Brilon-Totallokal: Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen
brilon-totallokal: Weihnachten ist heutzutage hauptsächlich eine Konsumveranstaltung. Die Art und Weise, wie wir in den reichen Ländern der Erde Weihnachten feiern, hat mit der Grundbedeutung dieses Festes so wenig zu tun, wie viele „Likes“ bei Facebook mit tatsächlicher Anerkennung und Freundschaft. Ursprünglich sollte an Weihnachten symbolisch der Geburtstag von Jesus Christus begangen werden, der damals noch mehrheitlich als der Erlöser der Welt betrachtet wurde. Im Laufe von über zwei Jahrtausenden prägte jede Zeit dem Ablauf des Weihnachtsfestes ihren Stempel auf. Die Weihnachtskrippen, die den Menschen, welche über sehr lange Zeit nicht lesen und schreiben konnten, die Weihnachtsgeschichte näherbringen sollten, waren in ihrer Ausführung auch immer ein Spiegel der jeweiligen Region.
Zur Krippendarstellung gesellten sich später ursprünglich „heidnische“ Motive, wie grüne Zweige oder der Weihnachtsbaum mit Lichtern. In neuerer Zeit geriet der christliche Ursprung des Festes immer mehr ins Hintertreffen. Auch die christlichen Symbole verschwinden mehr und mehr. Das Christkind wurde durch den Weihnachtsmann oder „Santa Claus“ als Geschenkebringer ersetzt und die Geschenke haben den ursprünglichen Sinn des Festes längst überlagert. Das Weihnachtsfest ist in unseren Breiten vom Hochfest des Christentums zum Hochfest des globalen Kapitalismus mutiert.
Während der historische Jesus einen strengen Antikapitalismus predigte, zum Beispiel bei der Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel, profitiert von der heutigen Ausrichtung des Weihnachtsfestes mit Amazongründer Jeff Bezos, zunehmend ein Mann, der von den christlichen Grundwerten weiter entfernt ist, als sein Sehnsuchtsplanet Mars von der Erde. Er ist einer der rücksichtslosesten Menschenschinder auf Erden und die Ökologie dieses Planeten ist ihm völlig gleichgültig, weil er davon überzeugt ist, dass er in ein paar Jahren mit einigen Auserwählten im Weltraum eine neue Heimat finden wird.
Dazu passt es natürlich, dass er sich standhaft weigert „irdische“ Steuern zu bezahlen, obwohl er sich der, durch diese Steuern geschaffenen Infrastruktur, reichlich bedient und wir alle für die ökologischen und sozialen Folgen seiner Unternehmung aufkommen müssen. Wenn Sie jetzt das Lesen dieser Zeilen unterbrechen müssen, weil gerade der Paketbote klingelt, können Sie sich die restlichen Zeilen auch sparen.
Für alle anderen: Was ist Weihnachten wirklich und wie können wir es schaffen, diesem Fest wieder etwas mehr Sinn und Seele einzuhauchen? Vielleicht sollten wir zunächst einmal realisieren, dass unsere Gesellschaft, gerade zu Weihnachten, unter „Konsumverstopfung“ leidet. Nach dem Motto „Weniger ist mehr“ sollte man die Dinge in den Vordergrund stellen, die nichts kosten aber mehr zum Wohlbefinden beitragen als dumpfer Konsum: Mitmenschlichkeit, Zeit für und Frieden in der Familie, all diese Dinge kann man nicht einfach mit Mausklick im Internet bestellen. Sie sind aber die wichtigste Voraussetzung für wirklich gelungene Feiertage.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest.
Ihr Norbert Schnellem