Bestwiger Unternehmen blicken optimistisch in die Zukunft
brilon-totallokal: Mit gemischten Gefühlen haben die Bestwiger Unternehmer dem Weiterbau der A46 entgegengeblickt. Es ist zwar noch zu früh, um zuverlässige Auswirkungen auf die Geschäftssituation zu erkennen zu können. Dennoch hat die Werbegemeinschaft Bestwig rund einen Monat nach Eröffnung des neuen Teilstücks eine kleine Umfrage gestartet.
Deutlich weniger Autos fahren durch Bestwig. Doch ist das auch gleichzusetzen mit weniger Kunden? Da sie am meisten von den möglichen Auswirkungen einer nachlassenden Frequentierung betroffen sind, wurden Einzelhändler, Gastronomen und ein Tankstellenbetreiber befragt.
Geschäftlich hat Mirko Gockel vom Elektrofachhandels EFH keinen Nachteil bemerkt. Die Stammkundschaft wohnt direkt im Ort oder der nahen Umgebung. „Uns suchen die Kunden gezielt auf, nicht weil sie gerade vorbeikommen. Da sind jetzt etwas kürzere Fahrtzeiten sogar eher von Vorteil.“ Der hohe Verkehr könnte unter Umständen vorher auch einige Kunden verschreckt haben, vermutet der Geschäftsführer, will die Situation aber noch genauer beobachten.
Er glaubt nicht, dass er der Entwicklung durch verstärkte Werbemaßnahmen entgegenwirken muss. „Hin und wieder habe ich einen kleinen Streetfood-Stand vor dem Geschäft. Dort halten sich Gäste nun auch mal etwas länger auf und nehmen ihr Essen direkt an Ort und Stelle an Stehtischen zu sich. Vorher wäre das kein Genuss gewesen.“
Kaum anders sieht es im Fachmarkt Elektro-Maschinen Hegener aus. „Für mein Geschäft sehe ich tatsächlich auch nur Positives“, freut sich Geschäftsführerin Simone Hegener. Typische Mitnahmeartikel gibt es auch dort nicht. Kunden, die in den vergangen Jahren die Ortsdurchfahrt gemieden haben, würden nun wieder den Weg ins Geschäft finden.
Auch das Möbelhaus MMB lebt weniger von Spontankäufen. „Die Kunden freuen sich eher, wenn sie am Freitagnachmittag gut durch Bestwig und zu uns kommen,“ erzählt Geschäftsführerin Derya Eroglu. Der Möbelmarkt hat immer schon reichweitenstarke Werbeaktionen gestartet und damit gute Erfahrungen gemacht. Darum gibt es zurzeit keine Pläne, mit anderen Maßnahmen als bisher neue Kunden zu locken.
Schnell mal anhalten und auf dem Weg nachhause ein paar Lebensmittel kaufen, das ist gängige Praxis bei vielen Pendlern. Doch selbst Jochen Gerlach, Besitzer der EDEKA Marktes sieht Vorteile. „Bewohner der Randbezirke Velmede und Nuttlar, die sonst vielleicht nach Meschede oder Olsberg gefahren wären, können uns nun ohne Stau erreichen.“ Dass manche Kunden nun auf dem Weg über das neue Autobahnteilstück nicht mehr den Weg zu ihm finden, hat er allerdings auch schon bemerkt.
Die Bäckerei Adolph in Velmede hat sogar gleich in den ersten zwei Wochen nach Eröffnung einen spürbaren Umsatzrückgang erlebt. „Das haben wir aber bereits wieder aufgeholt“, ist sich Betreiber Peter Junker sicher und hofft auf neue Kunden, die im nun ruhigeren Ort wieder ihren Weg zu ihm finden würden. Er hat sogar Pläne für die Zukunft, wolle aber erst einmal beobachten, wie sich die Situation weiterentwickelt.
Auch außerhalb des Doppelortes merken die Geschäfte, dass sich der Verkehr „gefühlt“ halbiert hat. Die ersten Wochenenden im Januar und Februar werden entscheiden, ob sich die Entwicklung positiv oder negativ bemerkbar macht“, ist Ernst Hester überzeugt. In seinem Gasthof am Nuttlarer Dümel machen nicht selten Wintersportler auf der Rückreise aus den Skigebieten Halt. Wie sehr sich das bemerkbar macht, will er aber erst abwarten. „Die meisten Gäste kommen nicht spontan, sondern reservieren vorher.“
Die Befragten sehen keine Notwendigkeit, künftig durch stärkere Werbemaßnahmen auf ihren Betrieb aufmerksam zu machen. Beispielsweise Tankstellen ist es kaum möglich, durch gezielte Maßnahmen zusätzlich Kundschaft anzuziehen. Dennoch blickt auch Michael Biedermann, Betreiber der AGRAVIS Tankstelle in Borghausen hoffnungsvoll in die Zukunft. „Wir haben Kunden aus dem gesamten Raum Bestwig bis nach Brilon. Die fahren dahin, wo der Sprit am günstigsten ist. Viele haben Kundenkarten, die kommen auch weiterhin. Vom Durchreiseverkehr haben wir weniger profitiert.“ Ob sich das Ausbleiben der Niederländer überhaupt bemerkbar macht, werde der Jahresanfang zeigen. Er blickt sogar optimistisch in die Zukunft. Die Pläne direkt neben seiner Tankstelle neue Märkte anzusiedeln, werde auch ihm neue Kunden zuführen.
Raumausstatter Thomas Hilgenhaus aus Nuttlar erwartet für sein Geschäft hinsichtlich der A46 nur positive Veränderung der geschäftlichen Situation. Er ist schneller beim Kunden, und der Kunde bei ihm. Hinsichtlich der Verkehrssituation sieht er allerdings ein anderes Problem auf sich zukommen: Die neue Ampel am nur wenige Meter entfernten Bahnübergang. „Die hätten wir in den letzten zehn Jahren gebraucht, da war die Straße so voll, dass es Rückstau gab. Jetzt, da der Verkehr fließt, wird mit Ampeln wieder neuer Stau verursacht.“ Mal abgesehen von Emissionen und Bremsstaub, habe er dann gleich die nächste Baustelle vor der Haustür.
Quelle (Text / Bild): Susanne Schulten / Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen