Brücke zwischen der Spähre der Musik und jedem Menschen im Raum
brilon-totallokal: Beim Klavierabend am Sonntag, 16. Februar 2020 im Bürgerzentrum Kolpinghaus Brilon stellte der Pianist Leonhard Dering zwei Gipfelwerke der Klaviermusik gegenüber: Die große Klaviersonate h-Moll von Franz Liszt der letzten Klaviersonate c-Moll op. 111 von Ludwig van Beethoven. Klavierwerke von Alexander Skrjabin rahmen das Ereignis. Als Zugabe spielte er Franz Liszt „Die Wasserspiele der Villa d’Este“. Der exzellente Nachwuchspianist zog seine Zuhörerinnen und Zuhörer in den Bann, voller Hingabe spielte er alle Stücke frei und erntete großen Applaus.
„Besonders hat mich gefreut, dass einige Kinder und Jugendliche dabei sein konnten, die mir völlig gebannt zugehört haben – das hat mich sehr motiviert“, berichtet Leonhard Dering. „Beim Spielen versuche ich immer, eine Brücke zwischen der Spähre der Musik und jedem einzelnen Menschen im Raum aufzubauen und zu halten. Das fordert aber auch die Bereitschaft eines Zuhörenden, sich darauf einzulassen und zu öffnen.“
In der heutigen Welt geht Kommunikation meist über die Augen. Zum Beispiel über die zahlreichen Displays unseres Alltags. Der Bezug zu den Ohren fehlt. Die ganze Erfahrungs-Kapazität und Sensibilität dieses Sinnesorgans lernen viele gar nicht richtig kennen. „Viele Probleme und Bedrohungen unserer heutigen Gesellschaft führe ich darauf zurück, dass wir nicht mehr fähig sind, einander richtig zuzuhören“, kritisiert der 29-jährige Pianist und bemängelt gleichzeitig, dass etwa die h-Moll-Sonate von Liszt als kulturell relevantes Musikwerk auf den Lehrplänen fehlt. Goethes „Faust“ hingegen sei Pflichtlektüre für die meisten Schülerinnen und Schüler.
Gut und spannend gespielter klassischen Musik bewusst zuzuhören sei einfach und dabei ein intensives Erlebnis: vergleichbar einem Bad im Ozean oder dem Aufstieg auf einen hohen Berg.
Quelle (Text & Bild): Christoph. Kloke/ BWT „Brilon Kultour“