Brilon-Totallokal: Start der Wanderausstellung Westfälische Hanse in Brilon
brilon-totallokal: Nach der Eröffnungsrede des Briloner Bürgermeisters Dr. Christof Bartsch, in der dieser seinen Vorgänger Bürgermeister Hülshoff und den damaligen Stadtdirektor Schüle besonders für ihr Engagement für die Hanse der Neuzeit und die Bewerbung Brilons für die Hansetage 2020 hervorhob, gab er einen kleinen Überblick über die Aktivitäten für 2020. Vieles ist aus der Planungsphase heraus und befindet sich nunmehr in der Umsetzung. Verantwortliche als Projektleitung sind Ute Hachmann, Michael Kahrig und Jörg Schlüter. Dr. Bartsch wies besonders daraufhin, dass die Westfälische Hanse als größte Sektion mit 49 Hansestädten, von Osnabrück im Norden bis Attendorn im Süden und Warburg im Osten bis Wesel im Westen, bei den Hansetagen 2020 vertreten sein wird.
Eine Wanderausstellung ist eine Ausstellung wenn sie wandert
Mit diesem Bonmot skizierte Winfried Dickel, Vorsitzender der Stiftung Haus Hövener, die Sinnhaftigkeit dieser Ausstellung. Er schloss sich den Ausführungen des Briloner Bürgermeisters an und ergänzte sie mit einem kurzen Überblick über die Aktivitäten in Bezug auf die Hanse und Westfälische Hanse. Die Idee zu dieser Ausstellung kam sowohl vom Briloner Heimatbund Semper Idem e. V. als auch vom Museum Haus Hövener. In seinen Ausführungen ging Dickel auf die Stifterin des jetzigen Museums Hauses ein und lobte ihre Stiftungsgründung als Initialzündung für die Stadt. Weiterhin skizierte er in einem Überblick die grenzüberschreitende Regionalkonferenz mit ca. 120 Teilnehmern aus der Region Brilon und dem angrenzenden Waldeck. Hieraus entstand der Länder übergreifende Geopark Grenzwelten.Die Stadt und Länder übergreifende Geschichtswerkstatt hat durch ihre Altwegeforschung ein Netzwerk der Hansestädte Soest, Lippstadt, Rüthen, Arnsberg und Korbach und den zahlreich an den Wegen liegenden Dörfern bereits vor zwölf Jahren geschaffen. Unter dem Motto „gehen – sehen – verstehen“ wurde der karolingische Heer- und Pilgerweg zwischen Olsberg und Obermarsberg, der Hanseweg zwischen Soest und Korbach, der Salzp(f)ad zwischen Lippstadt und Brilon, der Rhein-Weser-Höhenweg zwischen Wülfte und Kleinenberg, der Eisenweg zwischen Bontkirchen und der Weser, der Plackweg zwischen Arnsberg und Brilon erforscht und dokumentiert. Wenigen ist bekannt, das die Erforschung der Heidenstraße zwischen Winterberg und Korbach die Grundlage für den Sauerland Höhenflug war. Ebenso die Forschung zur Weinstraße zwischen Paderborn über Marsberg und weiter über den Römerweg bis Brilon und dann nach Olsberg führte zur Zeichnung des „Caminos“, Des Pilgerweges nach Santiago de Compostella in unserem Raum.
