55. Briloner Wirtschaftsforum findet großes Interesse

Brilon-Totallokal: Qua vadis Brilon – Standortstrategie 2030

brilon-totallokal: Zum 55. Briloner Wirtschaftsforum hatte die Stadt Brilon mit der Brilon Wirtschaft und Tourismus GmbH in Zusammenarbeit mit der Volksbank Brilon Büren Salzkotten zu dem Motto der zweiten Überschrift in die Kundenhalle der Bank geladen. Sehr großes Interesse der Unternehmer/innen und Bürger/innen sowohl aus Brilon als auch aus der Umgebung war auf Grund der sehr gut gefüllten Kundenhalle erkennbar.

Thorsten Wolff Vorstand Volksbank Brilon Büren Salzkotten eG begrüßte in seiner Eigenschaft als Hausherr die Anwesenden. Seine Frage „was können wir tun damit Brilon auch 2030 noch so gut da steht wie jetzt, beantwortete er selbst mit der Zitierung des § 1 des Genossenschaftsgesetzes: „Hilfe zur Selbsthilfe“ umgesetzt heißt dieses „Anpacken und Umsetzen muss jeder selber machen. Digitalisierung, Demografie, gesellschaftlicher Wandel sind nur einige Stichpunkte die unsere Zukunft beeinflussen und verändern werden.

Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch wies darauf hin, das Brilon zurzeit auf Platz 23 von 396 der NRW-Städte bei der Steuerkraft liegt. Das Gewerbesteueraufkommen hat sich in dem Zeitraum von 2000 bis 2017 verdreifacht. Der Zuwachs im Personalbereich ist deutlich angestiegen und ist im näheren und weiteren Umfeld als überdurchschnittlich zu bezeichnen. Das sind natürlich Nachrichten die eine gewisse Zufriedenheit ergeben, jedoch sind sie nicht dazu geeignet die Hände in den Schoß zu legen. Eine vitale Wirtschaft ist Grundlage für alle Lebensbereiche, sowie eine gesunde Wirtschaft der Ausdruck für einen gesunden Standort ist. Dr. Bartsch führte weiter aus, dass die Sicherung der Werte die in den letzten 35 Jahren geschaffen wurden im Vordergrund steht. Zu dieser Sicherung gehört auch die Schaffung attraktiven Wohnraums, denn Fachkräfte werden knapp bzw. sind es in Teilbereichen schon. Hier ist auseichendes Angebot von bezahlbarem Wohnraum erforderlich. Weiterhin, so der Bürgermeister müssen wir uns fragen, ob die Infrastruktur in Teilbereichen bereits ihre Belastungsgrenzen erreicht hat, und wo sind die Grenzen des Wachstums, die wir vielleicht selber setzen? Um diese und viele weitere Fragen für unsere  Zukunft beantworten zu können, bzw. ihr Vorhandensein erkennen, hat die Politik und Verwaltung der Stadt Brilon die Erstellung einer Standortstrategie beschlossen, um die Entwicklung auch in Zukunft positiv zu gestalten. Hierzu ist einem Externen Unternehmen bereits ein Auftrag erteilt worden.

Was ist Strategie

Strategie heißt nichts festzurren, sondern  Umsetzen, Machen. Um dieses  zu erreichen, hat das Unternehmen MODULDREI Standortstrategie  GmbH aus Dortmund bereits in den vergangenen zehn Monaten durch Befragungen und Betrachtungen die Vorlage für die zukünftige Strategie, die erst noch Entwickelt werden muss, geschaffen .Dipl. Kaufmann Jörg Lennardt ist seit ca. 35 Jahren in der Beratung von Wirtschaftsförderungen tätig und hat die MODULDREI Standortstrategie mit aufgebaut.

Jörg Lennardt erläuterte den anwesenden die schrittweise Vorgehensweise anhand von Grafiken. „Eine Strategie ist die geplante Handlungsweise, um Absichten und Ziele zu erreichen“. Das bedeutet Erfolgreich sein. Nicht mit aller Kraft die falschen Aufgaben bearbeiten – mit den richtigen Kräften die wichtigen Aufgaben lösen. Über Ziele sprechen, diese nicht kurzfristig wieder umstellen. Der Politik muss klar sein, das Ziele über die Legislaturperiode hinausgehen. Die Grundsätzliche Frage ist was ist realisierbar und machbar.

