Gehörlosen-Seelsorge: Hinter jeder Zahl steht ein Mensch

 

Heidi Bunse-Großmann verantwortet die Gehörlosen-Seelsorge in den Kirchenkreisen Soest-Arnsberg und Hamm

 

brilon-totallokal: Man kann sich dem Thema natürlich rein statistisch nähern. Dann ist es ein Thema für und über Minderheiten. Knapp zwei Promille der deutschen Bevölkerung sind gehörlos oder so hochgradig schwerhörig, dass sie auf Gebärdensprache angewiesen sind. Für die Evangelische Landeskirche bedeutet das, dass etwa 4000 ihrer Mitglieder zu dieser Gruppe gehören.

 

Und damit ist es  längst nicht mehr nur ein statistischer Zahlenwert, sondern eine Größenordnung, um die man sich kümmern sollte. Und das macht man: Deshalb gibt es auf Ebene der Landeskirche insgesamt 6,5 Stellen in der sogenannten Gehörlosenseelsorge.

 

Heidi Bunse-Großmann verantwortet die Gehörlosen-Seelsorge
Heidi Bunse-Großmann ist Gehörlosen-Seelsorgerin

Im Kirchenkreis Soest-Arnsberg hat diese Aufgabe jahrelang Pfarrer Norbert Ziegler aus Werl übernommen. Mit dessen Eintreten in den Ruhestand Anfang dieses Jahres ist nunmehr Pfarrerin Heidi Bunse-Großmann (Hamm)  zuständig. Zu ihrem Aufgabenbereich gehört dabei auch noch die Gehörlosengemeinde Hamm.

 

Bunse-Großmann hat bereits vor Jahren Schulungen in der Deutschen Gebärdensprache, die seit 2002 gesetzlich anerkannt ist, besucht. „Mein Ziel als Hörende war es“, so die Pfarrerin, „mich in der Welt der Nicht-Hörenden zurecht zu finden.“ Das ist ihr inzwischen mehr als gelungen. Auch wenn sie sich selbst immer noch als Lernende bezeichnet und ihre Kenntnisse in der Gebärdensprache weiter vervollkommnet.

 

Dass sie mit einer halben Pfarrstelle – mit der anderen Hälfte ist sie weiterhin Pfarrerin im Kirchenkreis Hamm – nun einen gewaltig großen Bereich betreut, flößt ihr zwar den nötigen Respekt ein, hemmt aber nicht ihr Engagement: „Auf die Fläche darf ich gar nicht draufgucken. Das ist schon enorm. Aber hier geht es ja in erster Linie nicht um Fläche und Kilometer, sondern um Menschen.“

 

Jeweils einmal im Monat gibt es sonntags in Hamm, Lippstadt oder Soest entsprechende Gottesdienste in Gebärdensprache. Die finden in der Regel in Gemeindehäusern statt, weil es in den Kirchen häufig schlechte Lichtverhältnisse gibt.

 

Doch damit nicht genug, denn die Landeskirche versteht die Gehörlosenseelsorge als ganzheitliches Konzept – als gebärdensprachliche Gemeindearbeit. Deshalb gehören auch seelsorglich-diakonische Angebote sowie Bildungsarbeit und die Pflege der Ökumene zum Aufgabenspektrum von Heidi Bunse-Großmann. Damit auch Menschen mit diesem Handikap Kirche in ihrer ganzen Vielfalt erleben und mitgestalten können: Taufen, Konfirmationen, Trauungen, Bestattungen – all das gehört dazu.

 

„Der Bedarf ist in jedem  Fall da“, weiß die Pfarrerin aus ihrer praktischen Arbeit und formuliert ihre eigene Motivation wie folgt:  „Es mögen ja zahlenmäßig nicht so viele Menschen sein. Aber hinter jeder Zahl steht ein Mensch. Ein Mensch, um den wir uns gerne kümmern.“

 

Weitere Informationen: www.gebaerdenkreuz.de

 

Bild: Heidi Bunse-Großmann ist Gehörlosen-Seelsorgerin für die Kirchenkreise Soest-Arnsberg und Hamm.

 

Foto: Hans-Albert Limbrock

Quelle: Hans-Albert Limbrock

 

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