Brilon-Totallokal: Neue Handwerkskunst in Brilon mit besonderem Bezug zum Kaffee aus nachhaltigem Anbau
brilon-totallokal:Brilon hat einen neuen Anlaufpunkt, das „Quadro-Coffee-Roasters“ (führende Kaffee-Röster). Zahlreiche Besucher kamen zur Neueröffnung der Coffee & Snackbar am Ostring 2. Farmer Anrés Quintanilla Bellucci kam eigens aus El Salvador angereist. Abgerundet werden die vielfältigen Kaffee- und Espressoangebote durch eine Stullenschmiede und ein süßes Sortiment aus Kuchen und Torten.
Im Hintergrund das Rathaus auf einer Leinwand, hinter dem Tresen ein geschultes Team von fünf Mitarbeitern. Der Duft von frischem Kaffee liegt in der Luft. Man fühlt sich heimelig in der schönen Atmosphäre mit Industrial Design. „Hier wird Wertschöpfung betrieben“, schildert Inhaber Dominic Neumann. „Wir bieten hier Fair-Trade-Kaffee mit Direktverkauf an.“ An einem der Tische sitzt Farmer Anrés Q. Bellucci. Er erläutert einer Interessentin, wie er seine Kaffee-Plantagen bewirtschaftet. Der Farmer besitzt zwei Plantagen in El Salvador, insgesamt 90 Hektar. Ein kleiner, mittelständiger Betrieb mit durchgehend 47 Angestellten. Höchste Qualität ist der Anspruch an die Bewirtschaftung und so zahlt er allen Angestellten auch ein festes Gehalt weit über dem Durchschnitt. Im Nebenraum liegen Jutesäcke mit Kaffeebohnen. Zwei Röster lassen erahnen, dass hier die Bohnen geröstet werden. Die Kaffeebohnen stammen u. a. von den Feldern von Bellucci – importiert über nur einen einzigen Zwischenhändler aus Mannheim. „Genau das macht dieses Konzept so interessant, denn es gibt nicht viele, die als kleines Unternehmen so einen Bezug zum Kaffee als Rohprodukt haben“, schildert Zweiradmechanikermeister Neumann.
Direktverkauf bedeute auch, langfristig eine hohe Qualität zu sichern und für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation zu ermöglichen. Der Anspruch an beste Qualität, Nachhaltigkeit auf den Plantagen sowie faire Entlohnung sind dem Geschäftsinhaber wichtig. Er kennt die familienbetriebenen Lieferanten seiner vier Kaffee-Lieferanten aus El Salvador, Indien, Mexiko und Brasilien. Ein Lieferant aus Äthiopien komme demnächst noch dazu.
Rustikale Stullenschmiede
In der Theke liegen appetitlich rustikal zubereitete Stullen. Sie sind belegt mit Mett, Leberwurst, Kochschinken, Salami, Parmesan und Zwiebeln. Croissants liegen weiter hinten. „Das ist unsere Stullenschmiede“, so Neumann. Nachmittags runden süße Snacks, Kuchen und Torten das Sortiment ab. „Alles kommt von regionalen Anbietern. Backwaren und Wurst sind von einem traditionellen Bäcker und einem Metzger aus Brilon. Die Milch ist von einer Upländer Molkerei. Qualität aus der Region, wo auch unsere Kunden sind“, erklärt er und „Wir arbeiten nur mit regionalen Produkten.“ Sein Plan: Demnächst auch die Gastronomie vor Ort zu beliefern.
Doch zurück zum Kaffee. Das koffeinhaltige Heißgetränk ist Kult und das Lieblingsgetränk der Deutschen. Millionen Menschen begleitet das aromatische Volksgetränk durch den Tag. Immer mehr Genießer zelebrieren ihn, den von Hand aufgebrühten Filterkaffee am Morgen bis zum Crema-gekrönten Espresso als Abschluss eines guten Essens. Die Variationsmöglichkeiten sind schier endlos: Wer Kaffee mag, findet unter den zahllosen Alternativen seinen Favoriten. „Man kann das mit dem Wein vergleichen, jeder Wein hat einen anderen Geschmack“, schildert der Zweiradmechaniker-Meister.
Von der Liebe zum Kaffee bis zur Umsetzung
Doch wie kommt ein Zweiradmechaniker-Meister auf die Idee, ein exquisites Geschäft für Kaffeegenießer zu eröffnen?