Die Ziele einer Strategie sind Einnahmen erzielen, die Wirtschaftskraft erhalten und die Finanzkraft steigern. Dieses Ziel ist erreichbar durch erhöhen der Beschäftigungsquote, Steigerung der Kaufkraft z. B. im Einzelhandel, Erweiterung des Unternehmensbestands, Einnahmen durch Steuern, Zuweisungen und Gebühren erhöhen. Strategie?  Das ist doch nur etwas für die Großen. Nein! Gerade die kleinen Kommunen müssen sich positionieren, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Sich selbst Attraktiv darstellen. Wichtig bei der Strategieerstellung war die Einbindung der Politik in eine Lenkungsgruppe von Anfang an, Festlegung messbarer Ziele für die Strategie, Erhebung objektiver Daten und Fakten besser von außen, realistische Einschätzung der vorhandenen Ressourcen (materielles oder immaterielles Gut) für die Umsetzung der Projekte, stringente Umsetzung der Projekte durch Projektleitung mit Zeit- und Ressourcenplanung und letztlich Controlling der Umsetzung der Projekte.

Zur Strategieerarbeitung wurden folgende Schritte durchgeführt: a) Analysephase, b) Unternehmensbefragung = sehr wichtig, hier kamen manchmal Dinge heraus die überraschten, c) Festlegung der Handlungsfelder = was wollen die Firmen, wie sieht es die Politik, was lassen wir weg was behalten wir, d) Ausarbeitung der Handlungsfelder, e) Ausarbeitung der Projekte f) Strategiekonzeption.  Zeitlich stellte sich der Ablauf wie folgt dar: 11.01.2018 Auftaktworkshop, 06.03.2018 1. Lenkungssitzung mit Vorstellung der Analyseergebnisse, 23.04.2018 2. Lenkungsgruppensitzung mit Vorstellung der Unternehmensbefragung und Präsentation vor Briloner Unternehmen, 3. Lenkungssitzung mit Präsentation der Handlungsfelder, 24.10. 2018 4. Lenkungssitzung mit Präsentation der Projekte und 27.11.2018 Ergebnispräsentation Wirtschaftsforum.

Stärken und Schwächen des Standortes Brilon

Diese leiten sich aus über 50 Indikatoren ab aus den Bereichen Menschen, Wohnen, Arbeit, Wirtschaft und Kommunen. Beispielhaft ist die Entwicklung der Sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in Brilon im Vergleich mit den Städten Meschede, Sundern, Attendorn und dem Hochsauerlandkreis. Hier schneidet Brilon in dem Zeitraum 2008 bis 2015 mit 122,5 deutlich vor den genannten Städten und dem Kreis ab mit mindestens 12,5 bis hin zu annähernd 27 Punkten Differenz zu Gunsten Brilons.

Die Zukunftsbranchen für Brilon nach Wirtschaftsstruktur wurde untersucht in den Bereichen a) Top-Branchen des HSK, b) Branchen- und Unternehmensstruktur in Brilon, c) Zusammenhänge zwischen Branchen der Region, d) Branchenschwerpunkte der Netzwerke und Cluster der Region und e) Ausrichtung der Hochschulen und Berufsschulen der Region. Das Schließen von Berufsschulen an verschiedenen Standorten ist das Sparen am falschen Ende. Denn wenn die Anreise zur Schule etwa zwei Stunden in Anspruch nimmt, ist die Gefahr groß, dass der jugendliche den Standort wechselt und den Ausbildungsplatz am Schulort nimmt. Für den Hochschulbereich gilt dass die Unternehmen mit den Hochschulen reden müssen, denn diese bieten auch dann Ausbildungen an die die Unternehmen benötigen.