Der Historiker Dr. Christoph Thüer gab einen Impulsvortrag über die Auswirkung der westfälischen Hanse auf und in die Region. Feststeht, das ohne die Hanse ein Wohlstand nicht möglich gewesen ist. Die gute Lage der Städte und ein funktionales Wegenetz waren die Voraussetzungen für Handel und Wandel. Zur Zeit des Mittelalters war Blei das Metall der Zeit. So waren zum Beispiel Bleipfannen aus Brilon für die Salzsieder in Salzkotten und Lippstadt unabdingbar für die Salzgewinnung. Brilon hatte mit seinem Bleivorkommen nicht nur für die Salzsieder sondern auch für andere Gewerke Bedeutung. So wurde Blei aus Brilon auch an Thüringische Kupfermühlen geliefert. Neben Blei wurde die Galmei Gewinnung immer wichtiger. Ab 1500 überstieg der Eisenabbau die Blei und Galmei Gewinnung. War der frühere Handel mit den Waren ein „Ein Mann Geschäft“, herstellen vertreiben und Ware oder Münzen im Gegenwert nach Hause bringen, so änderte sich dieses hin zur Suche nach Handelspartnern in den Hansestädten, die auf eigenes Risiko diese Waren vertrieben. Im Gegenzug handelte der Lieferant mit den Waren seiner Handelspartner. Auf diese Art vergrößerten sich der Umsatz und das Absatzgebiet. Personalkosten entstanden hierdurch nicht. Der Wechsel zum Gemeinschaftshandel wurde durch diese Art eingeleitet. Es wurden sogenannte Karawanen, Hanse genannt, zum Transport und zur Sicherung der Ware gegen Überfälle eingeführt und somit eine gegenseitige Hilfe geschaffen. Hieraus entstand der „Westfälische Landfrieden“ in Form von Streitkräften die die einzelnen Städte vorhielten und an deren Finanzierung sich die Handelsleute beteiligten. Die Folge dieser Handelsentwicklung war die Einführung eines festen Wechselkurses der diversen Münzsysteme. Hierdurch wurden die Hansestädte das Tor zur Welt für die Handelspartner. Ab 1700 verlor die Westfälische Hanse an Bedeutung. Dieser Niedergang führte in manchen Bereichen dazu, dass die Landesherren Städte zwangen aus der Hanse auszutreten.
Carsten Schlömer, Museumsleiter Haus Hövener, erklärte in einem kurzen Überblick die Ausstellung. Sechs Monate Zeit waren notwendig diese Ausstellung mit sehr unterschiedlichen Exponaten auszubauen. Von der Bronzebüste des Lippstädter Stadtgründers über handwerkliche Ton- und Eisenwerke bis hin zum Stadtwappen der Stadt Herford aus Schokolade. Jetzt trifft es sich gut, dass diese Ausstellung im Winter startet und wenn dann noch die Raumtemperatur heruntergeregelt wird, kann dem Wappen nicht passieren. „Diese Ausstellung gibt einen Überblick über die Geschichte und was die Gegenwart auszeichnet“ so Carsten Schlömer.
Ab Januar 2019, nach den Weihnachtsferien, können Schulklassen der Klassen drei bis sechs mit ihren Lehrerinnen und Lehrern die Ausstellung besuchen. Sie erhalten Tabletts die sie durch die Ausstellung führen. Hierbei werden Fragen beantwortet und Aufgaben sind zu lösen. Hierdurch wird auch den jüngeren ein Zugang zur Geschichte des Wirtschafts- und Handelsraumes Brilon und Umgebung, sowie des Wirkens der Hanse ermöglicht. Die Ausstellung im Haus Hövener ist bis Anfang April 2019 an den üblichen Tagen geöffnet. Danach wandert sie Namensgemäß nach Warendorf. Dort finden in dieser Zeit vom 17. Bis 19. Mai 2019 die Westfälischen Hansetage statt. Vielleicht wandert ja die Ausstellung von Warendorf nach Medebach, wo 2019 das 175 Jahre Stadtjubiläum begangen wird. Die Wanderausstellung kann von jeder beteiligten Hansestadt gebucht werden. Die noch nicht beteiligten Städte können sie auch anfordern und sich dort darstellen. Weitere Informationen zu dieser Ausstellung gibt es im Haus Hövener, Telefon 02961 9639901.
BU.: Der Vorsitzende der Stiftung Haus Hövener, Winfried Dickel während seines Eröffnungsvortrags.
Quelle: Peter Kasper