Tipps für Führungskräfte von Managementprofessor Dr. Ralf Lanwehr von der Fachhochschule Südwestfalen
brilon-totallokal: Wie führt man Mitarbeiter im Homeoffice? Eine Frage, der sich zahlreiche Führungskräfte im Zuge der Corona-Krise recht plötzlich stellen mussten. Prof. Dr. Ralf Lanwehr von der Fachhochschule Südwestfalen beschäftigt sich schon lange mit dem Thema und hat konkrete Tipps parat.
„Die Empfehlung für die virtuelle Führung ist, mehr zu kommunizieren als üblich, die Kommunikation also bewusst nicht auf das Wesentliche zu begrenzen“, erklärt der Managementprofessor. Warum? „Weil die Kommunikation über Telefon, Mail oder Video beschränkt ist – das führt zu Missverständnissen und darüber zu unproduktiven Konflikten.“ Zum Beispiel, wenn ein Mitarbeiter eine Mail in den sprichwörtlichen falschen Hals bekomme und mehr über das Verhältnis zu seinem Vorgesetzten nachdenke als über die eigentliche Aufgabe. Um dies zu vermeiden, rät Lanwehr Führungskräften konkret: Zeigt Wertschätzung, führt sinnvolle Regeln ein und erzeugt eine Kultur der Transparenz!
Ein zentraler Aspekt dabei ist für ihn das sogenannte Paradoxon der Wertschätzung. „Fragt man Führungskräfte, ob sie ihre Mitarbeiter genug wertschätzen, sagen diese meist ja“, so Lanwehr. „Fragt man Mitarbeiter, sehen die das meist nicht so.“ Die Wirkung von Wertschätzung werde von Führungskräften oft unterschätzt, das Ausdrücken von Anerkennung häufig als peinlich empfunden. Mitarbeiter hingegen wünschten sich ausdrückliche Wertschätzung. „Die lässt sich recht einfach zeigen, indem man Zeit miteinander verbringt“, meint Lanwehr, „ auch virtuell.“ Private Anekdoten in der Videokonferenz, bevor man über die Arbeit spricht, Aufmerksamkeit zeigen, hilfsbereit sein: es gebe viele Möglichkeiten, dies umzusetzen. Aus eigener Erfahrung empfiehlt der Professor, auf Rituale zu setzen, zum Beispiel ein gemeinsames virtuelles Feierabendbier.
„Freiheit braucht Regeln“, kommentiert Lanwehr die größere Flexibilität, die sich Beschäftigten im Home Office biete. Wichtig seien clevere Regeln für die virtuelle Kooperation. Präzise formulierte Aufgaben und regelmäßige Checks könnten hier helfen. Und auch, regelmäßig Drecksarbeiten als Vorgesetzter selbst zu übernehmen. Letzter wichtiger Punkt ist für Lanwehr die Transparenz. Was steckt hinter welchem Verhalten, welche Überlegungen, welche Abläufe? Umsetzen liesse sich das durch – genau – möglichst offene und klare Kommunikation. Also beispielsweise durch möglichst gleiche Redeanteile in der Videokonferenz oder durch transparente Darlegung eigener Fehler. Und noch ein Hinweis Lanwehrs: „Wenn Sie eine andere Person für einen Idioten halten, sind Sie mit einiger Wahrscheinlichkeit selbst der Idiot.“ Dies bezeichne man als fundamentalen Attributionsfehler im Sinne von Voreingenommenheit. In diesem Sinne: „Seien Sie kein Idiot.“
Bild: Prof. Dr. Ralf Lanwehr
Fotorechte: Privat
Quelle: Prof. Dr. Ralf Lanwehr