Vom 19. Februar bis zum 23. April 2018 wurden 613 Unternehmen in Brilon angeschrieben. Lediglich 100 davon haben geantwortet. Die Befragung sollte die Meinungen und Wünsche der Unternehmen sichtbar machen. 73 Prozent der antwortenden fühlten sich in Brilon äußerst bzw. sehr wohl. 25 Prozent fühlten sich wohl und zwei Prozent fühlten sich kaum wohl. Die Abfrage über die Zufriedenheit mit dem Wirtschaftsstandort Brilon ergab das 82,7 Prozent der Befragten den Wirtschaftsstandort empfehlen. Lediglich knapp 18 Prozent  sagen nein zu dem Wirtschaftsstandort. Auf die Frage ob ihr Unternehmen in den nächsten drei Jahren eine Erweiterung oder Verlagerung plant, Antworteten fast 27 Prozent mit der Vorstellung der Erweiterung, 65 Prozent planen keine der abgefragten Möglichkeiten und acht Prozent gaben an den Standort verlassen zu wollen. Hier konnte aber Wirtschaftsförderer Oliver Dülme die Zahl schon nach unten korrigieren, da zum Abfragezeitpunkt  u. a. eine Betriebsauflösung dabei war. Laut Dülme kommen in dieses Abfrageraster z. Zt. Sechs Firmen in Frage. Bezüglich der Erweiterungsmöglichkeiten ist es für die Stadt im Moment nicht einfach, da sie nur noch über ca. acht Hektar Ansiedlungsfläche im eigenen Besitz verfügt.

Der Fachkräfte Mangel war auch eine Fragestellung an die Unternehmen, 64,5 Prozent gaben an Probleme bei der Findung von Fachkräften zu haben, lediglich 35,5 Prozent hatten hierzu keine Probleme. Fast ein Drittel der Befragten musste wegen Fachkräftemangel bereits Aufträge ablehnen. Die Befragung des Einzelhandels ergab ein vielschichtiges Bild. Angefangen von der Rücknahme der Pflastersteine  (Bahnhofstr.?) über bessere und günstigere Parkplätze bzw. Möglichkeiten bis hin zur Schaffung eines Einkaufszentrums um auch im Winter bummeln zu können, war alles vertreten.

Als Fazit lässt sich festhalten, es gibt viel zu tun. Fakten sind u. a. folgende: a) die Unternehmen sehen den Fachkräftemangel als Schwäche Brilons und Handlungsbedarf der Wirtschaftsförderung, b) Mehr als die Hälfte der Unternehmen hat keine Erweiterungsflächen, c) die Stadt wird von 88 Prozent der Unternehmen als mittel bis schwach profiliert bewertet, d) ein Drittel der Einzelhändler ist nicht zufrieden mit der Verkehrssituation und der Gestaltung der Innenstadt, die Internetanbindung wird als Schwäche Brilons benannt und der Großteil der Unternehmen sieht hier Handlungsbedarf. Zum letzten Punkt ist zu bemerken dass die Stadt den Breitbandausbau für das Gewerbe forciert hat und ein Großteil bereits über den Notwendigen Zugang verfügt. Die fünf herauskristallisierten Handlungsfelder die nur durch Projekte erreicht werden sind a) Fachkräfte, b) Gewerbeflächen, c) Standortmarketing, d) Einzelhandel/Innenstadt und e) Infrastruktur. Zu den einzelnen Projekten der vorgenannten Handlungsfelder wurden bereits Abläufe schematisiert wie Ausgangslage, Ziel, Handlungsempfehlung, Umsetzungsschritte und Organisation & Zeitplan. Gerade zu den Abläufen ist die o. g. Aussage, dass Legislaturperioden keine Einengung herbeiführen dürfen, zu beachten. Für den Bereich Standortmarketing ist eine Neupositionierung der Stadt Brilon notwendig mit dem Ziel als wirtschaftsfreundlicher und wirtschaftsstarker Standort in NRW bekannt zu werden.

BU.: Vorstellung der Standortstrategie für den Wirtschaftsstandort Brilon durch die MODULDREI Standortstrategie GmbH aus Dortmund.

1. li. Thorsten Wolff Vorstand Volksbank, Jörg Lennardt MODULDREI Dortmund, Oliver Dülme Wirtschaftsförderer BWT, Dr. Christof Bartsch Bürgermeister Brilon, Karl-Udo Lütteken Vorstand Volksbank

Quelle: Peter Kasper

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