„Ich bin leidenschaftlicher Kaffee-Liebhaber. Was ich bis jetzt getrunken habe, war häufig eine Einheitsbrühe. Die Kaffee-Kompetenz hat leider oft eine untergeordnete Bedeutung in der hiesigen Gastronomie. Und so kam ich auf die Idee, ein Konzept mit dem Bike-Store zu vereinbaren“, so der qualitätsbewusste Unternehmer. Er informierte sich über die höchsten Kaffeekompetenzen in Deutschland und kam auf Dr. Steffen Schwarz aus Mannheim. Neben dem Vertrieb führt Dr. Schwarz das europaweit größte Schul- und Ausbildungszentrum „Coffee Consulate“. Neumann absolvierte bei ihm eine Coffeeologen-Ausbildung und erlernte alles rund um den Kaffee – von der klassischen Theorie über die Bohne (u. a. Botanik, Anbau, Lagerung, Röstung, Zubereitung) bis hin zu modernen Rezepten.
Was macht einen guten Kaffee aus?
Farmer Anrés Quintanilla Bellucci erläuterte den interessierten Besuchern, welche Faktoren den Geschmack ausmachen. Nicht ölig dürfen die Bohnen sein, eine einheitliche Farbe müssen sie haben. Coffeeologe Julian Thoma unterstützte ihn bei seinen Erläuterungen, denn Bellucci spricht hauptsächlich Englisch.
„Es können alle ihren Job bis zu einer bestimmten Stufe noch so gut machen, bei der Zubereitung kann dann noch so einiges schief gehen.“ (Inhaber Dominic Neumann)
„Einerseits sind es die Bohnen, andererseits ist es ein guter Röster“, klärte Bellucci die Gäste auf. Neben der Sorte haben das Anbaugebiet, die Reifezeit, die Trocknung, die Röstung, der Mahlgrad, die Mischung und letztlich die Zubereitung Einfluss auf Geschmack und Qualität. Das Mikroklima werde mit drei bis über sechs Meter hohen Schattenbäumen gesteuert. Aus sechs Kilogramm Kaffeekirschen erntet er ein Kilogramm Rohkaffee. Beim Rösten vor Ort finde schließlich der aromabildende Prozess statt, wo die Bohnen ihre Gase verlieren. „Zwei Kilo Bohnen kommen in einen Röster, bis zu zehn Tonnen im Jahr können wir mit den beiden Maschinen produzieren“, ergänzt Kaffeeröster Alex Ferraz. Nach 20 bis 30 Minuten kommen die braunen Kaffeebohnen aus dem Röster und müssen nur noch abkühlen. Auf Wunsch werden sie dann im Shop gemahlen und verpackt. Wobei das Mahlen auch wieder eine Kunst für sich ist, denn jede Kaffeemaschine, jeder Filter hat einen anderen Mahlgrad. Dieser muss angepasst werden und das setzt Beratung voraus. Zubereitung und Beratung sind Neumann und seinem Team besonders wichtig, denn „Es können alle ihren Job bis zu einer bestimmten Stufe noch so gut machen, bei der Zubereitung kann dann noch so einiges schief gehen.“ Erst das perfekte Zerkleinern am Ende der Produktionskette ermögliche der Bohne den großen Geschmack um das Beste aus ihr herauszuholen. „Jede Veränderung dieser Größen dient immer dem Ziel, dass das am Ende seitlich aus dem Mahlwerk ausgetretene Kaffeemehl so beschaffen ist, wie es der Kunde für seine Art der Zubereitung braucht“, schildert Neumann.
Der Kunde hat die Qual der Wahl: Rund zwanzig verschiedene Sorten, jeweils als Espresso und als Kaffee-Röstung, stehen im Regal. Und es kommen ständig welche hinzu. Demnächst soll das umfangreiche Angebot auch online erhältlich sein.
Und welchen Tipp gibt der Coffeeologe, wenn man seinen Kaffee noch auf herkömmliche Art mit Filter brüht? „Dann lassen Sie zuerst heißes Wasser durchlaufen, denn der Klebstoff beeinflusst den Geschmack.“
Öffnungszeiten:
Mo. – Fr.: 7:30 Uhr bis 19:00 Uhr
Sa. u. So.: 9:30 Uhr bis 18:00 Uhr
Quelle: Silke Nieder