als Ortsheimatpfleger in seinem Dorf. 

Wenn der Ranger an den Bruchhauser Steinen unterwegs ist, entgeht ihm nichts. „Diese Stelle muss ich wieder befestigen, hier ist ein Schild verschmutzt, dort muss mal wieder gemäht werden …“ Mit seinem alten grünen Lada – ein besseres Auto könnte man vermutlich hier gar nicht fahren – fährt er dann bei nächster Gelegenheit hin, um selbst Hand anzulegen. „Mir ist es einfach wichtig, dass immer alles in Ordnung ist für die Gäste und Naturfreunde.“ Besonders haben es dem Bruchhauser natürlich die Steine selbst angetan. „Ich schaue, dass ich einmal im Jahr jeden Stein besteige, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist“, erklärt Klemann. Wie ein junges Wiesel huscht er die befestigte Stiege zum Feldstein hinauf. Dass seine Geburtstage schon mit er sieben beginnen, will man in diesem Momentan gar nicht glauben. „An klaren Tagen kann man von hier oben bis zum Teutoburger Wald schauen“, erklärt er den Zuhörern. Hier oben geht das Herz des Rangers auf. Er lässt sich den frischen Wind um die Ohren wehren und beantwortet unermüdlich jede Frage seiner Gruppe zu Bergen, Tälern und Ortschaften. 

Wer den Ranger der Bruchhauser Steine einmal selbst erleben möchte, kann dies bei einer Vollmondwanderung am Mittwoch, 24. Oktober, um 18.00 Uhr. Dieses Jahr findet auch am 5. November um 15.00 Uhr noch einmal eine offene Führung für alle Interessierten statt und in 2019 sind wieder für jeden ersten Mittwoch im Monat um 15.00 Uhr offene Führungen geplant – allerdings zum Teil auch mit anderen qualifizierten Führerinnen und Führern . Anmeldungen in der Rentei sind unter 02962 – 97670 erforderlich. Gruppenführungen für Schulklassen, Cliquen, Betriebsausflüge, Vereine usw. können unabhängig davon jederzeit gebucht werden. Weitere Informationen zu den Bruchhauser Steinen und den Preisen finden sich unter www.stiftung-bruchhauser-steine.de. 

BU.: Am 24. Oktober um 18.00 Uhr bei einer Vollmondwanderung live zu erleben: Franz Klemann- der Ranger der Bruchhauser Steine (hier auf dem Feldstein)

Quelle: Jutta Maas

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