Kunst und Geschichte – über das eine zum anderen

Brilon-Totallokal: Schülerausstellung im Museum zeigt einen neuen Zugang zur Briloner Geschichte

brilon-totallokal: Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Petrinum beweisen, dass es viele Zugänge zur eigenen Geschichte gibt. Ab sofort ist eine Foyerausstellung der Gymnasiasten im Museum Haus Hövener zu sehen.

Wie kann man die Geschichte der eigenen Region, des eigenen Zuhauses erzählen? Wie kann man einen Zugang zur Vergangenheit bekommen? Und welchen Sinn hat dies?

Genau diese Fragen sind es, die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Petrinums bewegten. In Brilon und den Dörfern lebten viele Menschen, die jeweils ihre eigene Persönlichkeit und Geschichte hatten. Egal ob der Bauer in der Ackerbürgerstadt Brilon, der Unternehmer am Marktplatz oder das Kind im Dritten Reich, alle diese Beispiele stellen Personen dar, die hier ihre Spuren hinterließen. Sie alle sind Teil der kollektiven Identität der heutigen Menschen in und um Brilon.

In einem Kunstprojekt am Gymnasium Petrinum versuchten die Schülerinnen und Schüler nun, diese unterschiedlichen historischen Biographien neu zu verstehen. Sie beschäftigten sich mit der Geschichte von realen und beispielhaften Persönlichkeiten aus Brilon und entwickelten Kunstwerke, die das Leben und Wirken der gewählten Biographie inszenieren.

Was entstand, ist eine Foyerausstellung unterschiedlichster Geschichten. Eine stilisierte Uniform aus dem Dritten Reich, die Reisekoffer jüdischer Mitbürger während der Flucht und die bürgerlichen Gemälde und Schriften der Gewerken vor 300 Jahren erzählen von Krisen und Höhepunkten der Stadtgeschichte.

Ziel des Projektes war, dass die Abiturentinnen und Abiturienten ein Gespür dafür bekommen, wie man die eigene Identität erforschen und erlebbar machen kann. Nicht das manchmal eintönige Lernen von Fakten aus Schulbüchern war Gegenstand des Projektes, sondern die Betrachtung und Interpretation des kulturellen Erbes aus dem Museumsarchiv. Ein derartiges Unterfangen sensibilisierte die Projektteilnehmerinnen und –nehmer, wie unterschiedlich und facettenreich die Vergangenheit in der Region war. Im Vordergrund stand dabei die eigene Kreativität, die Freiheit eine Geschichte erzählen zu können, die sich dem Betrachter der Werke ebenfalls erschließt. Der Leidensweg der Heilerin Veronika, die vor fast 300 Jahren in Brilon wegen Zauberei inhaftiert wurde, verdeutlicht dies. Alle einzelnen Stationen ihres Hexenprozesses sind im Kunstwerk dargestellt. Geradezu düster wirkt es. Allerdings erzählt die Vergangenheit hier auch eine Geschichte, wie es einer Frau gelang, das Gericht in Brilon zumindest zweifeln zu lassen. Gebildet und belesen verstand die Angeklagte es, die Vorwürfe gegen sie abzuschwächen.

Alle Projekte helfen dem Betrachter, die Geschichte besser zu verstehen. Sie stellen einen fiktionalen Zugang zur eigenen realen Vergangenheit dar. Ein moderner Ansatz ist dies allemal. Und auch eine spannende Spurensuche in der Briloner Stadtgeschichte.

Quelle: J. Droste, Schulleiter Petrinum

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