Die Diözesan-Arbeitsgemeinschaft der Behindertenhilfe im Erzbistum Paderborn berät kritisch die Auswirkungen des Bundesteilhabegesetzes und wählt einen neuen Vorstand
brilon-totallokal: Die Umsetzung des Bundesteilhabgesetzes, das Menschen mit Behinderung mehr Selbstbestimmung und Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft ermöglichen soll, geht in seine entscheidende Phase. Die dritte Reformstufe, die am 1. Januar in Kraft tritt, sorgt angesichts zahlreicher Neuerungen weiter für Kritik und Sorge bei den Betroffenen: bei Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen, aber auch bei Einrichtungen und Diensten der Behindertenhilfe. „Die Verunsicherung ist auf allen Seiten groß“, sagte Heinz-Georg Eirund, Vorsitzender der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft der Einrichtungen und Dienste der Behindertenhilfe und Psychiatrie im Erzbistum Paderborn (DiAG Behindertenhilfe) bei der Mitgliederversammlung in den Werkstätten St. Martin in Brilon.
Die Arbeitsgemeinschaft vertritt die Interessen von 155 Diensten, Einrichtungen und Trägern, die mehr als 9000 Menschen mit Behinderung beraten, betreuen, bilden und fördern. Allein der Caritasverband Brilon berät, hilft und begleitet Menschen mit Behinderungen in allen Altersstufen. Zu den Diensten und Einrichtungen gehören die Frühförderung mit Motopädie, der Kombinierte Kindergarten St. Andreas, die Caritas-Werkstätten St. Martin mit Standorten in Brilon, Marsberg und Winterberg, das Ambulant Betreute Wohnen sowie die Wohnhäuser für Menschen mit Behinderung in Brilon und Winterberg mit insgesamt 176 Bewohnern. Letztere müssen sich bereits jetzt auf die Änderungen durch das BTHG einstellen.
„Auch wenn durch den Landesrahmenvertrag erste konkrete Angaben zur praktischen Anwendung des Gesetzes gemacht sind, kehrt bei den Betroffenen und den Einrichtungen angesichts der noch anstehenden Herausforderungen keine Ruhe ein“, sagte Heinz-Georg Eirund, der als Vorstand der Caritas Brilon die Veränderungen durch das Gesetz aus verschiedenen Praxisbezügen und Gesprächen kennt. „Die Bürokratie ist erdrückend, wird nicht angemessen refinanziert und ist letztlich nicht hilfreich in der Sache“, kritisiert er. Aber: „Wir sind froh, dass die örtlichen Sozialhilfeträger sehr kooperativ und lösungsorientiert sind.“
Einen Ausblick darauf, wie die Hilfe für Menschen mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen künftig aussehen wird, gab Michael Brohl, Geschäftsführer der DiAG Behindertenhilfe. „Die Caritas NRW fordert schon lange, dass Leistungen für Menschen mit Behinderung nicht mehr mit einem undifferenzierten Pauschalbetrag abgegolten werden. Vielmehr sollten sich Hilfen stärker am Bedarf der einzelnen Person orientieren und auch individueller vergütet werden.“ Die Wohlfahrtsverbände hätten sich daher mit den Landschaftsverbänden auf die Einführung eines modularen Leistungssystems in NRW geeinigt, erklärte Brohl, der seitens des Diözesan-Caritasverbandes Paderborn maßgeblich an den Verhandlungen zum Landesrahmenvertrag beteiligt war. Das modulare Leistungssystem ermögliche es, das Hilfepaket für einen Menschen mit Behinderung aus verschiedenen Leistungsbausteinen zusammenzusetzen. Für Einrichtungen und Dienste der Behindertenhilfe gelte es nun, sich auf die Veränderungen vorzubereiten und etwa die eigenen Fachkonzepte anzupassen, sagte Brohl. Auch Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen müssten in diesem Prozess mitgenommen werden. Das neue Leistungssystem werde bis 2023 schrittweise eingeführt.
Bei Vorstandswahlen der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft Behindertenhilfe wurden die bisherigen Amtsinhaber Heinz-Georg Eirund (Vorstand Caritas Brilon) als Vorsitzender sowie Elke Krause (Caritas Dortmund) und Gabriele Leifels (SKM Lippstadt) als stellvertretende Vorsitzende einstimmig wiedergewählt. Zudem verabschiedete die DiAG Behindertenhilfe eine neue Arbeitsordnung.
Foto: Wurden bei der Mitgliederversammlung der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft der Behindertenhilfe und Psychiatrie im Erzbistum Paderborn als Vorstand für drei weitere Jahre im Amt bestätigt (v. l.): der Vorsitzende Heinz-Georg Eirund (Caritas Brilon) sowie die stellvertretenden Vorsitzenden Elke Krause (Caritas Dortmund) und Gabriele Leifels (SKM Lippstadt). Geschäftsführer Michael Brohl (r.) gratulierte zur Wiederwahl.
Info: Diözesan-Arbeitsgemeinschaft Behindertenhilfe
Die Diözesan-Arbeitsgemeinschaft der Behindertenhilfe und Psychiatrie (DiAG Behindertenhilfe) im Erzbistum Paderborn ist ein Fach- und Beratungsgremium für die katholischen Einrichtungen und Dienste der Behindertenhilfe im Erzbistum Paderborn. Sie bündelt die Interessen der 23 Orts- und Kreis-Caritasverbände im Erzbistum Paderborn sowie von gemeinnützigen Anbietern sozialer Dienstleistungen und vertritt die Interessen von 155 Diensten, Einrichtungen und Trägern, die mehr als 9000 Menschen mit Behinderung beraten, betreuen, bilden und fördern. Die Treffen dienen dem Informations- und Erfahrungsaustausch. Ziel ist es, die Angebote und Hilfen für Menschen mit Behinderung weiterzuentwickeln. Dazu gehören etwa die Themenkreise Inklusion, Selbstbestimmung, Teilhabe am Leben und Arbeiten.
Quelle: Sandra Wamers, Caritasverband Brilon e.V. / Foto: Sandra Wamers