Stichwort der Woche: Egozentriker

Brilon-Totallokal: Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen

brilon-totallokal: Eigentlich müssten wir im Paradies leben. Alle Probleme, mit denen die Menschen zu kämpfen haben, scheinen nun endgültig gelöst zu sein. Der Klimawandel ist gestoppt, alle sozialen Fragen in diesem Land sind auf einen Schlag gelöst, die internationalen Konflikte sind beigelegt und es gibt keine weltweiten Flüchtlingsströme mehr. Die hier lebenden Ausländer sind voll integriert, die hier lebenden Rechtsradikalen auch.

Der deutsche Wald entwickelt sich prächtig und auch der Hambacher Forst bleibt stehen, weil die Energiewende endlich vollzogen ist. Überall gibt es für alle bezahlbaren Wohnraum, der Flughafen BER ist fertig und die deutsche Autoindustrie baut wirklich saubere Autos. Die Banken arbeiten seriös, Google und Amazon zahlen reichlich Steuern, wodurch untere Einkommensgruppen von Steuern und Abgaben komplett verschont werden. Jetzt, nachdem die neue GroKo alles im Griff hat, können sich die Politiker wohl auch mal ein bisschen mit sich selber beschäftigen.

Leider ist keines der bestehenden Probleme in diesem Land gelöst. Seit dem Zustandekommen der großen Koalition vor einem halben Jahr hat man nicht den Eindruck, dass die Verantwortlichen tatkräftig an die anstehenden Aufgaben herangehen. Dafür bekommt man in den Medien täglich den Eindruck, dass es eine Kindergartenmannschaft ist, die nach den langen Koalitionsverhandlungen die politische Macht in diesem Lande ausübt. 137 Punkte umfasste der Koalitionsvertrag der GroKo im März dieses Jahres. Mit 77 dieser Projekte hat sich bisher noch keiner beschäftigt, 52 Vorlagen sind „in Arbeit“, was immer das heißt.

Ganze 5 Punkte des Koalitionsvertrags sind bisher umgesetzt worden (Quelle: Süddeutsche Zeitung Online). Dafür bekommen wir täglich zu hören, dass Frau Nahles Herrn Seehofer am liebsten ins Altersheim entsorgen möchte oder dass der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, weil er für die SPD nicht mehr tragbar war, mal eben zum Staatssekretär hochgelobt wurde. Dafür wurde Herr Adler, der sich im Innenministerium um den wichtigen Bereich der Wohnungsbaupolitik kümmern sollte, woanders hin weggelobt, wohin weiß man noch nicht genau.

Schon die vorherigen GroKos haben die Politikverdrossenheit in diesem Lande so weit getrieben, dass man heute kaum noch von einer „Großen Koalition“ sprechen kann. Wenn die Bürger merken, dass ihre Vertreter in Berlin nur noch um sich selbst kreisen, braucht es einen nicht zu wundern, dass immer mehr von ihnen anderen, teilweise falschen „Propheten“ hinterher laufen. Wir brauchten in der Regierung einfach „Macher“, die sich um Sachfragen kümmern und keine Egozentriker, die sich den ganzen Tag nur mit sich selbst beschäftigen.

Ihr Norbert Schnellen

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